Einzelnen Beitrag anzeigen
  #805  
Alt 27.07.2003, 16:09
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Wie kommt der Tod?

Auch ich habe seit einigen Monaten in dem Forum gelesen. Jetzt denke ich schreibe ich auch etwas. Wie kommt der Tod ? Ich wollte ich hätte es nicht erlebt. Meine Mutter (69) ist am 21. 6. gestorben. Und ich habe ganz schön dran zu knabbern.
Hier ist der Verlauf.
Anfanf März wurde meiner Mutter vom Hausarzt geraten, da das Blutbild nicht in Ordnung war und sie einige Kilos verloren hatte, sich im Krankenhaus durchchecken zu lassen. Einige Wochen vorher bekam sie Schmerzen im rechten Bein. Wobei sie sich sicher war, das sie umgeknickt war und die Schmerzen von einer Sehnenzerrung kommen. Einige Tage später bekam sie Fieber, wobei sie dachte eine Grippe zu haben. Gleich darauf ging sie ins Krankenhaus. Nach fast 3 Wochen und etlichen Untersuchungen, wurde bei ihr nur eine Magenschleimhautentzündung festgestellt. Die Blutwerte waren auch leicht besser und sie wurde nach Hause geschickt. Die Schmerzen im Bein wurden nicht besser. Nach ca. 2 Wochen besuchte sie dann einen Orthopäden. Da sie vor einigen Jahren eine neue Hüfte eingesetzt bekam, vermutete man dann das da was nicht in Ordnung sei und man machte eine Skelettszintigrafie. Dabei wurde ein Tumor entdeckt. Jetzt kamen viele Untersuchungen. Ich war ziemlich erschreckt. Aber ich dachte immer es gibt ja auch gutartige Tumore und hoffte weiter. Ich versuchte auch meine Mutter zu beruhigen. Mein Vater ist 75 und irgendwie wollte er es wohl nicht wahrhaben. Ist ja nichts schlimmes sagte er immer. Gesundheitlich ist er auch angeschlagen. Er leidet an Silikose. Vor 12 Jahren hatte er eine Bypass OP und langsam wird er vergeßlich. Auch ihn versuchte ich zu beruhigen. Nach vielen Röntgenuntersuchungen wurde auf Lunge und Leber ein Schatten festgestellt. Die nächste Untersuchung war dann die Bronchoskopie. In der Zwischenzeit bin ich zu unserem Hausarzt gegangen. Da meine Eltern und meine Familie in einem Haus wohnen und wir alle den gleiche Hausarzt haben, fragte ich ihn wie es denn bei meiner Mutter aussehe. Was ich dann hörte, wollte ich nicht glauben. Er sagte mir das die Ärzte vermuten, meine Mutter hat Lungenkrebs, er meinte auch das es wohl nicht mehr heilbar wäre. Ich sah dem Arzt in die Augen und dachte nur Nein, warum, das kann doch nicht sein. Ich denke ich hatte eine Schock. Jetzt kam eine schwere Zeit für mich. Meine Mutter wusste davon noch nichts und ich konnte es ihr nicht sagen. Auch meinem Vater nicht. Es viel mir schwer meiner Mutter in die Augen zu sehen. Immer musste ich daran denken. Dann musste sie zur Bronchoskopie. Meine Schwester ( der ich alles erzählte)fuhr mit ihr ins Krankenhaus.Bei der Bronchoskopie wurde ein Tumor abgesaugt. Der Arzt sagte die Lunge wäre jetzt wieder frei. Wieder ein kleines Fünkchen Hoffnung, vielleicht haben sich die Ärzte ja geirrt. Jetzt mussten wir wieder auf den Befund warten. Ich glaube soviel wie ich in der Zeit geweint habe, habe ich mein ganzes Leben nicht geweint. Ich glaube meiner Mutter war jetzt richtig bewußt das sie Krebs hat. Eines Mittags, als ich bei ihr in der Küche stand und abwusch, sie konnte mittlerweile nicht mehr viel gehen, sie hatte starke Schmerzen, sagte sie mir das sie einen Brief in ihren Nachttisch gelegt habe in dem steht das sie, sollte sie sterben, verbrannt werden will. Das gab mir so einen Schlag, ich wollte aber vor ihr nicht weinen und sagte nur "Ach Mutti".
