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Alt 23.07.2007, 10:13
Rosine Rosine ist offline
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Standard AW: Wohin mit - der ganzen Wut und Hilflosigkeit?

Zitat:
Zitat von martinaIna Beitrag anzeigen
Was antwortest Du dem Kleinen?

...das - kommt immer auf die situation und frage an...

da 'familie' viel zu sehr mit sich selbst zu tun hatte und immer nur über seinen kopf hinweg gesprochen hat - fing er irgendwann an, mich zu fragen, ob seine oma sterben würde... er hat sich m.e. als einziger wirklich damit beschäftigt - auch wenn es noch so unglaublich und vielleicht - blöde klingt...

er hat miterlebt, wie unser hund auf einmal nicht mehr da war. warum der denn gestorben ist - weil er schon sehr alt und ganz arg krank war und die ärzte keine medizin mehr für ihn hatten...nein, auch keine zäpfchen...

dass er in den hundehimmel gegangen ist - war ok, und daß wir ihn dort - nicht einfach besuchen und mal streicheln können - hat er akzeptiert...

wie oft hat er wegen seiner oma zu hören bekommen: tu dies nicht, laß das, mach doch nicht...und bestimmt genauso oft hat er ganz lieb zu ihr gesagt: geh doch in dein bett, oma, es wird doch schon dunkel - ich geh auch gleich...

er hat sich auch mit den nebenwirkungen der chemo befaßt: was muß man machen, damit man brechen muß? wie bekommt man 'riesendurchfall'?
keiner aus der familie hat realisiert, daß er - wissen - verstehen wollte, was eigentlich los ist.

am tag X - hat die familie beschlossen, ihm nichts zu sagen, bis nach der beerdigung. gleich nach dem kindergarten stand er auf der matte und wollte wissen: ist meine oma gestorben?

hätte ich ihm - irgendwas vorlügen sollen?

viele stunden mit immer wiederkehrenden fragen hab ich mit ihm verbracht, weil sonst keiner nach ihm gesehen hat - alle mit sich selbst und - sorry - ihren erbstreitigkeiten beschäftigt. eine solche - gefühlskälte - in einer familie war mir bisher fremd. wie kann ich - auf dem friedhof - krokodilstränen 'für die leut' vergießen - und zuhaus mit erstaunlichem wortschatz darüber herziehen, welche nachbarn "so'n popeligen strauß oder kranz...." ??? und dann - den lütten beschimpfen, der neu aufgeschnappte worte - mal ausprobieren muß...

ich denke, er hat es - ganz gut verarbeitet. heute geht er gern auf den friedhof, ruft schon von weitem: oma - wir sind da...

sicher kommt er noch manchmal und sagt: ...schade, daß die oma nicht mehr kommt. aber wenn's ihr jetzt gut geht...darf ich trotzdem - traurig sein? klar darf er, und auch mal weinen, wenn's doch da *handaufsherz* wehtut...

wenn die familie jetzt jammert, weil - nochmal sorry - *das arbeitstier* - nicht mehr da ist - und keiner all die arbeit macht - keiner wissen will, wie dies oder jenes geht - und man jetzt deshalb über eine haushaltshilfe nachdenken muß, die möglichst nichts kosten sollte -*grusel* -
ist er der erste, der sagt: komm, wir gehn mal auf den friedhof und fragen die oma, wie wir das machen müssen...

schön - und schlimm, wenn er sagt: früher - als ich noch klein war und meine oma noch da war... aber er hat völlig recht. er ist in der letzten zeit enorm gewachsen - nicht nur in cm...

mir wird immer klarer, warum sie solche angst besonders wegen ihm hatte... warum - hat sie mir das - nicht gesagt?

die familie - ist noch sehr mit sich und den anhängigen auseinandersetzungen beschäftigt.

wo - bleibt er dabei - wann und wo - wird er wieder "zuhause" sein?

inzwischen hat er andere fragen auf lager - z.b. ob man mit dem hochdruckreiniger das auto sauber machen kann ? (woher soll ich - als mädchen - das wissen??? ) - oder - warum er nicht mit mir nach hause kommen und 'immer bei mir bleiben kann' *seufz*

liebe grüße
rosine
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