Einzelnen Beitrag anzeigen
  #160  
Alt 06.03.2008, 01:03
Gabriele M. Gabriele M. ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 21.09.2007
Beiträge: 75
Standard AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen

Hallo Kathleen,

ich möchte mich mal wieder bei Dir melden. War jetzt 1 Woche mit meinem Vater bei einer Tante um sie in ein Altersstift unter zu bringen. Aber das ist eine andere Sache. Hier geht es um Dich und Deine Mutti.

Wie Du weisst hatte meine Mutti einen Darmverschluss, hat Kot erbrochen, hatte auch eine Magensonde, bekam Morphin, Schmerzspritzen, starke Mittel gegen Übelkeit, etc. etc. Sie hat auch immer mehr geschlafen, wurde immer schwächer. Wir haben all das durchgemacht, was Du jetzt schreibst, all diese unendliche Traurigkeit, kenne das schmerzverzehrte Gesicht wenn die Wirkung der Medikamente nachließ, weiss um das ständige nachlassen ihrer Kräfte und das auftreten des Fibers.

Was ich aber nicht verstehe, ist die Sache mit dem offenen Sarg. Als Mutti starb war ich ca. 1 1/2 Stunden später am Totenbett. Mutti war noch warm und ich war überzeugt, ich muss mich jetzt verabschieden, hatte Angst vor dem Zeitpunkt, wenn sie kalt ist. Die Schwestern hatten ihr die Magensonde entfernt, ihr Gesichtszüge waren ganz entspannt und sie sah ganz friedlich aus. Für mich war sie so hübsch wie früher. Ich habe sie gestreichelt und mit ihr gesprochen, mich richtig von ihr verabschiedet und ihr eine gute Reise gewünscht. Mein Vater fragte, ob wir sie aufbahren sollen. Da Mutti so hübsch aussah, haben wir entschieden, dass sie offen aufgebahrt werden soll. Auch andere sollten sich von ihr verabschieden können. Ich bin dann auch in die Leichenhalle gegangen, dort lag sie, in ihrer schönsten Bluse, die Hände gefaltet und für mich so schön. Auch mein Vater fand sie dort sehr schön zurecht gemacht. Mutti ist Mittwoch um 15.10 Uhr gestorben und wir sind zum letzten Mal am Freitag abend bei ihr gewesen. Obwohl ich im Krankenhaus noch dachte, dass ich es nicht könne, habe ich ihr noch über die Wange gestrichen, ihr noch einmal die Hand gestreichelt, sie umarmt, so weit ich konnte.
Dieser Abschied war und ist mir heute noch sehr wichtig. Ich habe auch Fotos gemacht, die ich mir im Moment noch ganz selten ansehe, auch dort sieht sie so aus, wie ich sie in den letzten Tagen gesehen habe. Anders? Nein, wenn ich zurück blicke, sah sie nicht anders aus wie in den letzten Tagen, eher besser - aber vielleicht sah ich sie ja mit dem Herzen.

Kathleen - Lass Dir nicht von vorne herein von irgend jemandem einreden was Du tun sollst. Entscheide in dem Moment, wo Du davor stehst. Dann wird Dein Herz Dir sagen was richtig ist. Und auch ein 6-jähriges Kind kann mit dem Tod umgehen. Meiner Meinung nach muss auch ein Kind die Chance haben, sich von der geliebten Oma zu verabschieden und so den Tod verstehen.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft für die richtigen Entscheidungen und Deiner Mutti einen ruhigen Übergang.

Gruß
Gabi
Mit Zitat antworten