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Alt 15.07.2007, 07:02
Wolf1950 Wolf1950 ist offline
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Registriert seit: 25.06.2007
Ort: Hamburg
Beiträge: 8
Standard AW: Sie wird wohl bald sterben ...

Liebe Forumsmitglieder,

vielen lieben Dank für eure Zuschriften, ich hab' unter der Woche mal kurz
das Forum besucht - aber nur zum Lesen, ich bin zeitlich jetzt total
eingespannt und ausgelastet.

Es ist jetzt Sonntag morgen 15.07.2007 um 04:45 h, gerade habe ich K. ins
Bett gebracht, es ist viel passiert in den letzten Tagen :

Das Schönste : Wir haben miteinander gesprochen, ein wenig über uns und
unser Leben, ein wenig über ihr bevorstehendes Sterben. Eigentlich zu
wenig ( für mich ) - aber mehr geht bei ihr jetzt nicht, das hat sie mir
klar gesagt, ich will und werde das akzeptieren mit der Hoffnung, dass
vielleicht doch noch Momente der Nähe und des Sprechens kommen.

Ich habe jede verfügbare freie Minute mit ihr verbracht, über unsere Ver-
trautheit miteinander ist langsam wieder etwas mehr Nähe entstanden.

Ich habe K. einige Sachen sagen können, die mir auf dem Herzen lagen,
mein Gefühl sagt mir, dass ich sie erreicht habe, ich habe ihr nochmal
sagen können wie sehr ich sie liebe und dass ich ihr beistehen werde.

Und ich habe ihr sagen können wie sehr sie mir in all den Jahren immer
eine emotionale Zuflucht, ein Zuhause gewesen ist und mir Nähe und Wärme
gegeben hat.


Das weniger Schöne : K. wird jetzt täglich schwächer, es ist ein Jammer ! ! !
Es ist ein Jammer und es ist so entsetzlich, mit ansehen zu müssen, wie der
vertraute, geliebte Mensch dahinsiecht.
Sie benötigt jetzt schon meine Hilfe beim Aufstehen vom Sofa, ihre Knie sind
so schwach und sie hat keine Kraft mehr, um sich hochdrücken zu können.

Es tut mir so leid für sie, gestern hat sie sich als " visuelles Monster "
bezeichnet und gesagt, sie würde sich als abstossend aussehend empfinden.

Auch wenn Dein geliebtes Gesicht inzwischen deutlich von der Krankheit ge-
zeichnet ist :
" Bei mir bist Du schön K., K. bei mir bist Du schön und wirst es immer bleiben ".


Getrieben von Sorge, Fürsorge und Sachzwängen funktioniere ich momentan
( noch ? ) ganz gut und bewältige alle Anforderungen und Notwendigkeiten.

Ich ertrage alle Belastungen, nehme mir auch Zeit um meine Traurigkeit zu
spüren und um zu Weinen, ich nehme die ganzen Sorgen an, weiche nicht
aus und versuche, die ganze Situation bewusst zu erleben und durchzu-
stehen - dass gibt mir im Moment seltsamerweise Kraft und ich bin fast
ein wenig stolz auf mich, dass ich das alles schaffe und auch noch die
Kraft aufbringe, K. zu versorgen und ihr die Wünsche möglichst von den
Augen abzulesen.

Noch ist K. da, ich sehe, höre und fühle sie - aber was ist, wenn sie dem-
nächst nicht mehr "da" sein wird, wenn ich sie nicht mehr sehen, hören
und fühlen kann ?

Ich hab' so eine Scheissangst vor dem "danach", ich ahne, wie allein, einsam
und verlassen ich mich fühlen werde ohne K. Ein Leben ohne K. ist für
mich irgendwie unvorstellbar.

Ich frage mich plötzlich bei alltäglichen Verrichtungen wie Zähneputzen,
Kaffeekochen oder Einkaufen : "Jetzt ist K. noch da, du bist zwar in Sorge
um sie, aber jetzt ist sie ja noch da, nur - wie fühlst du dich danach, wie
fühlt sich Zähneputzen an, wenn K. nicht mehr da sein wird. Unvorstellbar !

Bei dem blossen Gedanken macht sich Verzweiflung breit und es legen sich
Beklommenheit, Angst und Panik auf meine Brust.

Es wird wohl so kommen, wie Sabine 44 es beschrieben hat : Ich habe Angst
" den Faden zu verlieren ", meinen Lebenszweck, einen zentralen und
integralen Bestandteil meiner Existenz, den geliebten Menschen K. und die
Beziehung die sich über all die Jahre wie ein roter Faden durch mein Leben
gezogen hat.

Kann man das mit Ende 50 noch verkraften ? Kann ich das verkraften ? ?
Will ich das noch verkraften ?

Ach, das Leben ist manchmal so schwer und ich bin so klein und verzagt, so
lange K. noch da ist werde ich Kraft haben, das weiss ich, aber was soll
mich ohne K. noch motivieren und mir Freude machen ? ? ?

Ich bin so traurig..............

Wolf1950



PS: Habe mich mit palliativem Mobilpflegedienst in HH ( " Lichtblick " ) in
Verbindung gesetzt, K. will um jeden Preis zu Hause in ihrer gewohnten
Umgebung bleiben.
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