Am 7. 6 wurde ihr Zustand sehr schlecht. Sie konnte nicht mehr schlafen, nicht mehr essen, nicht mehr trinken, hatte starke Schmerzen. Sie war nur noch müde und hatte keine Kraft mehr. Unser Hausarzt ließ sie auf die Onkologie einweisen.
Dort bekam sie dann gleich Infusionen. Schon am nächsten Tag ging es ihr besser. Auch am darauffolgenden Tag fühlte sie sich gut. Währenddessen bekam man auch die Diagnose der Bronchoskopie. Nicht kleinzelliges Bronchialkarzinim, rechts Zentral, mäßiggradig differenziertes Adenokarzinom. Für unserere Familie war es fürchterlich. Wir weinten alle und konnten uns gar nicht beruhigen. Die nächsten Tage ging es meiner Mutter wieder schlechter. Nach einigen Untersuchungen sagte man uns ihr Immunsystem sei kaputt, dazu komme noch das sie kein Blut mer hätte, weil Das Knochenmark auch schon befallen sei. Sie bekam eine Bluttransfusion. Aber es ging ihr nicht besser. Die Ärztin, mit der wir sprachen gab meiner Mutter nur noch 10 Tage. Wir versuchten so oft es ging im Krankenhaus zu sein. Meiner Mutter wurde gesagt das sie keine Chemotherapie bekommen könnte. Und ich glaube von da an wusste sie das sie bald sterben muss. Sie weinte viel und wir weinten viel. Sie kriegte jetzt schon Morphium.
Sie hatte nur noch einen Wunsch. Sie wollte nach hause. Ich habe gar nicht viel darüber nachgedacht. Ich sagte wir holen dich nach hause. Da sie jetzt am Sauerstoffgerät lag, mussten wir erst eins besorgen und auch ein Pflegebett. Es dauerte ein paar Tage bis alles da war. Jetzt bekam ich langsam Angst davor. Was sollte ich tuen wenn sie Schmerzen hatte, oder was sollte ich überhaupr tuen. Meine Schwester wohnt in der Nähe und zum Glück war es kein Thema. Sie wollte mir helfen. Und so kam sie am 20. 6. nach Hause. Es war schon später Nachmittag. Sie lag im Bett und schlief. Die Fahrt war sehr anstrengend für sie. Aber sie war froh zu Hause zu sein. Gegen Abend gab ich ihr noch ihre Medizin und wünschte ihr gute Nacht. Am morgen gegen 5.00 Uhr rief mich mein Vater. Meine Mutter hatte Bauchschmerzen. Die Sache machte mir Angst. Und ich gab ihr etwas Schmerzmittel, wie die Ärzte es mir rieten. Trotzdem rief ich meine Schwester an. Die kam auch gleich. Die Schmerzen gingen nicht weg und meine Mutter fing an zu fantasieren. Wir sollten sie aus dem Bett nehmen, es wäre zu klein. Sie wollte auf der Erde liegen. Mit Mühe blieb sie im Bett. Dann begann sie zu rufen Mama und sagte immer wieder Tschüss. Das war so furchtbar, ich wäre am liebsten wegelaufen. Aber ich blieb. Dann fing sie an schwer zu atmen. Nach ein paar Minuten starrte sie mit offenen Augen an die Decke und Atmete immer schneller und gleichmäßiger. Das dauerte lange und ich hoffte immer das es schneller gehen würde. Sie sollte sich nicht Quälen. Das atmen verstummte. Es ist vorbei, dachte ich. Aber nach einer Minute ging es wieder weiter. Aber nicht lange. Sie hörte wieder auf zu atmen und da entspannten sich ihre Auge. Es war vorbei. Ich weiß nicht wie wir das alles aushalten konnten, aber es ging. Danach kamen viele Tage an denen wir verschiedene Sachen regeln mussten. Mein Vater schaffte das alees nicht. Jetzt 2 Wochen nach der Urnenbeisetzung merke ich erst wie sehr sie mir fehlt. Und jetzt weine ich auch wieder. Ich hoffe nur ich werde die schweren Stunden etwas vergessen können.
Mit Zitat antworten