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Alt 03.02.2007, 16:11
HolgerS HolgerS ist offline
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Standard AW: Meine Mutter hat es getroffen!

Wünsche frohe Weihnachten gehabt zu haben.

Lange habe ich überlegt, ob ich das Forum noch einmal besuche. Warum eigentlich? Warum eigentlich nicht? Ich weiß es nicht. Der PC wurde einmal komplett überspielt und somit auch die ganzen "Favoriten". Aber irgendwie habe ich zwar Euch aber nicht meine Besuche hier vermisst.

Warum bin ich jetzt und heute wieder hier? Das liegt daran, weil ich Euch verspätet ein frohes und hoffentlich glückliches Jahr 2007 wünschen möchte. Dann weil ich mich freue, dass ein Teil meiner Familie (mein Bruder Bruder Niels mit seiner lieben Frau und seiner tollen Tochter) nächste Woche wieder den weiten Weg nach NRW antreten (diese Freude habe ich hier schon öfter verewigt ). Der eigentliche und wichtigste Grund ist aber, weil ich etwas nicht für mich behalten wollte. Und zwar gab es letzte Woche eine Pressemitteilung, die für den einen oder anderen vielleicht wichtig sein könnte. Mag sein, dass sie hier auch schon veröffentlicht wurde. Ich mag jetzt aber nicht alle Beiträge lesen.

Und zwar ist am 30.01.2007 die europäische Zulassung für die Therapie des metastasierten Pankreaskarzinoms mit Erlotinib (Tarceva) gegeben worden.
"Es handelt sich dabei um ein Medikament von Roche. Die Studienergebnisse haben belegt, dass Patienten, die zusätzlich zur Chemotherapie Erlotinib erhielten, signifikant länger überlebten (22 Prozent). Zusätzlich konnte das progressionsfreie Überleben auf 30 Prozent gesteigert werden."

Mehr könnt ihr auf der Homepage von Roche nachlesens. Natürlich sind das die Worte des Pharmaunternehmens, welches bestimmte monetäre Interessen verfolgt.
Wir haben es letzte Woche mit den Ärzten in Bochum besprochen.
Unsere Mutter bekommt ja schon neben der Chemotherapie die Antikörperchen. Diese sollen den gleichen Effekt (Tumorzellwachstum hemmen) haben. Daher ist die Einnahme des Medikamentes erst sinnvoll, wenn die Antikörperchen nicht die erhoffte Wirkung erbringen.

Vielen die uns kennen, bin ich jetzt vielleicht noch einen kleinen "Zustandsbericht" schuldig. Teilweise hatte unsere Mutter aufgrund der Lungenentzündung und einer heftigen Erkältung eine lange Pause (5 Wochen). Danach ging es zunächst zum Check ins Krankenhaus. Insgesamt sprachen die Ärzte von einer allgemeinen Verschlechterung des Zustandes.
In der Tat hat die Chemotherapie bzw. die Krankheit oder vielleicht auch beides an den Kräften unserer lieben Mutter gezährt. Vorgestern gab es wieder Antikörperchen und gestern die Chemo. Heute liegt sie auf dem Sofa und schläft. Nach der Chemotherapie geht es hier meistens mehrere Tage (früher war es ein Tag bis manchmal 2 Tage) nicht gut. Heute knabbert sie mindestens 2 Tage vielleicht schon eher 3-4 Tage an den Folgen. Die Woche Pause ist da wie Luxus-Urlaub, wenn man dies als Nichtbetroffener überhaupt so sagen darf. Unsere Mutter hat ganz schön zu kämpfen und ihr Leben ist sicher um einiges beschwerlicher geworden. Ich möchte nicht wissen, was sie uns alles "verheimlicht". Auf die Frage "Wie geht es Dir?" bekommt man oft eine ehrliche Antwort "nicht so gut". Vielleicht ist das aber sogar noch verschönt. Sie gibt aber nicht auf, auch wenn sie sich vielleicht mit der Krankheit abgefunden hat. Lichtblick mag da der Urlaub im Frühjahr (Mallorca) sein. Ein weiteres Ziel ist bestimmt auch die Geburt unseres Kindes, auf die wir spannend warten. Meine Frau und ich erwarten nämlich endlich Nachwuchs. Aber dazu vielleicht ein anderes mal mehr. Also auf die Frage "wie geht es unserer Mutter" muss ich eigentlich antworten "ich weiß es nicht wirklich". Gut, wenn ich einiges hier lese (was ich eigentlich aber nicht mehr mache - vielleicht Selbstschutz). Schlecht bis beschissen, wenn ich überlege wie es mir geht. Ich selber habe es (glaube ich) oft in den letzten Wochen verdrängt. Wobei vielleicht nicht verdrängt, sondern eher "nicht rangelassen". Vor kurzem war ich dann aber mal wieder richtig fertig. Ich erwische mich auch oft, wenn ich alte Menschen sehe und mir dann denke: "Warum darf das meine Mutter vielleicht nicht?". Warum darf sie nicht auch graue Haare bekommen und 70 Jahre alt werden? Vielleicht wird sie dies aber ja auch. Wobei mir das sehr optimistisch vorkommt. 1 Jahr und 2 Monate sind es nun seit der "missglückten" OP. Ein halbes Jahr hatte man uns gegeben. So habe ich es in Erinnerung. Es ist jetzt schon deutlich länger. Wo liegt noch mal der statistische Wert? Ich glaube etwa 1,5 Jahre, oder?. Aber ab wann zählt der überhaupt und warum interessiert er mich? Die Art der Krankheitsentwicklung hat vielleicht den Vorteil, dass man die Chance hat über viele Dinge noch zu sprechen. Aber nutzen wir die Chance? Oft bin ich nicht bei meinen Eltern. Mir fällt auch sofort ein, dass ich aufgrund des Jobs und des Arbeitspensums in der Woche echt fertig bin. Trotzdem kann ich mir das später (wenn es zu spät ist) nicht als Argument gelten lassen. Was ist denn eigentlich wichtig? Job oder Mama? Morgen werde ich aber hinfahren.
Die Chance hätte man nicht, wenn ein tödlicher Unfall passieren würde. Aber wäre es für den Betroffenen nicht leichter? Ich weiß einfach nicht, was noch auf unsere Mutter noch zukommt? Ich hoffe einfach, dass sie nicht allzu sehr leiden muss. Das hat sie nicht verdient. Ich erwische mich aber auch, dass ich die Hoffnung auf OP und vielleicht den Sieg über die Krankheit kaum noch habe. Ist das normal? Oder kämpfe ich zu wenig? Und gibt es eigentlich noch Hoffnung, dass die Medizin sich weiterentwickelt? Die Zulassung des neuen Medikamentes deutet zumindest auf diese Richtung hin. Vielleicht ist es aber auch nur Hoffnung für die Bilanz von Roche.

Nehmt mir meine vielleicht verwirrten Gedankensprünge nicht übel. Ich werde in Zukunft mal öfter wieder hier gucken. Aber nicht mehr so oft wie früher und ich werde auch nicht mehr alle Threads lesen. Das war früher einfach zu viel und vielleicht auch nicht gut.

Macht es gut und bis bald mal. Ich drücke Euch allen die Daumen und darf Euch bestimmt auch von Niels grüßen.

Holger
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