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Alt 30.11.2007, 02:54
WilliamMatthew
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Standard AW: Er wird es nicht überleben

Ihr seid alle so unendlich lieb, und ich danke Euch wirklich von Herzen. Nun liege ich hier im Gästezimmer - nebenan versucht meine Mum zu schlafen - und finde selbst nur minder Ruhe.

Wir waren gegen 12:50 Uhr im Krankenhaus angekommen. Zu diesem Zeitpunkt war Vati schon in einem Dämmerschlaf. Er hatte bis dahin in den vergangenen 4 Wochen keine nennenswerten Schmerzen. *durchatmen* Dies hat uns der Arzt förmlich gepredigt, und ich hatte nicht das Gefühl, dass er uns nur beruhigen wollte. Dafür haben wir Vati zu oft im KH besucht und gesehen und gespürt, dass er soweit keine Schmerzen hatte. Gott sei Dank.
Wir waren bei ihm; dort saß schon eine ganz, ganz liebe Frau von der Seelsorge und hat sich um ihm gekümmert. Jeder hatte mehrere Minuten mal ganz alleine mit ihm. Ich habe diesen intensiven Moment genutzt, um nochmal meine (bis auf einen Tag) fast 28 Lebensjahre mit ihm zu rekapitulieren. Es war für mich nochmal sehr wichtig, und ich habe ihm dabei beide Hände gehalten, während er weiter ruhig geatmet hat (ganz wenig Nebengeräusche). Natürlich war ich irgendwie froh, dass er einfach geschlafen hat (dank Morphium). Aber unabhängig voneinander haben sowohl der Arzt und zuvor die Seelsorge gesagt, dass Vati ruhiger geworden ist, seitdem wir bei ihm waren. Denn er wusste, dass wir am Donnerstag kommen. Er hat auf uns gewartet und hat uns gleichzeitig weiteres quälendes Telefonklingeln erspart.
Was soll ich sagen... er ist dann 15:15 Uhr von einem Schlaf einfach in den anderen herübergeschlafen. Ganz friedlich, ganz ruhig. Jetzt muss ich gerade wieder weinen, aber das ist gut so. Ich brauch das.

Und der Arzt? Er war dann endlich ehrlich zu uns und erklärte uns (etwa wörtlich): "Er hatte ein großzelliges Bronchialkarzinom mit größeren Metastasen in verschiedenen Organen und Streuungen in den Knochen, Lymphen und Gefäßen. Es gab auf dieser Welt keinen einzigen Zeitpunkt, wo man ihn hätte retten können. Ohne die 3 Schlaganfälle wäre vielleicht sein Allgemeinzustand etwas besser gewesen und wir hätten es noch bis zur 1. Chemo geschafft. Aber glauben sie mir: auch das wäre nur ein Herauszögern geworden, möglicherweise noch mit viel Schmerz und Verzweifelung auf beiden Seiten." Wir sind also froh, dass er all dies nicht über sich ergehen lassen musste.

Vor 6 Wochen hat er noch gearbeitet - und jetzt ist er gegangen. Er war so fleißig bis zum Schluss; aber er hatte selbst kein bitteres Ende, wenn ihr versteht, was ich meine.

Papa, ich kümmer mich um Mum. Versprochen :-)
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