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Alt 05.03.2008, 09:42
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Standard AW: Mein Partner hat Krebs

Hallo.
Ekel vor dem Essen - meinem lieben Papi (am 31.12.2007 mit 76 Jahren gestorben) ging es genauso. Seit April 2007 bekam er parenterale Heimnahrung über den Port. Das war eine tolle Sache. Anfangs hat er nebenbei noch etwas gegessen, aber dann konnte er gar nicht mehr ans Essen ran. Er hatte seinen Ekel vor Fleisch und Fisch, hat eher mal Obst und Gemüse gegessen. Gut, dass wir wussten, dass er alles, was er brauchte, über die Heimnahrung bekam. Er hat auch dadurch zugenommen.
Es ist so traurig und auch nachvollziehbar, wenn man erlebt, dass der Patient aggressiv wird und eigentlich - wie bei unserem Papi - "aus der Reihe" seiner sonst so geduldigen und immer-Rat-wissenden Art tanzt. Für meine Mama, die ihn bis 1 Woche vor seinem Tod aufopferungsvoll Tag und Nacht gepflegt hat (mit Unterstützung von einem sehr guten Pflegedienst) war es besonders schwer. Mitansehen zu müssen, dass der eigene liebe Mann so furchtbar reagieren kann und man eigentlich weiß, dass man ihm sein Leid nicht abnehmen und nur zuschauen kann...
Ich habe damals im Internet gelesen, dass es in den Phasen des Krebsleidens 5 Stadien gibt, die ein Patient durchleben kann - aber nicht muss. Jeder reagiert eben anders. Und mein Papi hat sich zur dem Zeitpunkt in der aggressiven Phase befunden. Ich habe versucht, meiner Mama das zu erklären - aber trotzdem war es schwierig. Mir hat es etwas geholfen, weil ich wusste, dass diese Phase auch bald wieder vorbei ist und dann die Phase kommt, in der der Mensch sich mit seinem Leiden "arrangiert" und es hinnimmt.
Es hört sich alles ziemlich komisch an, aber wenn man viel darüber lesen kann, gibt einem das eine Art von Sicherheit bzw. Beruhigung.
Ich wünsche Euch und Euren Angehörigen alles Liebe für viel, viel Kraft weiterhin.
Ihr werdet merken, dass ihr unendlich stark sein könnt, wenn es um einen lieben Menschen geht. Man stellt sich selbst zurück und ich habe mein Leben ab einem bestimmten Zeitpunkt aufgegeben, weil ich keine klaren Gedanken mehr fassen und keinen Mut zum Lachen hatten.
Ich habe mir selbst nicht zugetraut, was ich in dieser schlimmen Zeit alles bewerkstelligen kann und muss gestehen, dass ich sehr stark war und viel leisten konnte.
Das hat unseren Papi zu seinen Lebzeiten auch sehr stolz gemacht und ich weiß, dass er mit diesem Stolz auf seine Familie und dem guten Gewissen, dass alles bei uns in Ordnung ist, friedlich eingeschlafen ist.
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Alles Liebe.
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Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007
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