Thema: Engel
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Alt 13.06.2003, 18:47
Gast
 
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Standard Engel

Hallo Jörg,
ich fühle mich durch Deine Worte nicht angegriffen, ganz im Gegenteil, ich bin irgendwie froh, daß jemand mit mir darüber spricht und die Dinge beim Namen nennt. Gestern habe ich am Telefon zu einer guten Freundin gesagt, daß es mir nicht gut geht und eigentlich dachte ich, sie würde zumindest mal nach dem Grund fragen, aber sie hat mir dann von Ihrem Tag erzählt. Ich hatte den Eindruck, die Zeit, in der ich mich schlecht fühlen darf ist vorbei und, schupps, muss Sandra wieder die fröhliche, immer gut gelaunte sein, die sich nichts anmerken lässt. Aber das kann ich nicht mehr, und ich bin zu müde, als daß ich jetzt immer nur auf andere Leute Rücksicht nehmen kann.

Ich hatte in den letzten Wochen ziemlich mit der Arbeit für die Uni rumgeschlunzt, und nun ist da jemand ziemlich sauer drüber (glaube ich zumindest, ich hab` aber noch nicht mit ihm gesprochen) Meinst Du, ich kann ihm sagen, daß ich immer wieder in diese Löcher gerutscht bin und zur Arbeit gar nicht fähig war? Ich fühl mich mit dem ganzen Studium im Moment ziemlich überfordert, und zudem sind da soviele aufgeschobene Sachen, daß ich total den Überblick verloren habe. Das macht mir Angst und dann verliere ich manchmal die Hoffnung.

Ich weiss nicht, ob das besser ist, wenn man sich aufgibt. Es ist nur manchmal so aussichtslos. Ich bin eigentlich viel zu neugierig aufs Leben aber gleichzeitig gibt es da soviele Hürden, die mir im Moment viel zu hoch erscheinen. Z.B. würde ich gerne eine eigene kleine Familie haben, nur gibts auf dem Weg dahin so ein riesengrosses Problem mit der Partnerschaft, und das allein reicht manchen Leuten schon, um aufzugeben.

Ich werde es aber versuchen, vielleicht muss ich nur mehr Mut haben, um andere Menschen anzusprechen und endlich mal meinen Mund aufkriegen und das sagen, was ich denke und was alles passiert ist.
Manchmal möchte ich morgens einfach mal wieder wach werden, ohne daran denken zu müssen, daß ich diesen Tag ganz alleine durchstehen muss. Ohne die vielen kleinen Panikattacken und schlechten Träume und ohne dieses Schuldgefühl, das noch immer da ist, auch wenn ich es mir rational gesehen gar nicht mehr erklären kann.
Vielleicht irgendwann...

Ich weiss gar nicht, wie ich mich jemals für die Hilfe hier bedanken soll. Mich überrollt es fast jedes Mal, wenn ich merke, daß es tatsächlich jemanden gibt, der sich für das, was ich sage, interessiert. Schade, daß man sich nur per Mail kennt, mir würden solche Freunde viel lieber sein, als welche, die zum Trauern festgelegte Zeiträume haben.

Lieben Dank,
Sandra
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