[Akira]

Ich wünschte, dass ich dir tröstendere Worte schreiben könnte. Aber alles zu beschwichtigen und zu sagen "wird schon alles wieder gut" hilft dir nicht.

Fakt ist, dass diese Krankheit nicht heilbar ist; auch dass WHO 3/4 sehr bösartige und schnell wachsende Tumore sind. Die Überlebensrate für mehr als 5 Jahre liegt bei unter 2%, meistens ist es jedoch von Diagnose bis Palliativ leider nur etwa ein Jahr. Neue Therapien werden gerade in Studien erprobt (aus Basis EGFR, PDGF).
Jedoch gab es Fälle (die zwar umstritten sind), wo es zu vollständiger Remission kam oder wo Menschen über Jahre mit dem Glioblastom leben. Verlier die Hoffnung nicht, trage aber auch keine rosa Brille, sondern rede mit deinem Bruder offen darüber was sein kann und wie hoch die Wahrscheinlichkeiten sind.

Ich als "kleiner Bruder" habe mit angesehen wie mein Bruder starb. Bis zu seinem letzten Atemzug wollte er nicht über die Möglichkeit sprechen, dass er es nicht schafft und wir haben uns nicht einmal verabschiedet. Deswegen meine Tipps an dich:

a) Sprich offen mit deinem Bruder solange es noch geht und er keine Linderungsmaßnahmen wie Morphium etc. bekommt. Wie die Chancen stehen, was er sich wünscht falls es passiert. Und: verbring soviel zeit wie möglich mit ihm, nimm dir Urlaub, lass dich freistellen! Spiel mit ihm in seinem Krankzimmer Schach, schau Fern, geht Spazieren, unterhaltet euch, genießt die Zeit zusammen - auch wenn's wohl ein trauriger Anlass ist mehr Zeit miteinander zu verbringen.

Und das wichtigste:

b) Such dir sofort einen Sportverein! Boxen, Kickboxen, Muay Thai - keine Kata/Formen-Kampfkünste (Karate, kein Wing Chun, Kung Fu, etc). Du brauchst ein paar Sandsackhandschuhe und einen Sandsack. 2/3 x pro Woche für 1.5h Frust ablassen. Hätte ich das nicht gehabt wäre ich wohl heute nicht mehr hier.

Man sollte alle Möglichkeiten kennen und über Optionen sowie über das "was dann?" offen sprechen anstatt die Augen zu verschließen und zu hoffen, dass der Sturm vorbeizieht. Das ist der Schutzinstinkt aus der Kindheit, man macht die Augen zu und hofft dass man nicht gesehen wird weil man selbst nicht sieht.

Bei aller Objektivität: es gibt immernoch Hoffnung und Wunder! Ich wünsche euch alles nur erdenklich Gute, Fabian. Bleib objektiv, sei stark und behalt die Hoffnung. Deinen Eltern zuliebe. Es reicht wenn die einen Sohn so leiden sehen.

Akira