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Alt 18.05.2003, 11:42
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Standard schlimme gedanken

Mörgelchen Ihr Lieben,

ich denke, ich weiss, was Du meinst, liebe Kerstin, denn Tatsache ist ja auch, dass man - bevor man Kinder kriegt - da seine zünftigen Ängste hat. Und je nach dem WIE man geprägt ist von der eigenen Kindheit, seiner eigenen Erziehung, kann das schon sehr viel Angst machen. Wenn's dann aber DOCH eintrifft, dass man Kinder bekommt, so kommt da eine Art ... "Umkehreffekt", denn man steht jetzt selber in der Rolle der Mutter und sieht, wie schwierig, aber auch wie schön das mit Kindern sein kann.
Man macht zwar oftmals die selben Fehler wie die eigene Mutter, oder vielleicht wieder NEUE Fehler, aber gleichzeitig IST es auch eine Chance, es besser oder anders zu machen, da hast Du recht. Und würden wir Frauen alle jetzt aus Angst keine Kinder haben wollen, würden diese neuen Chancen nicht DA sein, so würde unsere Menschheit bald mal ... naja, futschi-weg sein. Grins!

Doch ich kann Connys Entscheidung auch sehr gut verstehen. Wahrscheinlich ist es das "Mass", welches zählt.
Es hat ja nicht unbedingt was damit zu tun, dass man Kinder nicht gern hat, denn da gibt's ja verschiedene "Denkformen". Manche Frauen sagen ja z.B. dass sie keine Kinder wollen, weil Kinder sie "stören" oder zu lärmig sind, oder was weiss ich.
Doch zu entscheiden, dass man keine eigenen Kinder will, weil man selber eine sehr schlimme Kindheit durchgemacht hat, ist - finde ich - wieder ein bisschen was anderes.

Ich hab auch keine Kinder, und interessant ist, meine Schwester hat auch keine. Wir wurden beide ziemlich "verprügelnd" von unserer Mutter erzogen. Das prägt natürlich, und das ist auch eine Art von Missbrauch.
Aber es gibt noch andere Arten von Missbrauch, das kann dann der psychische Missbrauch sein, z.B. die Form von "Machtspielchen" oder Unterdrückung oder was es da alles Schlimmes gibt. Das prägt genau so.

Jetzt fand ich selber den "psychischen Missbrauch" meiner Mutter schlimmer, als die dauernde Verprügelei. So gesehen stand ich und meine Schwester gerade noch am "Rande" für die Entscheidung, ob wir Kinder haben wollen oder nicht. Weder von meiner Schwester noch von mir hörte man jemals den ausgesprochenen Wunsch: "Ich will Kinder haben!", aber man hörte von uns auch nie die Worte: "Ich will keine Kinder haben!"
Nun, es kam eben wie es kam. Da meine Schwester immer Partner hatten, die KEINE Kinder wollten, blieb auch sie kinderlos, und nahm über zwanzig Jahre lang die Pille.
Und da ich dauernd das Gefühl hatte "Ich fühl' mich noch nicht richtig erwachsen", und viele Jahre auch Single blieb, ... blieb halt auch ich Kinderlos.
Rückblickend gesehen muss ich jedoch zugeben, dass es NICHT so ganz nur "es kommt wie es kommt" war, sondern dass da halt bestimmt auch ... eine Art "Blockade" in uns war. Die "Blockade" hat uns zwar nicht zu einer Entscheidung geholfen, aber ... zu einem unbewussten Handeln wahrscheinlich. - Weisst Du, wie ich meine?
Man kann sich auch fragen: Warum hat sich meine Schwester immer Männer ausgesucht, die KEINE Kinder wollten?
Oder: Warum habe ich oft so viel Spass am Single-Leben gehabt?

Also weder meine Schwester noch ich bereuen es heute irgendwie, dass wir KEINE Kinder haben. Irgendwie empfinden wir das als "gut" so.
(Aber dafür können wir auch nicht sagen, WIE es wäre, WENN wir Kinder hätten! - Diesen Teil kennen wir nicht, und wir haben auch nie die Chance gehabt, das Schöne an Kindern mitzuerleben und es vielleicht besser zu machen.)

Wenn aber jemand von vorneherein sagen kann "Ich will keine Kinder", so wie Conny, so ist dies MEHR Entschluss, ... als wie ich es und meine Schwester getan haben. - Ich weiss nicht, WAS besser ist, aber ich bewundere Connys direkte Entscheidung auch. Denn sie spricht jenes aus, was ich z.B. früher immer nur gedacht habe: "Ich fühle mich noch nicht Erwachsen!" Und das ist ein ganz wichtiges Argument.
Wenn heute dreizehnjährige Mädchen schon Babys kriegen, sagen die Leute ja auch: "Kind, Du bist doch noch selber ein Kind!"
Genau so kann man sich - je nach eigener Erziehung - selbst mit dreissig Jahren noch nicht Erwachsen fühlen. Wenn man da weiss, dass man nicht bereit ist, eine Verantwortung für ein Kind zu tragen, weil man noch am lernen ist, die eigene Verantwortung für SICH zu tragen, so ist die Entscheidung des "Nein's" eine sehr gute Entscheidung.
Hingegen kann sich die Entscheidung - zum richtigen Zeitpunkt - dann ja auch wieder ändern.

Auch ich kann noch immer Kinder kriegen. Mit meinen 42 Jährchen. - Tja, wer weiss?;-)

Sind nur so meine Gedanken zum Thema.
Bis späterchen, Ihr Lieben.
Es grüsst die "krasse" Brigitte
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