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Alt 14.04.2007, 20:15
Caprice Caprice ist offline
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Standard AW: Thread für junge Angehörige von Krebskranken

Hallo zusammen!

Seit gestern bin ich bei euch im Forum angemeldet und habe mich auch schon vorgestellt, wer nachlesen möchte

Dennoch eine Kurzform:

real heisse ich Tamara und bin 20 Jahre alt. Meine Mutter erhielt vor bald zwei Monaten die Diagnose Brustkrebs. Der Tumor war zu dem Zeitpunkt 4cm gross und wuchs extrem schnell (0.5cm in 2 Wochen!), dementsprechend schnell wurde ihr die Brust abgenommen. Ebenfalls wurden ihr die Lymphknoten entnommen, wovon von 22 entnommenen, 8 positiv getestet wurden. Gestern haben sie nochmals alles durchgecheckt und es fanden sich 2Zysten: eine am Brustbein und eine an der Lunge. Die an der Lunge ist völlig harmlos, anscheinend hat jeder Mensch überall im Körper Zysten, nur werden die nicht bemerkt weil sie eben harmlos sind. Dennoch werden diese zwei,besonders die am Brustbein, weiterhin genau beobachtet.
Die Ärzte schlagen Chemo, Strahlen- und Hormontherapie vor.
Die Strahlen und Hormontherapie macht meine Mutter sicher, doch vor der Chemo hat sie tierische Angst. Doch auch eine Zweitmeinung (von einem Antroposophen) hat ergeben, dass die Chemo unumgänglich ist, wegen der Aggressivität des Tumors.

Meine Ma ist sehr positiv aber auch realistisch. Immer wieder kommen Aussagen: "es ist eben schon ein aggressiver Krebs..." oder auch: "falls ich sterben sollte..."
Eigentlich finde ich ihre Einstellung sehr lobenswert: sie gibt sich nicht auf, macht alternative Therapien (Misteltherapie, Vitamine, Ernährung) und dennoch klärt sie die Umstehenden auf, dass, obwohl Brustkrebs gut therapierbar ist, ihr Krebs hoch aggressiv ist und ihre Heilungschancen dadurch natürlich sinken.

Aber für mich ist das hart: ich bin 20, eigentlich erwachsen und doch in einer Lebenssituation die mir das Leben sehr schwer macht. Ich werde nicht geschont mit Fakten, Diagnosen und den Ängsten und Hoffnungen meiner Mutter. Ich bin eindeutig kein Kind mehr und darum erwarten die Leute offensichtlich von mir Stärke. Es wird mir zwar von allen Seiten Hilfe angeboten, trotzdem heult sich meine Mutter bei mir aus, meine Patentante, meine Grossmutter, mein Vater, meine Tante.... Sie meinen es bestimmt nicht bös aber da ich momentan nicht zur Schule gehe und noch nicht studiere bin ich viel zu Hause und dementsprechend viel mit meiner Mutter zusammen. Um meine Mutter zu schonen, wird mir nun möglichst viel aufgetragen, Anfragen nach dem Zustand meiner Mutter kommen an mich und ich darf allen alles erklären. Manchmal wäre ich am liebsten wieder ein Kind, dann würde niemand von mir Stärke erwarten und ich könnte die Hände vor die Augen schlagen und mir vorstellen, ich wäre einfach nicht mehr da... Ich bin aber auch nicht so alt, dass ich eine geregelte Lebenssituation habe mit Ehemann, Arbeit und Familie, die mir eine Konstante und Stütze sein könnten. Ich bin so völlig in der Schwebe irgendwie. Meine Freunde können nicht wirklich über das Thema reden: letzten Donnerstag z.B. war meine Mutter abends im Kino und ich hab ein paar Freundinnen eingeladen. Das war am Tag vor den Untersuchungen nach weiteren Methasthasen. Durch die grosse Unsicherheit und Angst ging es mir total übel und ich war anfangs etwas mürrisch. Aber anstatt auf mich einzugehen, waren die beiden total eingeschnappt und fanden, sie könnten auch wieder gehen wenns mir nicht passen würde. Das hat mich sehr enttäuscht. Mein Freund gibt sein bestes, auch ggü meiner Ma doch ist natürlich auch sehr hilflos und findet mir und meinen Ängsten ggü keine Worte.
Meine einzige Konstante im Moment ist mein Pferd. Im Stall habe ich 3 Stunden für mich, wo mich niemand auf meine Mutter anspricht, mich mitleidig anschaut oder Ansprüche an mich stellt. Das tut richtig gut.

Ich töne richtig selbstmitleidig und das möchte ich eigentlich nicht. Aber ich schreibe meine Gedanken lieber nieder als das ich sie ggü meiner Familie äussere. Das hat jetzt gerade richtig gut getan

so,ich denke das wärs mal fürs erste.
Ich wünsche euch einen ganz schönen Samstag abend

eure Tami