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Alt 01.08.2007, 12:32
Binchen25 Binchen25 ist offline
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Registriert seit: 01.08.2007
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Standard AW: Du fehlst mir, und ich möchte von Dir erzählen

Ich bin neu hier und wenn ich das alles so lese werde ich noch trauriger als ich es ohnehin schon bin.

Mein Papa íst im Alter von 67 Jahren am 15.03.2007 an verstorben. Die Ursache war Bauchspeicheldrüsenkrebs mit Meta in Leber und Niere.
Es ging alles so schnell, sodass ich es kaum glauben kann.
Mein Papa hat nie sehr gesund gegessen, er war immer schon ein bisschen stärker, aber eigentlich nur am Bauch. Er ist oft mit dem Rad gefahren, viele Kilometer, oft vom Weinviertel ins Waldviertel (seine Heimat) in das man schon mit dem Auto ca. 1 1/2 h fährt. Außerdem ist er laufen gegangen und hat auch sonst viel unternommen, seit er in Pension war.
Dann Ende Oktober 2006 kam es immer wieder vor, dass er etwas gegessen hat und er danach schreckliches aufstoßen hatte.
Mein Pa hatte davor schon einen Darmdurchbruch (2000) bzw. 2005 einen Blinddarmdurchbruch. Irgendwie waren wir alle der Meinung, dass es wohl wiedermal mit Darm und Magen zusammenhängen würde. Leider war er relativ stur und ging deswegen lange nicht zum Arzt.
Als wir eben Ende Oktober bei einer Familienfeier waren, hat er gemeint, dass das seine letzte Feier war und dass er die nächstes Jahr wohl nicht mehr miterleben wird. Wir konnten kaum glauben was er da sagte, vor allem will man es ja nicht glauben, schon garnicht, wenn man quasi keinen Grund dafür hat.
Eines Tages hatte er dann so starke Bauchschmerzen, dass er ins KH musste, wo wir dann nach endlosen Untersuchungen die Diagnose erhielten.
Ich bin zwar Krankenschwester und weiß was diese Diagnose bedeutet, aber ich habe immer gehofft und war der Meinung, dass mein Pa es schaffen würde.
Ich wollte und konnte ihn doch noch nicht verlieren!!
Er war so tapfer, hat die Chemo über sich ergehen lassen und hat bis zu seinem Tod gehofft.
Zu meiner Mutter hat er immer gesagt, dass er mich bzw. uns doch noch nicht alleine lassen kann und dass er es schaffen muss. Selbst, wenn er wusste, dass die Bauchschmerzen wiederkommen werden, er hat sich teilweise zum Essen gezwungen, er musste doch wieder Kraft bekommen.
Selbst als 2 Tage vor seinem Tod sein Bruder zu Besuch war und das Gespräch auf irgendwelche Schuhe kam, die mein Onkel zuhause hat und die ihm zu groß sind, meinte er, dass er sie das nächste Mal mitnehmen soll, mein Pa wollte schauen ob sie ihm passen ...
Da war er schon im Krankenhaus und bekam kaum noch etwas runter. Außerdem war er schon müde von den Schmerzmitteln, die er bekam.
Als ich ihn einen Tag vor seinem Tod noch besuchte, hat er schon nur mehr geschlafen. Ich weiß, dass er sehr wohl registriert hat, dass ich da war, aber er war kaum noch erweckbar. Außerdem fühlte sich seine Lunge schon mit Wasser. Man konnte ihm nur mehr mit Schmerzmitteln helfen, alles andere hatte keinen Sinn mehr.

