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Alt 20.01.2008, 23:04
Lilli40 Lilli40 ist offline
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Standard AW: Vielleicht falsch hier, hatte vor 3 Jahren Krebs...

Hallo Noonien,

mein Name ist Uwe,
wundere dich nicht warum ich mich mit Lilli 40 einlogge aber unter Lilli40 ist meine Frau registriert bei der am 7.12.2007 Brustkrebs entdeckt worden ist.

Nun erstmal zu mir und meiner Vorgeschichte:
Bei mir wurde 2005 der rechte Hoden entfernt. Diagnose: Embryonales Hodenkarzinom pT2, pL1, pV1, N1. Es folgte eine Chemotherapie mit 3 Zyklen PEB. Anschließend wurde noch ein Lymphknoten entfernt. Das volle Programm also. Der erste histopathologische Befund des Lymphknoten noch im Krankenhaus lautete: "vitale Tumorreste des bekannten embryonalen Karzinoms" Also weitere Zyklen PEB waren geplant. Bis dahin hatte ich alles mit mir machen lassen. War eigentlich immer gut drauf und hatte nur wenige Nebenwirkungen. Im Krankenhaus, bereit für den 4 Zyklus, wurde mir dann mitgeteilt, dass es sich um nicht bösartige vitale Tumoranteile handelt. Also der Lymphknoten doch tumornegativ.
Eigentlich sollte ich mich freuen!!! Ab nach Hause denn ich bin Krebsfrei.
Die Koffer für die Reha nach Sant Peter Ordingen waren gepackt. Doch die Reise konnte ich nicht antreten. Ich landetet stattdessen für 4 Wochen in der Psychatrie. Mit akuten Belastungsreaktionen, Unruhezuständen und auch Panikattacken war ich nun beschäftigt. Ich viel nach der Behandlung also in ein riesen großes Loch. Erst jetzt bekam ich Psychologische Unterstützung. Nach meiner Meinung viel zu spät. Es dauerte dann noch mehrere Wochen (Monate) bis ich unter Antidepressiva und mit Hilfe einer Psychotherapeuting in den Alltag zurückkehren konnte.
Weiter Belastungen waren, dass ich gerade zu dieser Zeit unser Eigenheim errichtete. Vor der ersten Chemo sind wir eingezogen. Also nach der ersten Nacht im Eigenheim ab ins Krankenhaus. Nach einer Woche Chemo ab nach Hause auf die Baustelle. und das drei Zyklen lang.
Die größte Unterstützung erhielt ich jedoch von meiner Frau. Die ganze Sache ging aber auch nicht Spurlos an ihr vorbei. Ein Bandscheibenvorfall war das Resultat. Was sollte jetzt noch passieren, haben wir uns gefragt.
Aber es kommt noch dicker und zwar die Kündigung ihrer Arbeitsstelle per Post. Und nun kurz vor Weihnachten die Nachricht vom Krebs meiner Frau.

Das ist nun unserer Geschicht die ich einfach mal loswerden wollte. Aber nun zu deinem Problem:

Auch ich habe immer wieder Probleme mit meinem linken Hoden. An manchen Tage kontrolliere ich Ihn des Öfteren. Ich habe mich schon gefragt ob es nicht besser ist ihn auch noch zu entfernen.(Wollte eingentlich hier im Forum fragen was es heißt ohne Hoden zu leben?) Ebenfalls vor den Kontrolluntersuchungen meldet sich der Hoden immer wieder. Auch jetzt beim Schreiben habe ich das Gefühl er läßt mich nicht in Ruh. Ich habe mit Hilfe der Psychotherapeutin (und meiner Frau)es geschaft diese Symthome nicht zu nah kommen zu lassen. Ich kann was ich früher vor der Erkrankung nicht konnte, einen "Gedankenschnitt" machen. Mir schöne Gedanken machen. Mich an schöne Situationen erinnern. Genauso wie ich mich an schlechte Gedanken erinnern kann, kann ich jetzt "umschalten" und mich mehr an schöne Dinge erfreuen. Und du wirst merken der Hoden ist vergessen. Dies klappt natürlich nicht von heut auf morgen. Nimm dir Zeit und sei nicht ungeduldig. Ich habe auch lange dafür gebraucht. Ich sage mir immer wenn ich den Hoden spüre : Sei froh er ist noch da. Genauso wie du wenn du willst dein Herzschlag fühlen kannst und da bist du doch auch froh das er noch da ist,oder?
(autogenes Training oder Muskelentspannung nach Jacobson ist auch sehr hilfreich)
Du siehst ich habe viel gelernt in der Zeit. Im Nachhinein muss ich sagen das die Krebserkrankung die leichtere Krankheit war. Das was danach kam war schwieriger. Der Weg ist lang aber am Ende des Tunnels wartet das Licht, das Leben.
Und nun wieder zu dir: Was ist denn wenn der Krebs wieder kommt? Du wirst es wieder schaffen. Die Tumormarker sind ein wichtiger Hinweis und wenn du alle drei Monate zur Kontrolle gehst kann nichts schiefgehen. Also genieß dein Leben jetzt und lass es dir von deinem Hoden nicht beeinflussen.

Mit der Hilfe des positen Denken wird es mir auch leichter sein die Krankheit meiner Frau zu überstehen. Ich habe wohl gemerkt das es viel schwerer ist das ganze als Angehöriger zu durchleben als Betroffenen. Als Betroffener wird dir mehr geholfen. Es folgt eine Untersuchung nach der Anderen. Als Angehöriger kannst du nur warten und das ist nach meiner Meinung schlimmer. Also an alle denkt an eure Leute die euch lieben die machen auch einiges mit.

Eigentlich wollte ich doch nur kurz was schreiben aber irgenwie habe ich im Moment das Bedürfniss mich mitzuteilen. Das Hilft auch.

Ich weiß nicht ob ich dir wirklich helfen konnte aber mein Rat ist lass dir professionell helfen. Probiere es einfach und sei offen für Neues.

Einen schönen Urlaub wünschen dir und deiner Familie

Silke und Uwe

P.S.: ein Lächeln kostet nichts und kann helfen

Noch ein Tipp: Wenn du einen Termin bei einem Therapeuten machst lass nicht deine Frau anrufen. Du musst selbst anrufen.
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Wir haben uns für´s Leben entschieden

Geändert von Lilli40 (20.01.2008 um 23:07 Uhr) Grund: Noch ein Tipp
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