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Alt 18.07.2003, 02:37
Gast
 
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Standard Bronchialkarzinom

Hallo Claudia,

was ich schreiben werde ist nicht gerade aufbauend :-( ! Am Montag (14.07.03) ist mein Vater genau auf den Tag genau sechs Wochen nachdem er ins Krankenhaus kam eingeschlafen. Samstags vorher hatte er zum ersten Mal Blut gespuckt, Montags ging er direkt zu unserer Hausärztin, die ihn dann direkt ins Krankenhaus schickte. Dort stellten sie in der ersten Woche eine erbsengroße Metastase in der rechten Kopfhälfte fest und einen walnußgroßen Tumor in der linken Lunge. Es stellte sich heraus, dass der Tumor inoperabel ist. Bei der Bronchoskopie konnten sie nicht einmal an der Stelle Gewebe entnehmen. Nach dem Befund wurde mein Vater in die Uniklinik Frankfurt (Neurochirugie) verlegt und dort am Kopf operiert, also die Metastase entfernt. Nach dem Eingriff konnte er sein linkes Bein nicht mehr bewegen, aber sonst war sein Zustand entsprechend der schwere der OP erstaunlich gut, fing aber zu diesem Zeitpunkt schon an Schleim auszuspucken. Wir nahmen an, dass es mit der OP und der vorangegangenen Bronchoskopie zusammen hing, aber der Auswurf roch nicht gerade gut. Schon da fing es an, dass er Wasser in die Füsse bekam. Im Laufe der Woche kam so langsam aber sicher auch wieder einigermaßen die Gewalt über das linke Bein und die Woche darauf sollte ein Lungenfacharzt aus der Uniklinik hinzu gezogen werden. Zweimal kam er nicht und Donnerstags erfuhren wir auf einmal, dass er Freitags nach hause kommen wird. Schon da fing es so langsam mit der Atemnot an. Mittwochs drauf hatte er einen Termin bei einem Onkologen in einem weiteren Krankenhaus hier in Frankfurt. Obwohl der Termin von der Uni vereinbart worden war, fehlten dem Arzt die schriftlichen Unterlagen, sowohl aus dem ersten Krankenhaus als auch aus der Uni, dementsprechend sauer war der Onkologe. Schon zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Allgemeinzustand meines Vaters langsam verschlechtert und Nachts meine Mutter auf Trab gehalten, weil er Angst hatte, dass er sie nicht wach bekommt, wenn er einen Hustenanfall bekommen würde. Donnerstag kam unsere Hausärztin vorbei und stellte bei meinem Vater einen Lungenentzündung fest, deshalb kam er dann auch schleunigste wieder ins erste Krankenhaus. Die Behandlung erfolgte mit Antibiotika, an eine Behandlung des Lungenkrebses war zu diesem Zeitpunkt nicht zu denken, weil auch die Blutwerte schlecht waren (zuwenig weise Blutkörperchen und auch Blutplättchen), also die Immunabwehr war erheblich geschwächt. Ständig wurden Untersuchungen durchgeführt (CT, Röntgen, Ultraschall). Der Allgemeinzustand wurde noch schlechter! Letzten Woche Dienstag erfuhren wir, dass seit bekannt werden der Erkrankung sich explosionsartig Metastasen in der Lunge gebildet hatten, aber sonst nirgendswo. Zu diesem Zeitpunkt fing es auch an, dass er ein Morphinpflaster auf die Brust bekam. Das es ein Morphinpflaster ist erfuhren wir von einer Bekannten. Zu diesem Zeitpunkt fing es auch an, dass er Schmerztropfen bekam und zum Wochenende hin auch Spritzen (meist in der Nacht) ......... aufgeklärt oder in Kenntnis gesetzt wurden wir aber nicht, um was für Medikamente es sich handelt ...... wir nehmen an Morphium. Von Samstag auf Sonntag und von Sonntag auf Montag klingelte mein Vater mitten in der Nacht meine Mutter zu hause aus dem Bett und flehte, dass wir kommen sollten, aber nach Rücksprache mit der Nachtschwester, die halt auch den Arzt vom Dienst einschaltete, meinte diese es wäre nicht notwendig zu kommen. Irgendwie sah man in diesen paar Tagen, dass schwächer wurde und auch sehr müde war und gerade Nachts sehr schlecht Luft bekam. Montag Morgens telefonierten wir noch mit ihm und er bekam aus Atemnot fast kein Wort mehr heraus, wollte uns aber soviel mitteilen. Ein Bettnachbar, der mobil war sagte uns, dass mein Vater ein schlimme Nacht hinter sich hatte und wir doch bitte in einer halben Stunde, wenn die Visite durch ist, nochmal anrufen sollten. Dieser Anruf war jedoch bereits vergeblich, man hatte ihn mit Sauerstoff aus dem Zimmer heraus gefahren (da bekam er zum ersten Mal Sauerstoff). Natürlich ein direkter Anruf im Schwesternzimmer und nach einem kurzen Moment des Wartens wurde meiner Mutter von der Ärztin mitgeteilt, dass man meinen Pa verloren hatte. Es muß ein Sekundentod gewesen sein ........ entweder hat das Wasser aus den Beinen das Herz abgedrückt oder es war eine Lungenembolie.

