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Zitat von martinaIna
Was antwortest Du dem Kleinen?
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...das - kommt immer auf die situation und frage an...
da 'familie' viel zu sehr mit sich selbst zu tun hatte und immer nur über seinen kopf hinweg gesprochen hat - fing er irgendwann an, mich zu fragen, ob seine oma sterben würde... er hat sich m.e. als einziger wirklich damit beschäftigt - auch wenn es noch so unglaublich und vielleicht - blöde klingt...
er hat miterlebt, wie unser hund auf einmal nicht mehr da war. warum der denn gestorben ist - weil er schon sehr alt und ganz arg krank war und die ärzte keine medizin mehr für ihn hatten...nein, auch keine zäpfchen...
dass er in den hundehimmel gegangen ist - war ok, und daß wir ihn dort - nicht einfach besuchen und mal streicheln können - hat er akzeptiert...
wie oft hat er wegen seiner oma zu hören bekommen: tu dies nicht, laß das, mach doch nicht...und bestimmt genauso oft hat er ganz lieb zu ihr gesagt: geh doch in dein bett, oma, es wird doch schon dunkel - ich geh auch gleich...
er hat sich auch mit den nebenwirkungen der chemo befaßt: was muß man machen, damit man brechen muß? wie bekommt man 'riesendurchfall'?
keiner aus der familie hat realisiert, daß er - wissen - verstehen wollte, was eigentlich los ist.
am tag X - hat die familie beschlossen, ihm nichts zu sagen, bis nach der beerdigung. gleich nach dem kindergarten stand er auf der matte und wollte wissen: ist meine oma gestorben?
hätte ich ihm - irgendwas vorlügen sollen?
viele stunden mit immer wiederkehrenden fragen hab ich mit ihm verbracht, weil sonst keiner nach ihm gesehen hat - alle mit sich selbst und - sorry - ihren erbstreitigkeiten beschäftigt. eine solche - gefühlskälte - in einer familie war mir bisher fremd. wie kann ich - auf dem friedhof - krokodilstränen 'für die leut' vergießen - und zuhaus mit erstaunlichem wortschatz darüber herziehen, welche nachbarn "so'n popeligen strauß oder kranz...." ??? und dann - den lütten beschimpfen, der neu aufgeschnappte worte - mal ausprobieren muß...
ich denke, er hat es - ganz gut verarbeitet. heute geht er gern auf den friedhof, ruft schon von weitem: oma - wir sind da...
sicher kommt er noch manchmal und sagt: ...schade, daß die oma nicht mehr kommt. aber wenn's ihr jetzt gut geht...darf ich trotzdem - traurig sein? klar darf er, und auch mal weinen, wenn's doch da *handaufsherz* wehtut...
wenn die familie jetzt jammert, weil - nochmal sorry - *das arbeitstier* - nicht mehr da ist - und keiner all die arbeit macht - keiner wissen will, wie dies oder jenes geht - und man jetzt deshalb über eine haushaltshilfe nachdenken muß, die möglichst nichts kosten sollte -*grusel* -
ist er der erste, der sagt: komm, wir gehn mal auf den friedhof und fragen die oma, wie wir das machen müssen...
schön - und schlimm, wenn er sagt: früher - als ich noch klein war und meine oma noch da war... aber er hat völlig recht. er ist in der letzten zeit enorm gewachsen - nicht nur in cm...
mir wird immer klarer, warum sie solche angst besonders wegen ihm hatte... warum - hat sie mir das - nicht gesagt?
die familie - ist noch sehr mit sich und den anhängigen auseinandersetzungen beschäftigt.
wo - bleibt er dabei - wann und wo - wird er wieder "zuhause" sein?
inzwischen hat er andere fragen auf lager - z.b. ob man mit dem hochdruckreiniger das auto sauber machen kann ? (woher soll ich - als mädchen - das wissen???
) - oder - warum er nicht mit mir nach hause kommen und 'immer bei mir bleiben kann' *seufz*
liebe grüße
rosine