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Alt 09.08.2003, 02:10
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Claudia,

ich kann verstehen wie du dich fühlst, meine Mutter ist letztes Jahr im März nach einem Jahr Krebskampf gestorben. Keine fünf Monate später hatte mein Vater eine neue Frau über eine Anzeige kennengelernt. Es war nicht mal Zufall, er ist bewust aktiv geworden. Meine Eltern waren 39 Jahre zusammen, 31 Jahre verheiratet und er kann nicht mal ein halbes Jahr trauern. Wenn man sich etwas umhört ist das aber geradezu typisch, "Männer machen das so". Leider.

Meine Eltern hatte keine sehr harmonische Ehe. Um so schwerer fällt es mir mit ansehen zu müssen, wie der Mann, der meiner Mutter Jahrelang das Leben zur Hölle gemacht hat, sie noch angeschrien hat, als sie schon im Sterben lag auf einmal verliebt, aufmerksam und liebevoll zu einer fremden Frau ist.

Einerseits ist es natürlich gut, das er "versorgt" ist, andererseits verdient er das einfach nicht. Wie kann er weiter machen, als wäre nichts passiert?

Er versteht nicht, das meine Schwester und ich uns erstmal an einen leeren Platz gewöhnen müssen, bevor er wieder jemanden draufsetzen kann. Weihnachten und Geburtstage, gerade im ersten Jahr, sind natürlich sehr kritsche Tage, auch ohne das er uns sein persönliches Glück noch so vor Augen führen muß. Mag sein, das er seine Partnerin so einfach ersetzen kann, aber ich habe meine Mutter verloren und die läst sich niemals ersetzen. Das hat zu vielen Diskusionen geführt und ich habe das Gefühl um meine eigene Trauerzeit gebracht worden zu sein. Denn als ich mich mit mir und meiner Trauer hätte beschäftigen sollen, drehte sich plötzlich alles um meinen Vater. Wir sollten Rücksicht auf seine Freundin nehmen, indem wir sie von Familienfeiern nicht aussperren, aber auf unsere Gefühle hat dabei niemand Rücksicht genommen. Jetzt ist mehr als ein Jahr rum und alle erwarten, das ich wieder voll funktioniere, für mich war das aber "kein ganzes Jahr", ich konnte es nicht für mich nutzen.

Ich hoffe, das es bei dir und deinem Vater besser laufen wird.
Liebe Grüße.

Tanja
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