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Alt 12.11.2007, 13:40
AndreaM AndreaM ist offline
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Standard AW: Weihnachten als Hinterbliebene

Weihnachten - ja, auch ich finde das seltsam.

Meine Mama ist im September 05 gestorben. Ich wollte es nicht wahrhaben, aber mein Mann hat es wohl gewusst, denn er hatte schon länger die "nichts wie weg" Tickets gebucht. Ich glaube, zuhause wäre ich aus dem heulenden Elend nicht herausgekommen, meine Mama hätte kurz vor Weihnachten eigentlich ihren 61 Geburtstag feiern sollen.

Das letzte Weihnachten war - nett. Wir haben verschiedene Optionen bei Schwiegereltern und "Schwägereltern" - aber es ist eben nichts wie es einmal war, die Bedeutung die es für mich hatte, das Zusammensein mit der Familie, das ist weg. Objektiv betrachtet müsste ich allerdings fragen - wann hat es angefangen aufzuhören? Als mein Vater auszog? Als meine Mutter zur Oma zog, sie pflegte und Weihnachten dann dort stattfand? Als dann meine Oma starb? Als meine Mutter anfing an Depressionen zu leiden und wir nicht mehr bei Mama sondern bei "Schwägereltern" feierten? Ich glaube, alles war in Ordnung, solange sich zu Weihnachten das Gefühl des "Mädchens unterm Weihnachtsbaum" wenigstens ein bisschen eingestellt hat.

Jetzt hat es sich "ausgemädelt", ich bin erwachsen und habe keine Kinder an die ich dieses Gefühl weitergeben könnte. Ein anderer "Geist der Weihnacht" ist mir bisher nicht begegnet. Ich kenne nur frisch verheiratete Freunde, die darum streiten, welche Weichnachtstraditionen fortgesetzt werden und welche Schwiegereltern wann besucht werden, damit es nur ja allen recht gemacht wird.

Die Weihnachtliche Harmonie stellt sich nur dort ein, wo sie auch vorher zuhause ist - wo Weihnachten nur die Gelegenheit darstellt, sich Liebe und Geborgenheit einmal wieder zu beweisen, da das im Alltag zu kurz kommt. Harmonie mit Gewalt - darauf würde ich mich nicht einlassen.

@Tanja,

Entschuldige die etwas ausschweifende Einleitung. Ich würde mir heute zu Weihnachten keinen Druck mehr machen lassen. Wenn Du nicht hingehen möchtest, geh nicht hin. Wenn Dein Vater Dich nicht versteht - sage ihm, dass Du das sehr bedauerst. Männer und Frauen ticken unterschiedlich - leider trifft das gelegentlich auch auf Väter und Töchter zu. Ich bin selbst Scheidungskind und hatte mir von meinem Vater wengigstens einen Kommunikationsversuch erhofft. Bei mir hat es nicht geklappt (meine Eltern wurden allerdings geschieden als ich noch sehr klein war), vielleicht hast Du mehr Glück?

@Martina,

ich hätte jetzt gedacht, dass der Glaube Berge versetzt und für eine Pfarrerin mehr Bedeutung im Weihnachtsfest liegt. Ich könnte mir vorstellen, dass von Deinen Freunden einige lieber eine Fete mit Dir feiern würden - aber leider in den Familiären Konventionen gefangen sind.

@grka,

es wird eine Weile dauern, aber die Schuldgefühle werden nachlassen. Meine Mutter litt an Depressionen - was ich lange nicht verstanden habe. Allerdings - auch sie ging nicht zum Arzt, so wusste niemand wirklich bescheid. Auch ich bereue unnötige Auseinandersertzungen - aber so langsam glaube ich mir, wenn ich mir sage, dass ich es zu dem Zeitpunkt einfach nicht besser wissen konnte.

Ihr alle hier - kommt gut in die dunkle Jahreszeit
Herzlich
AndreaM
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