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Alt 19.02.2007, 10:26
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sunnypunkie sunnypunkie ist offline
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Registriert seit: 24.12.2006
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Standard AW: habe heute chemo-und strahlentherapie begonnen

Liebe Moni,

vielen Dank für Deine Zeilen. Ich wünschte mir so sehr, dass mein Freund dieselbe Einstellung hätte wie viele von Euch hier. Die Hoffnung nicht aufgeben und kämpfen.

Leider kann dies André nicht mehr. Er hat sich aufgegeben. Alles zureden hilft einfach nichts und oft könnte ich die Wände hochgehen Er lehnt alles ab an Hilfe. Laut Arzt steckt er in einer tiefen Depression. Leider möchte er weder psychologisch noch geistliche noch medikamentöse Unterstützung.

Er trennt Körper und Geist völlig voneinander. Er hat bisher nicht eingesehen, dass Körper und Geist und Seele miteinander zusammenhängen. Er sagt zum Beispiel, gegen wen oder was er denn kämpfen soll? Diese Krebszellen machen doch sowieso was sie wollen und sein Schicksal sei besiegelt.

Manchmal möchte ich ihn rütteln und schütteln und ihm klarmachen, dass es immer Hoffnung gibt, wir müssen nur daran glauben und kämpfen, kämpfen, kämpfen.

Mittlerweile ist er aber so geschwächt, dass das nicht mehr geht. Manchmal kommt er mir vor, wie das Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird ohne sich zu wehren und seinem Schicksal ergeben ist. Ich weiss, das sind jetzt schmerzhafte Worte, aber es ist leider so.

Ich habe herausgefunden, dass er seine eigene Logik hat, die nicht mit meiner Einstellung dem Leben und Krankheit gegenüber übereinstimmt. Habe mich lange gewehrt und ihn immer auch wieder zu manipulieren versucht (ich gebe das zu). Jetzt habe ich kapituliert und akzeptiere es so wie es ist, wie er fühlt und denkt, auch wenn es nicht immer meiner Ueberzeugung entspricht.

Was kann ich tun? Ihm beistehen, ihn versuchen zu verstehen, ihm helfen bei den täglichen Dingen, die er nicht mehr tun kann und es ihm so bequem wie möglich zu machen.

Herzliche Grüsse liebe Moni und für Dich alles Liebe und Gute, viele kleine Freuden wünsche ich Dir heute und dass Du den Mut und die Hoffnung nicht aufgibst.

Eva
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Die Tränen rannen herab, ich liess sie fliessen wie sie wollten und machte aus ihnen ein Ruhekissen für mein Herz. Auf ihnen ruht es. (Augustinus)
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