Am Donnerstag, den 15.03.2007 um ca. dreiviertel 11 hat er uns dann für immer verlassen.
Meine Ma hat von Mittwoch auf Donnerstag beim ihm geschlafen und musste mittags nur kurz weg, weil sie mit der Versicherung etwas regeln musste. Bevor sie ging hat sie ihm gesagt, dass er sich keine Sorgen machen braucht und dass er gehen darf bzw. dass sie bald wieder da ist und dass er auch auf sie warten kann.
Ich war an diesem Tag in der Arbeit und schaute immer wieder kurz zu ihm. Es hat so schrecklich wehgetan ihn so zu sehen und das Lungenödem zu hören. Es war einfach schrecklich. Deswegen flüchtete ich mich immer wieder in die Arbeit. Meine Kollegen waren toll, sie ließen mich immer wieder gehen und meinten ich könnte und sollte so lange bleiben wie ich wollte, aber ich hielt es nicht lange aus. Es tat so verdammt weh und das tut es auch jetzt noch, wenn ich zurückdenke.
Aber so wie es scheint, wollte er alleine sterben. Er hat weder auf meine Ma noch auf mich gewartet.
Ich weiß nicht wer von euch an übernatürliche Dinge glaubt, ich tue es auf jeden Fall. Meine Ma war zuhause und hatte gerade meine Tante am Telefon als plötzlich im Wohnzimmer der Wecker losging. Ein Wecker, den nie jemand stellt und der außerdem noch auf halb 5 gestellt war. Meine Mutter wusste sofort was jetzt passiert war. Mein Papa hatte ein Zeichen gegeben, er hatte sich verabschiedet. Als sie dann zurück nach Mistelbach fuhr, flog ihr dann noch eine weiße Taube in die Scheibe, die dann aufeinmal verschwunden war. Meine Ma schaute noch ob sie sie irgendwo sehen konnte oder ob sie auf der Straße lag oder ob auf der Scheibe etwas zu sehen war ... nichts ...

Eine Kollegin von mir begleitete mich dann zu ihm, damit ich mich verabschieden konnte. Ich schaffe es jetzt kaum mich daran zu erinnern, es war so schrecklich als ich in dieses Zimmer kam und er in ein Leintuch eingewickelt da lag. Sie hatten auch schon seinen Kopf zugedeckt und seine Augen waren mit nassen Tupfern geschlossen. Es war so schrecklich, kaum auszuhalten.
Meine Kollegin konnte das anders sehen. Sie sagte ich solle in seine Gesicht sehen, sie sah ein Lächeln in seinem Gesicht, für sie war er erlöst. Ich als seine Tochter konnte das nicht so sehen. Witzigerweise sah meine Mutter es dann auch so, sie fragte mich später ob ich das Lächeln in seinem Gesicht gesehen hätte.

Als ich dann beim Begräbnis vor diesem Sarg stand konnte ich das alles einfach nicht glauben und ich kann es auch heute noch nicht, wenn ich vor seinem Grab stehe.
Auch diese ganzen Dinge, die man vorher zu erledigen hat, machen einem komplett fertig. Wie konnte ich denn einen Sarg für meinen Vater aussuchen?? ... da gibt es so viel ...

Was ich jetzt nach seinem Tod kaum aushalte, ist die Tatsache, dass ich oft nicht zu schätzen wusste, dass ich ihn habe. Er hat immer alles für mich getan. Leider waren/sind wir beide Sturköpfe und haben oft miteinander gestritten. Als ich noch zuhause gewohnt habe, wollte uns meine Ma teilweise nicht alleine zuhause lassen, weil sie Angst hatte, dass wir wieder auf Teufel komm raus streiten würden.
Heute bereue ich das alles und mein Papa wahrscheinlich auch ...
Als wir die Diagnose bekamen, haben wir irgendwie doch zueinander gefunden, plötzlich hatten wir ein ganz anderes Verhältnis zueinander und ich denke, dass das irgendwie unsere Art war uns zu zeigen, dass wir uns trotz Streitereien lieb haben.

Ich habe im Dezember Geburtstag, da hat er mir ein Kuvert gegeben, auf dem stand, dass er mir alles Gute im neuen Jahr wünscht (mein Geburtstag ist am 31.12.) vor allem Gesundheit und dass er JEDER ZEIT immer für mich da ist, wenn ich etwas brauche. (Das jeder Zeit hatte er unterstrichen und hat wohl gemeint, auch wenn er tot ist)


Papa, es tut mir alles so schrecklich leid!!! Wenn ich könnte, würde ich diese ständigen Streitereien rückgängig machen, aber das können wir leider nicht mehr.
Papa, ich hoffe du verzeihst mir, so wie ich dir schon lange verziehen habe.
Danke Papa, dass du immer alles für mich getan hast!
Ich hab dich lieb!!
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