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Alt 11.07.2007, 13:01
estella estella ist offline
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Standard AW: Speiseröhre sowie Lungenkrebs

Liebe Rosi,

die Diagnose deines Vaters tut mit sehr, sehr leid...es hört sich wirklich schlimm an. Da er nicht bei dem Gespräch mit dem Arzt teilnehmen wollte, vermute ich, dass er lieber nicht den vollen Umfang seiner Krankheit wissen will - vielleicht vermutet er es ohnehin.

Ich weiß nicht, wie du das siehst, aber ich finde es besser sich auf die schlimmste Situation einzustellen, als von diesen überrascht zu werden. Wenn es unser Vater wäre und die Ärzte uns empfohlen hätten, sich Gedanken zu machen, ob er in ein Hospiz oder nach Hause kommt, würden mein Bruder und ich das besprechen und uns auf eine Lösung verständigen. Unsere Cousins hingegen, deren Vater letztes Jahr starb, fanden die Auseinanderseztung mit dem Tod ihres Vaters herzlos. Sie waren ziemlich sauer auf die Ärzte und veranlassten sogar eine Verlegung in ein anderes KH. Sie hatten das Gefühl, dass sie sonst ihren Vater aufgeben - zwei Wochen später, starb mein Onkel in dem anderen KH. Dennoch hatten sie das Gefühl alles, wirklich alles für ihn getan zu haben. Und das ist sehr wichtig.
Ich kann ihre Haltung sehr gut verstehen, auch wenn ich anders denke. Wenn man einen Menschen liebt, hat man beide Aufgaben: man muss mit ihn kämpfen und man muss ihn begleiten können, wenn der Kampf verloren scheint - selbst wenn es einen selber zerreisst... Du hast ja noch drei Schwestern, könnt ihr darüber reden? Was denkt deine Mutter? Für sie ist es sicher unglaublich schwer.
Was deine Mädchen angeht (ihr seid ja ein echter Weiberhaufen...vier Schwestern und du hast auch vier Mädchen!), machst du das meiner Meinung nach richtig: du schreibst, dass du es nicht tabuisierst, dass sie immer mit dir darüber reden können und dass sie das auch nutzen. Ich würde ich im Wesentlichen auch bei der Wahrheit bleiben. Ich würde ihnen klar machen, dass der Opa schwer krank ist und man noch nicht weiß, ob er gesund wird. Die 11jährige wird vermutlich ganz anders damit umgehen, als die 7jährige. Ich weiß nicht, ob du gläubig bist, aber ich finde es tröstlich, wenn man an Gott glaubt, weil das Leben und das Sterben einen anderen Sinn bekommen. Ich habe einen geistig behinderten Cousin in Madrid, der sehr sehr krank war. Die Ärzte dachten, dass er jeden Augenblick stirbt. Sie bereiteten meine Tante darauf vor und ihre Antwort war: "Gott allein bestimmt, wann wir gehen müssen! Nicht die Ärzte". Und genauso ist es gekommen: mein Cousin hat sich erholt, es geht ihm viel besser. Wir wissen alle nicht, was passiert.
Ich hoffe, dass die Chemo das Wachstum stoppen kann!!!!
Alles Liebe,
estella
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