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Alt 15.11.2007, 20:01
Gabriele M. Gabriele M. ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Hallo,

ich muss mein Herz wieder ausschütten. Ich bin gerade aus dem Krankenhaus gekommen. SCHOCK!!! Wie kann jemand innerhalb von einigen Stunden so abbauen? Als ich zur Tür hereinkam blieb mir fast das Herz stehen. Mutti hat eingefallene Augen, dunkle Schatten unter den Augen, stark ausgeprägte Falten im Gesicht. Sie bekommt die Augen vor Müdigkeit kaum noch auf, hat einen extrem trockenen Mund, so dass sie ständig trinkt, sie kann kaum sprechen weil der Mund und der Hals so trocken ist. Ihre Hände bewegen sich ständig über die Bettdecke, sie zuckt plötzlich zusammen als würde sie sich erschrecken, spricht mit Personen, die nicht im Zimmer sind oder gibt Antworten auf Fragen, die wir nicht gestellt haben. Hin und wieder lächelt sie, als würde sie jemanden sehen, auf den sie lange gewartet hat, flüstert leise und wenn wir fragen, mit wem sie spricht gibt sie zwar Antworten, aber die sind für uns unverständlich. Dann wieder spricht sie ganz vernünftig mit uns, will wissen was es Neues gibt. Wenn ich ihr dann etwas erzähle oder mich mit Vati unterhalte macht sie die Augen zu, es sieht aus als wenn sie schläft. Mutti bekommt aber alles mit und antwortet plötzlich auf das was wir gesagt haben.
Es zerreist mich, wenn ich sie so da liegen sehe. Einerseits möchte ich sofort aufstehen und rausrennen weil ich es nicht ertrage, andererseits kann ich mich nicht vom Bett bewegen weil ich Angst habe, dass ich sie nicht mehr sehe. Vati hat mich jetzt nach Hause geschickt, weil ich den Hund versorgen soll. Der Blick auf Mutti als ich ging tat sehr weh, wie sie so da lag und mir mit halb geschlossenen Augen hinterhersah. Werde ich ihr noch einmal in die Augen sehen können? Oder kommt jetzt das Ende?
Gestern noch hatten wir wieder etwas Hoffnung, heute ist wieder alles rabenschwarz.
Dazu kommt noch etwas, worüber ich in meinem Verwandten- und Bekanntenkreis nur mit ganz wenig Menschen spreche. Auch hier habe ich schon öfter versucht es in Worte zu fassen um es dann wieder zu löschen. Ich möchte nicht als Esoterik-Tante abgestempelt werden.
Von meiner Oma habe ich "ich weiss nicht wie ich es nennen soll", dass ich vor dem Tod eines mir sehr nahestehenden Menschen eine Botschaft erhalte. Ich erhalte diese Botschaften nachts wenn ich schlafe. Leider sind diese Botschaften schon zu oft in Erfüllung gegangen als dass ich sie einfach als Spinnereien abtun könnte. Bisher wusste ich aber nie, wen genau es trifft sondern nur, dass innerhalb der nächsten Tage eine mit liebe Person sterben wird. Bei Mutti ist es bisher so gewesen, dass ich 3 Mal diese Botschaften, allerdings in stark abgeschwächter Form, bekommen habe. Alle 3 Mal hat sie genau zu diesem Zeitpunkt eine Krise gehabt. Das erste Mal die Not-OP mit Darmverschluß, dass zweite Mal als wir sie jetzt in das KKH eingeliefert haben, das dritte Mal vergangene Nacht. Da es Mutti gestern aber verhältnismässig gut ging, habe ich gehofft, dass ich es falsch gedeutet habe. Als ich Mutti sah, wurde ich mal wieder vom Gegenteil überzeugt. Jetzt habe ich panische Angst davor heute ins Bett zu gehen und einzuschlafen. Ich weiss, dass ich nichts ändern werde, wenn ich nicht schlafe, ausser dass ich morgen nicht in der Lage sein werde den Tag zu überstehen. Und was ist, wenn Mutti sich wieder erholt und ich heute Nacht ruhig schlafen könnte, dann ist das wachbleiben umsonst. Warum kann ich das nicht einfach abstellen? Warum passiert mir das? Ich habe doch nicht um so etwas gebeten. Es macht mir Angst aber gleichzeitig auch Hoffnung, dass es doch etwas nach dem Tod geben muss.
Wie soll ich die Kraft für die nächste Zeit sammeln? Ich werde sie doch dringend für meinen Vater und mich brauchen.

Verzweifelte Grüße
Gabi
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