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Alt 02.07.2007, 13:54
Benutzerbild von Anke LE
Anke LE Anke LE ist offline
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Registriert seit: 07.05.2007
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Standard AW: Der Kampf beginnt

Papa ist am 28.06. wieder ins Krankenhaus gekommen. Am Freitag, den 29.6.07 haben sie ihm 1,5 l Wasser aus der Lunge gezogen. Jetzt kann er wenigstens wieder halbwegs frei atmen.
Die KH-Ärztin war so "freundlich", ihm mitzuteilen, dass die Gelbsucht von der versagenden Leber kommt. Toll nicht? Bisher macht er nach wie vor die Augen zu, will sicher nicht alles bis ins Detail wissen. Und solang er nicht fragt, werden wir den Teufel tun, ihm freiwillig was zu sagen. Und jetzt kommt die Doofe daher und macht alles zu nichte.
Am Samstag früh durfte er bis Sonntag abend nach Haus. Da meine Mutti Klassentreffen von der Kindergartenschule hatte, war ich 5 Stunden bei Papa zu Haus.
Ist schon elend mit anzusehen, wie ein grosser Mann auf einmal so schwach und hilflos wird.
Gelb ist Papa, sowas hab ich noch nie gesehen. Die Augen auch.
Gestern wollte er zu Haus baden, das war - so wie Mutti das erzählte - eine schwere Sache, weil ihm in die Wanne helfen und wieder raus, war wohl sehr anstrengend. Für Beide. Anschliessend hat er den ganzen Tag "verschlafen" und war sehr geschafft.
Heut wollen sie ihm noch mal Wasser aus der Lunge ziehen. Wenn das alles am Freitag gemacht worden wär, wär die Lunge wohl zusammen gerutscht.
Wir haben uns eine Verordnung ausstellen lassen für einen Rollstuhl. Heut nachmittag haben wir einen Termin im KH mit der Sozialen-Frau ( ich weiss doch nicht wie die da heissen). Wir wollen mit ihr besprechen, wie wir an so ein Pflegebett für zu Haus kommen und was für Spezial-Hauspflegedienste es hier bei uns gibt.
Wir überlegen uns schon, wie wir dieses Bett Papa verklickern, dass er nicht unbedingt mitbekommt, was jetzt für uns alle zukommen wird.....
Ich wollte am Freitag zur Ü-30-Party hier gehen....aber ich war so kaputt, dass ich froh war, als ich es zum Sofa geschafft hab und einfach "nur die Füße hochlegen" konnte. Die Psyche fängt an, sich bei mir körperlich bemerkbar zu machen....Appetit hab ich auch nicht mehr so richtig - wo ich doch so gern esse.
Ich hab Angst vor dieser Zeit, die jetzt kommen wird. Vor der Erkenntnis, die Papa treffen wird wie ein Schlag von allen Seiten.
Meine Überzeugung -auch wenn viele das hier nicht mehr dann so nachvollziehen können- ist, dass die Lebermetas auf die Chemo reagiert haben und deswegen die Gelbsucht ausgelöst wurde. Kann man da eigentlich medikamentös was machen? Und kann nicht trotzdem die Chemo weiter gehen??
Ich fühl mich so ausgepowert, leer und müde und ich darf das doch nicht sein!
Und auch so unendlich traurig - das kann doch nicht alles schon zu Ende sein?
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Betroffener: mein Papa, geb. 21.11.1935
Diagnose erhalten am 5.5.07, Bauchspeicheldrüsenkrebs mit Metastasen in Leber und Bauchraum

eingeschlafen am 09.07.07. friedlich, still und leise
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