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Alt 21.07.2007, 13:25
susaloh susaloh ist offline
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Standard AW: Krank und Arbeit?

Hallo!

Ich habe während der Chemo auch nicht gearbeitet. Ich hatte zwar "nur" eine halbe Stelle. Ich hatte zwar vielleicht durchschnittlich immer so 80% meiner normalen Energie, aber für Mann und Kinder, Haus, Garten und Haustiere und den Beruf (incl. längere Wege zur Arbeit) brauche ich normalerweise 120%!!!

Ich habe es während der 6 Monate Chemo - bisweilen allerdings mit einiger Überwindung und Kraftanstrengung - geschafft mein Privatleben, die Einkauferei, Fahrerei der Kinder zu ihren Hobbies, etc, gut zu managen. Einige Male ist mein Mann eingesprungen bei der Fahrerei, wenn ich mal zu schlapp war. Manchmal blieb tagelang alles liegen, aber später reichte die Energie auch wieder locker, um das wieder aufzuholen. Außerdem habe ich einige lang geplante Großaktionen und Baumaßnahmen in Haus und Garten in Angriff genommen, organisiert und Handwerker beaufsichtigt. Ach ja, und die Konfirmation meines Sohnes - großes Familienfest - war auch mitten in dieser Zeit!

Wäre der Weg zur Arbeit nicht recht weit, hätte ich mich dort wahrscheinlich öfter sehen lassen. So war ich genau einmal da - sorgfältig schick gemacht (Perücke etc) um denen zu zeigen "pack ich mit links...." - die Rechnung ist leider nicht so aufgegangen, denn von der Büroluft fingen meine Augen an zu tränen wie verrückt, so dass ich einen eher "zerrupften" Eindruck gemacht haben muss...wie ein Kollege mir liebevoll sagte.....

In der Zeit nach der letzten Chemo hatte ich eine niemals aufgeklärte Infektion mit Antibiotikabehandlung und Krankenhausaufenthalt - danach war ich zum ersten Mal richtig platt. Nach der OP dasselbe, außerdem wäre es auch undenkbar für mich gewesen ins Büro zu gehen, solange ich meine Prothesen noch nicht tragen konnte. Innerhalb des weiteren Kollegiums, das zum größten Teil gar nicht wusste, das ich krank war und was ich hatte, wollte ich nicht gerne Gesprächsthema werden....

Während der Bestrahlung hatte ich dagegen vor, ganz oft mal im Büro reinzuschauen, da ich ja sowieso in die Nähe in die Stadt musste. Obwohl die Bestrahlung immer pünktlich und zügig von Statten ging, merkte ich jedoch bald, dass die tägliche Fahrerei, Suche nach Parkplatz, dann Wanderei zur Klinik, sowie die Brustkrebsgymnastikkurse, die ich 2-3x die Woche in der Klinik mitgemacht habe, meine Zeit schon beinah so auffrassen wie ein Halbtagsjob und der Job wieder hinten runterfiel.

Dann kam noch die Reha, in der Zeit wurde ich wirklich wieder fit, dann war Weihnachten, und bis ich am 3. Januar zum ersten Mal wieder im Büro war, war praktisch ein ganzes Jahr vergangen!!! Hat aber nichts gemacht - ich war nach wenigen Tagen wieder voll drin - inzwischen bin ich sogar beruflich voll durchgestartet, gehe ab September auf eine 3/4 Stelle, mit "Führungsverantwortung"! Dass ich mir das jetzt überhaupt zutraue, liegt daran, dass ich während der Chemo gelernt habe, nicht alles selber und superperfekt machen zu wollen, die Kinder selbständiger werden zu lassen und Aufgaben zu delegieren - ich gebe inzwischen über ein Drittel meines Gehaltes für "Service" aus (Haushalt) - das ist mir die Sache wert, denn die beruflichen Chancen habe ich jetzt, nicht erst in ein paar Jahren, wenn die Kinder aus dem Haus sind! Dafür verzichten wir auf einen "richtigen" Urlaub dies Jahr - aber das ist es mir allemal wert, nicht noch den Haushalt alleine schmeißen zu müssen.

Also, wie gesagt, wenn ich nicht so ein anstrengendes Privatleben hätte, wäre es durchaus möglich für mich gewesen, zeitweise zu arbeiten. Aber letztendlich bin ich froh, daß ich einen klaren Schnitt machen musste, denn es ist auch frustrierend, wenn man an einem guten Tag ganz viel Pläne und Termine macht, und ein paar Tage später dann alles wieder absagen muss, weil der Körper einen im Stich lässt.....

Liebe Grüße
susanne
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