AW: Meine Mutter hat es getroffen!
Lieber Holger,
ja, die zwiespältigen Gefühle kenn ich auch. Aber ich glaube nicht, dass wir uns dafür schämen müssen. Es sind die Gefühle, die wir empfinden und ich bin der Ansicht, sie schmälern die Liebe zu Mama bzw. Papa in keinster Weise. Wir sind nur erschrocken darüber, dass wir uns wünschen, der Andere möchte in Ruhe und Seeligkeit ohne Schmerzen und Angst einschlafen. Aber es ist ein Irrtum, dass dann der Alltag und "ein normales Leben" wieder eintritt. Es wird alles völlig anderes sein, aber die "Last" (mir jetzt bitte nicht den Kopf für diesen Begriff abreißen; ich hoffe Du weißt, wie ich es meine) und den Schmerz, den Ihr jetzt zu tragen und auszuhalten habt, der wird nicht mehr sein.
Ich kann Dir und Deiner Familie nur wünschen, dass Ihr weiterhin so lieb mit Eurer Mama seid, Ihr zu Seite steht und sie nie das Gefühl hat, allein zu sein. Ist es nicht möglich, das Euer Papa bei ihr über Nacht bleibt? Das könnte ihr zusätzlich Ruhe geben und vielleicht Euch die Gewißheit, dass es Ihr gut geht ... wenn ...
Lieber Holger, ich wünsche Dir und Deiner Familie unendlich viel Kraft für die nächsten Tage, aber auch Zuversicht. Es ist schmerzlich, Abschied nehmen zu müssen und zu begleiten. Davor, dabei und danach.
Herzlichst aus Leipzig
Anke
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Betroffener: mein Papa, geb. 21.11.1935
Diagnose erhalten am 5.5.07, Bauchspeicheldrüsenkrebs mit Metastasen in Leber und Bauchraum
eingeschlafen am 09.07.07. friedlich, still und leise
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