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Alt 27.08.2007, 21:55
estella estella ist offline
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Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Hallo an alle,

morgen früh wird mein Vater operiert. Heute wurden alle nötigen Vorkehrrungen getroffen - wir waren bei der Anästhesie und wurden belehrt, was alles gemacht werden wird. Die blonde und fröhlich kichernde Anästhesistin, die uns aufklärte, meinte, dass mein Vater biologisch keine 72 sei, er würde so gut aussehen und so kräftig wirken, er sei eindeutig jünger. Mein Vater meinte zwar, er sei nun mal 72, aber es tat ihm gut, gelobt zu werden...besonders beindruckt zeigte sich die Anästhesistin von der Tatsache, dass mein Vater problemlos 5 Stockwerke hoch kommt. "Beneidenswert" seufzte sie. Sie sah mit ihren kurzen Beinen und ihren weichen Rundungen nicht gerade sportlich aus.
Später kam Dr.Schumacher und erklärte die Operation. Dr. Schumacher machte wie immer ein paar Witze, die mein Vater sehr lustig fand - ich glaube, dass es gerade der Humor ist, der meinem Vater gut gefällt. Als Dr. Schumacher allerdings von der Operation sprach war, merkte man, dass er genau weiß wovon er redet und er nicht zum ersten Mal vor einer Magenentfernung steht. Er zeichnete alles genau auf, was entfernt wird, was bleibt, wie es danach aussieht. Er erklärte uns, warum ER keine minimal invasive Op bei einer Magnentfernung macht. Alles sehr einfach und bodenständig erklärt, so dass wir alles gut verstehen konnten.
Nur mein Onkel Angel schaute sehr gequält. Es scheint als sei die Angst, die mein Vater hatte, auf meinen Onkel übergegangen. 3-4 Stunden wird er operiert werden. Da kann man Angst haben. Ich mag gar nicht an morgen denken. Dr. Schumacher hat versprochen, dass er mich danach anrufen wird.

Ich hoffe, dass alles gut geht, dass es keine Komplikationen gibt, dass sein Herz wirklich so stark ist, dass er keine Thrombose bekommt, dass sein Kreislauf nicht zusammenbricht. Mir schwirrt der Kopf. Morgen werden mein Bruder und ich ihn früh noch einmal besuchen können.

Auf dem Weg zurück in die Stadt, erzählte mir mein Bruder, dass meine Schwägerin die Mutter des toten Kindes besucht hat. "Es gibt Schlimmeres als einen kranken Vater zu haben." meinte mein Bruder.

Als ich eben noch mal mit meinem Vater telefoniert habe klang er ausgeglichen. Eine alte Freundin hat sich gemeldet, darüber hat er sich sehr gefreut. Das Abführmittel hat wohl stark gewirkt und er erzählte mir lachend darüber.

Jetzt liegt alles in Gottes Hand.

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