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Alt 11.09.2007, 07:40
Anwi Anwi ist offline
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Standard AW: Eure Erfahrungen mit MDK Gutachtertemin ?

Hallo Stefan,

bei solchen Begutachtungen kommt es ja immer drauf an, wie eindringlich bzw. vehement die gesundheitlichen Probleme geschildert werden, wobei Folgeschäden der Therapien, Schmerzzustände, psychische Probleme usw. eine nicht unerhebliche Rolle spielen dürften.
Wie Du schreibst, ist Deine Frau sehr zurückhaltend, was man ihr natürlich nicht zum Vorwurf machen kann, wodurch sie aber in solchen Angelegenheiten sehr stark benachteiligt ist. Das geht mir genauso, ich antworte auch bei solchen Gesprächen immer nur brav auf die mir gestellten Fragen. Was aber ein Riesenfehler ist, und ich gebe mir alle Mühe, das zu ändern.

Natürlich kann es nicht schaden, Beschwerde einzulegen, ob allerdings was dabei rauskommt bzw. ob das Ergebnis den Aufwand überhaupt wert ist, ist zumindest zweifelhaft, finde ich.

Ich selbst mache mir bei solchen Terminen bereits im Vorfeld klar, dass die "Weisskittel" eben auch nur Menschen sind und manchen auch die nötige Motivation fehlt, ganz wenigen sogar die fachliche Kompetenz.

Hier eine Erfahrung mit dem MDK, die ich vor wenigen Jahren machte: ich wollte eine Mutter-Kind-kur beantragen. Damals noch krebsfrei, konnte ich als "Diagnose" nur Erschöpfungszustände im Sinne eines Burnout vorweisen, war jedoch nicht in fachärztlicher, sondern lediglich in hausärztlicher Behandlung. Denn ich nahm die Probleme, die ich hatte, selbst nicht ernst genug.

Die Angstellte vom Diakonischen Werk, wo ich den Antrag stellen wollte, teilte mir mit, dass Erschöpfungszustände nicht ausreichend wären und ich einen Bericht über meine psychosoziale Situation beilegen solle, den sie für mich schreiben wollte. Ich bot ihr an, diesen Bericht selbst zu schreiben, weil ich ja schließlich am besten weiß, was mir fehlt. Dieses Angebot nahm sie auch sofort an. Natürlich schrieb ich in dem Bericht nicht "ich habe das und das", sondern "Frau X befindet sich in dieser und jener Lage".

Der Bericht, den ich geschrieben habe, kam zum MDK bzw. wurde als Text der Angestellten des Diakonischen Werkes ausgegeben. Es wurde also mein selbst formulierter Text da eingereicht, was zwar nicht ganz korrekt gewesen sein mag, mir aber enorm geholfen hat. Denn es wurde festgestellt, dass ich die Kur nötig hatte.

Meine Kinder jedoch, von denen das eine gesund war, das andere aber eine starke psychische Störung mit ärztlichen Berichten darüber hatte, durften nur als Begleitpersonen mit. Weil es ja über die psychische Störung ärztliche Diagnosen gab, bin ich wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass das kranke Kind die Kur samt aller therapeutischen Angebote bewilligt bekäme.

Da sieht man, wie sehr es auf die eigene Schilderung der Problematik ankommt und wie wenig objektiv solche Verfahren ablaufen. Mein selbst formulierter Bericht war damals zwar sachlich gehalten, aber schon ein ganz klein wenig Mitleid-erzeugend, wenn auch eher latent. Die ärztliche Diagnose über den psychischen Zustand meines einen Kindes war total sachlich, hat also nicht das Mitleid der Leser erzeugt und zur Ablehnung der Notwendigkeit therapeutischer Kur-Maßnahmen geführt - womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte. Zumindest durften die Kinder mich begleiten, also habe ich das damals so hingenommen, meine Schlüsse draus gezogen und mich nicht weiter drüber aufgeregt.

Viele Grüße
und alles Gute für Deine Frau
Anwi
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