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Alt 14.05.2003, 12:32
Biggy44
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Standard schlimme gedanken

Hallo,
ich bin auch so eine Tochter, die scheinbar so gut wie immer eine Menge falsch genmacht hat und nunmal anders ist, als die Eltern sich das eingebildet hatten. Obwohl..so viel anders bin ich gar nicht als andere. :-)
Ich bin die "Kleine" von zwei Töchtern und das heute noch mit 44, ich wohne mit im Haus, bin also mein Leben lang mehr doer weniger unter Kontrolle. Daran ändert auch nichts, dass ich über 20 Jahre verheiratet bin, 2 Kinder habe. Im gegenteil, immer und überall wurde und wird sich eingemischt mit dem Recht der Älteren, Erfahreneren und, weil es nunmal die Eltern, die Großeltern sind...
Was gab es für Knatsch und Theater in den ganzen Jahren, weil ich einfach so bin, wie ich bin, so leben und erziehen möchte, wie ich das will. Weil ich eben nicht das typische Hausmütterchen bin, weil ich eben gern Bücher veröffentlichen möchte, alles dran gesetzt habe, mir diesen Traum zu erfüllen, weil ich eben nicht jeden Schuh im Flur gleich richte, wenn er schief steht etc. etc.....
Ich habe nie verstanden, warum meine Mutetr so einen Besitzanspruch an mich hat, warum sie alles nach ihrem Maß misst, ihrem Leben...
Oder vielleicht doch manchmal? Ja manchmal , wenn ich mich über etwas total ärgere bei meinen Söhnen, dann ertappe ich mich dabei, dass ich ihnen vorschreibe, anders zu sein, etwas so zu sehen, wie ich, so zu leben...
Wie oft habe ich mich geärgert, dass meine Mutter zu mir runter kam, laufend bei mir in der Wohnung saß und irgend etwas sah, was nicht nach ihrer Vorstellung war. Dann gab es Diskussionen, Zank... Funkstille.
Wie lange ist es her, dass sie nicht mehr zu mir runter kommt, plötzlich im Wohnzimmer steht...
Und ich gestehe, ich vermisse es, auch wenn es früher nervig war. Ich bin so dankbar, dass sie noch da ist, ich sie noch sehe, mit ihr reden kann. Und wenn ich sehe, wie die krankheit an ihr gezehrt hat, wie sie zeitweise leidet, dann kann ich nur noch heulen.. Und doch ist sie noch da.
Es fällt mir auch , immer noch, schwer zu sagen: Sie ist eben so und je älter sie wurde, desto mehr Zoff gab es, ausgeprägter wurde ihr Verhalten.
Nun ist sie oft ungerecht. Sie sieht meist nicht, wie ich mir die Hacken abrenne, den Mund wund telefoniere, nur um etwas bei den Ärzten für sie zu erreichen, ihr die letzten Wochen etwas erträglicher zu machen.
Meine Schwester kommt einen Tag am Wochenende und kümmert sich ein wenig um sie, ich bin immer da. Und meine Mutti verlangt meist etwas sofort. Wenn ich dann sage, ich habe keine Zeit, das kann ich dann amchen, wird sie oft sauer, dann macht sie es selbst, auch wenn sie es nicht kann.
Ich kann meienr Mutti nur noch alles das geben, was in meiner Macht steht und sehe über manches hinweg... Obwohl ich oft schon geweint habe, weil ich mich ungerecht behandelt gefühlt habe, mein Vater dann auch gleich so unmöglich ist.
Sie sehen das eben anders, können es in der derzeitigen Situation vielleicht auch manchmal nicht alles real sehen.
Meine Schwester z.B. ruft mich letztens an und fragt, wann wir Sommerurlaub planen... Da bleibt mir die Luft weg! Wie kann man das planen wenn unsere Mutter einen ausgedehnten Krebs hat und keiner weiß, wie lange, und was und wann...
Nun ja, ich bin da, im Haus und so kann meine Schwester beruhigt in Urlaub fahren, hat sie immer getan, auch im Frühjahr. Da bin ich wegen Mutti da geblieben, ich hatte keine Ruhe.
Und dabei sagt meine Schwester immer, sie möchte da sein, wenn es der Mutter schlechter geht, wenn sie stirbt, sie will mich damit nicht allein lassen, der Vater schafft das nicht, wenn sie voll bettlägerig wird....
So verschieden sind Geschwister...

Liebe Grüße
Birgit
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