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Alt 08.11.2007, 22:40
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Linnea Linnea ist offline
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Registriert seit: 18.07.2007
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Standard AW: Hodgkin - mein neuestes Sammlerstück

Liebe Leena, liebe Birgit, liebes Zickchen, liebe Anja und Ihr anderen Lieben,

ja, nun bin ich wieder zuhause, was ein Glück! Meine Lieben haben mir einen wunderbaren Empfang bereitet: Mein Mann hat mich mit einem besonderen Geschenk überrascht, aber dazu muß ich etwas ausholen:

In der Zeit nach meiner ersten Chemo hatte ich mal Besuch von einer Freundin, die Physiotherapeutin ist. Sie hatte mir damals ein richtiges Wellness-Wochenende angedeihen lassen, indem sie mich sehr wohltuend und ausdauernd nach allen Regeln der Kunst massierte. Dazu hatte sie mich auf verschiedenen speziell geformten und gefüllten Lagerungskissen gebettet, was mir seit langer Zeit ermöglichte, völlig entspannt zu liegen. Ich hatte ja die Bauch-OP noch nicht lange hinter mir. Nach der ersten Chemo bekam ich dann erstmal ein Langzeit-EKG mit 10 Ableitungen, dessen Kabelsalat immer mit Leukoplast an mir fixiert werden mußte, damit die Strippen nicht an die Bauchnarbe kamen. Es war also recht unbequem... Und nun schaffte es meine Freundin also mithilfe dieser Kissen, mich wie auf Wolken schweben zu lassen.

Seitdem habe ich meinem Mann immer wieder davon vorgeschwärmt. Und nun hat er doch tatsächlich ein Honorar, das er unerwarteterweise für eine Extra-Arbeit bekommen hat, dazu verwendet, mir zwei von diesen Wunderkissen zu schenken. Ist das nicht toll? Es liegt sich einfach himmlisch damit!!!

Diese Überraschung präsentierte mir dann ganz stolz unser Großer:"Guck mal, was hier auf Deinem Bett für Dich liegt von Papa." Anschließend hat er mir noch sein neuestes Bastelwerk verehrt. Und dann haben wir den ganzen Nachmittag über miteinander geredet und vorgelesen und schließlich ein gemütliches Abendessen miteinander genossen. Ich konnte richtig spüren, wie die Anspannung bei unserem Großen nachließ und er immer ruhiger und gleichzeitig fröhlicher wurde. Das hat mir unglaublich gutgetan!

Und unsere Kleine? Sie hat mir gezeigt, daß es eigentlich nur aufwärts gehen kann, denn sie hat heute erstmalig unsere Treppe alleine erklommen! Mann, war sie stolz, als sie oben ankam! Sie strahlte als hättee sie einen neuen Kontinent entdeckt und gluckste und quietschte vor lauter Freude!

Aber nun zu Euch: Ich kann mich unserm Zicklein nur anschließen: ich finde es wunderbar, daß hier alle so aufeinander zugehen, daß unterschiedliche Meinungen geäußert und akzeptiert werden können. Das macht diesen Austausch so wertvoll. Und es tut gut zu erleben, daß Streit nicht unumgänglich ist, sondern ein achtungsvoller Umgang miteinander vor der Durchsetzung der eigenen Meinung kommt. Dafür kann ich nur allen Beteiligten herzlich danken!

Liebes Zicklein, Du hattest mir gestern schon so lieb geschrieben, aber nach meinem langen Beitrag hier, war mein Dödelkopf einfach zu erschöpft, als daß ich mich zu einer weiteren Antwort hätte aufraffen können. Daher hier mit Verspätung noch ein liebes Dankeschön!

Zu der Frage, wie unvermeidlich eine erneute Päppelkur ist: Ich habe inzwischen für den kommenden Dienstag einen Termin mit meinem Onkologen vereinbart. Ich möchte ihn einfach nochmal fragen, was er über die Fortsetzung der EPO-Spritzerei denkt und ob es vielleicht noch weitere Optionen gibt, wie man meinen Erys etwas auf die Sprünge helfen könnte (glaube ich allerdings eher nicht, sonst hätten die Klinksärzte ja schon mal was vorgeschlagen). Deshalb denke ich mir, wird das ganze Procedere mit den Erythrozyten-Konzentraten bald wieder auf mich zukommen. Aber bei alledem muß ich sagen, daß es mir lieber ist, noch 2-3 mal kürzere Krankenhaus-Päppelkuren zu erleben, als zu riskieren, daß meine Krebszellen zu wenig von dem Carboplatin abbekommen, das bei mir wohl für die miesen Blutwerte verantwortlich ist.

Liebe Leena, ich freue mich immer so, wenn Du mir schreibst und von Deinen Erfahrungen mit Deinen Kindern berichtest. Sie scheinen ja wirklich alle sehr unterschiedlich mit Deiner Krankheit umzugehen. Ach, ich wünsche Euch so sehr, das jedes von ihnen auf seine Weise einen guten Weg findet, mit der Sache auf Dauer klarzukommen!

Unser Großer wendet sich auch nicht mit allen Fragen an meinen Mann. Sie haben wirklich mehrere gemeinsame Ebenen: sie haben einen ganz ähnlichen Humor und viel Spaß miteinander, sie können praktische Dinge problemlos miteinander klären und auch geheimnisvolle Abmachungen "von Mann zu Mann" treffen. Aber mit Dingen, die ihn wirklich beschäftigen, kommt er doch immer zu mir. Wir sind nun mal die Mütter, diese Urverbindung hat so viel Bedeutung...

Liebe Birgit, wieder einmal danke ich Dir von Herzen für Dein Gedicht! Es ist eine wunderschöne Gabe, solche Gefühle in Verse fassen zu können, die anderen Menschen so viel geben können! Und Du beschenkst mich so lieb mit Deinen Gedichten, daß immer eine große Dankbarkeitswelle in mir aufschwappt.

Die Herzwunden - ja, die sind es wohl, welche die größte Veränderung mit sich bringen. Als ich kürzlich den 121. Psalm las, fiel mir erstmalig in besonderer Weise auf, daß es in Vers 7 heißt. "Der Herr behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele". Daß die Seele hier noch einmal hervorgehoben wird, daß alles, was sie angreifen und beschädigen könnte, eine Sonderstellung einnimmt gegenüber sonstigem Übel, schien mir mit einem Mal so wichtig.

Liebe Anja, ich hatte ja schon bei Dir drüben gelesen, wie auch Deine Kinder alles so hautnah miterleben. Gut, daß Ihr nicht weit von Deinen Eltern entfernt wohnt, so daß Ihr Deiner Mutter auch solche Wünsche wie die Gartenpflege erfüllen könnt. Das wird ihr ein gutes Stück Ruhe bescheren, wenn sie sich nicht um derlei Dinge sorgen muß, wie es wohl viele Menschen ihres Alters ebenso täten.

Darf ich einmal fragen, wo Du wohnst (oder hattest Du es schon erwähnt)? Ich habe irgendwo gelesen, daß Du Deine Grüße von der Ostsee geschickt hast, die ich so sehr mag.

So, nun sende ich Euch aber noch ganz liebe Grüße aus Thüringen und wünsche allerseits eine gute Nacht!

Eure Linnea
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Einen Menschen zu lieben heißt:
Ihn zu sehen wie Gott ihn gemeint hat.
Liebe ist das Geheimnis der Brotvermehrung.
- Christine Busta -

Geändert von Linnea (08.11.2007 um 23:31 Uhr)
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