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Alt 14.05.2003, 05:34
Gast
 
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Standard schlimme gedanken

Hallo Christel,

Zuerst einmal, drück Deinen Paps ganz ganz fest, und sage ihm, daß Du auch ihn verstehst und seine Verzweiflung siehst.

Es ist nicht leicht, Dich sachlich mit Deiner Mutter auseinanderzusetzen. Denn sie ist diejenige, die all die Aufmerksamkeit auf sich beziehen MUSS. Sie WILL das jetzt, und wird es wahrscheinlich ihr ganzes Leben vorher ebenso eingefordert haben, in welcher Form auch immer.
Ganz krass gesehen, geht es hier um Machtspielchen, Manipulation der Gefühle an Euch. Nicht wahr?? Sie ist die Angegriffene.

Ja, das ist sie auch. Sie kann mit ihrer Diagnose nicht so umgehen, wie ihr es Euch wnscht, ihre Wut, ihren Zorn, die Angst und ihr Gefühl der Ungerechtigkeit muß sie loswerden, indem sie Euch gegenüber "unausstehlich" wird. Sie hat ihr ganzes Leben auf sich und ihre Fähigkeiten gebaut, und nun DAS. Sie muß ihr "Schiksal" nun aus der Hand geben, kann es nicht mehr "kontrollieren und beeinflußen". Sie findet für sich einfach keinen anderen Weg.

Da wir dieses schon recht lange hier besprechen, habe ich mir viele Gedanken gemacht. Meine Erfahrungen im Kopf nochmals Revue passieren lassen. Meine Frage war immer, WIE WÜRDE ICH REAGIEREN?
Würde ich meinem Umfeld gegenüber ungerecht werden? Würde ich mich einfach dem Schiksal ergeben?

Meine Eltern, meine Freundin, meine Cousine und Marcus, gingen/gehen ihre Situation genau so an, und genau so mit um, wie sie seither alle Probleme angegangen sind. Passiv, aggressiv oder auch hoffnungsvoll.

Christel, Du kennst Deine Mutter am Besten. Überlege Dir einmal ganz gezielte Fragen, wie Du sie dazu bringen könntest Dir zu erklären, warum sie SO reagiert. Warum bist Du immer mit uns ungerecht oder beleidigt, wird sie nicht öffnen. Aber versuche sie mit provokativen Fragen aus ihrer Wut/Zorn/Angst zu locken.
Warum findest Du es so ungerecht, daß Du Krebs hast, und warum bist Du auf uns so sauer, weil wir es nicht haben?

Das waren in so etwa Fragen, die ich stellte (sorry Burgi, fiel mir erst heute Nacht ein :-( ). Die Reaktionen waren für mich sehr aufschlußreich.

Deine Mutter kann und will sich jetzt nicht mit der Krankheit Deines Schiva's auseinandersetzen, sie ist zu sehr mit sich selbst involviert. Erst wenn sie sich selbst damit konfrontiert, kann sie eventuell einen Gruß weitergeben.

Liebe Christel, wie ich schon Burgi sagte, wir sind erzogen worden, Mutter und Vater keinen Kummer zu machen, also fühlen wir uns für deren Kummer verantwortlich. WARUM?
WARUM fühlen wir uns schuldig?
Für was?

ganz liebe Grüße
Jutta
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