Einzelnen Beitrag anzeigen
  #11  
Alt 21.10.2007, 13:14
Stefans Stefans ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 27.01.2007
Beiträge: 425
Standard AW: Angst, dass wir daran zerbrechen

Hallo,

Zitat:
Zitat von wölkchen Beitrag anzeigen
...und wo es mir wirklich schwer fällt, wirklich schwer fällt zu akzeptieren, ist, dass mein Papa wieder enorm viel trinkt. Würde ihn so und so als Alkoholiker sehen, trinkt jeden Abend seine keine Ahnung wieviel Bier. Seit ein paar Tagen kaommt der Schnaps wieder dazu-ich könnte ausflippen. Doch habe ich nicht das Recht, ihm dazu etwas zu sagen. Ich könnte weglaufen, bleibe wegen meiner Mami und meinem Bruder...
Ach du Scheisse :-( Mit Alkis kenne ich mich so halbwegs aus. U.a. war mein Schwiegervater auch einer - so mehrere Flaschen Wein und 1 Flasche Schnaps am Tag.

Ich denke, dass die Lage für euch unter diesen Vorzeichen nur noch kritischer werden kann. Wie lacrima schon schon schreib: dein Vater wird, wenn das so weiter geht, nicht nur "nervig", sondern eine zusätzliche Belastung sein. Bei meinem Schwiegervater (und dem Vater meines Schwagers) war es irgendwann so, dass man den niemals allein lassen konnte. Aus angst, dass er jetzt wieder mit Kippe im Bett einschläft und das Haus abbrennt, oder im Vollrausch die Trepper runterfällt, oder...

Das ist schon ohne Krankheit der Mutter kaum zu ertragen. Mein Schwiegervater hat seine Familie mit seinem Suff völlig terrorisiert und brauchte selbst dauernde Pflege. Aber so, mit dem Krebs deiner Mutter... irgendwann wirst _du_ daran zerbrechen, wenn du nicht aktiv gegensteuerst. Dein "Instinkt" sagt dir das auch ganz genau, wenn du jetzt schon weglaufen möchtest. Also kannst du einfach abhauen, oder du musst handeln. Und wenn du handelst, musst du IMHO deine Mutter "mit in's Boot" ziehen - so schlecht es ihr auch selbst geht.

Der "richtige" Umgang mit Alkis ist nochmal ein schlimmes Thema für sich. An deiner Stelle würde ich mich da mal bei an anonymen Alkoholikern im Netz kundig machen. Die haben einige harte, aber IMHO sehr gute "Verhaltensrichtlinien" mit Alkis entwickelt - aus eigener Erfahrung. Dazu gehört z.B., dass man mit Alkis niemals ernsthaft reden sollte, wenn sie betrunken sind. Weil sie dann das Blaue vom Himmel versprechen - aber wenn die auf Entzug sind, sich an nichts mehr erinnern können. Und dass man Klartext mit ihnen reden muss. Und dass man auf ihre Versprechen absolut nichts geben darf, und dass man sein Mitleid im Zaum halten muss. Und dass (leider nur allzu oft) Alkis nur etwas ändern, wenn man sie wirklich allein im Dreck liegen läßt und ihr Umfeld ihre Sucht nicht mehr "unterstützend toleriert".

Was halt auch heisst, dass man diese Sucht keinesfalls tabuisieren sollte, sondern mit deinem Vater (im nüchternen Zustand) Klartext reden muss. Wenn er dann Krankheitseinsicht zeigt und eine Behandlung akzeptiert - bestens. Wenn nicht... dann wird das eine ganz harte Nummer :-( Und eine, an der nicht nur du, sondern auch deine Mutter und dein Bruder zerbrechen kann.

Tut mir leid, dass ich mich über dieses Thema so aufrege. Aber ich habe meinen Schwiegervater (inzwischen verstorben) noch lebhaft in Erinnerung. Der hat jahrelang Frau, Sohn, Töchter und Freunde mit seiner Sucht terrorisiert - aber behandeln lassen hat er sich nie. Noe, sein Problem durften dann ein halbes Dutzend "Unschuldiger" gemeinsam ausbaden. War ja für ihn der einfachste Weg, weil alle ach so verständig waren und sich eher darum gekümmert haben, dass niemand was davon erfährt (so isses halt auf dem Dorf).

Dass es so weit bei euch nicht kommt, dafür wünsche ich euch viel Kraft, Offenheit und Entschlossenheit !!!

Viele Grüße,
Stefan
Mit Zitat antworten