Uns war es nicht vergönnt gewesen ihm im letzten Moment zu begleiten :-((( !!!

Im großen und ganzen muß ich sagen, dass ich ein vernichtendes Urteil über die Ärzte und das Pflegepersonal ablegen muß .......... armes Deutschland und es wird bestimmt nicht besser werden ............. eigentlich denkt man heutzutage schon, dass solche Leute ganz offen, zumindest mit den nahen Angehörigen, reden können. Es wurde immer in einer gewissen Art und Weise umschrieben (sie wissen ja, dass ihr Vater schwer erkrankt ist .......... na klar wußte ich dies, nur nicht wie schlimm es wirklich war), aber halt nie Klartext geredet!

Da meine Mutter bei dem Onkologen, der die Krebsbehandlung durchführen sollte (wäre ja in einem andern Krankenhaus gewesen), heute dort, nach telefonischer Anfrage, die Röntgenbilder und etc. abholte, bat er meine Mutter einen Moment zu bleiben und er nahm sich richtig viel Zeit für sie. Sie erfuhr von ihm, dass er aus beiden anderen Krankenhäusern bisher keine schriftlichen Unterlagen bekommen hatte und es hieß, man stünde mit ihm in Verbindung! Mein Vater hatte wohl einen sehr sehr aggressiven Lungenkrebs. Wie es aussieht, hätte man uns schon zu Beginn sagen können, dass es sehr sehr schnell zu ende gehen wird mit ihm. In der letzten Nacht, als mein Vater meine Mutter anrief, sagte er, man hätte ihn von vorne bis hinten belogen und verarscht.

Der Onkologe sagte heute meiner Mutter außerdem, dass die durch den Lungenkrebs verursachten Schmerzen und Atemprobleme, den Betroffenden so in Angst und Schrecken bringen können, dass im Endstadium der Erkrankte schier wahnsinnig werden würde, also es nicht zu ertragen ist ................ möchte nicht wissen, was mein Vater an Ängsten durchgemacht hat, aber es hätte noch wesentlich schlimemer kommen können .......... ich bin froh, dass er nicht länger leiden mußte ............... aber ganz gewahr bin ich es noch nicht geworden, dass er nicht mehr nach hause kommen wird.

Dies ist nun die Geschichte meines Pa's gewesen, muß aber nicht unbedingt etwas bedeuten. So was ich sonst gehört habe, liegt die Lebenserwartung bei Lungenkrebs bei 1 bis 10 Jahren, je nachdem wie die Therapie anschlägt.

EURER Familie wünsche ich zumindest wesentlich mehr Glück und viel Kraft für die Bewältigung der Krankheit!!!!!!!!!!!!

See Ya und LG
Frank
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