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Alt 10.03.2008, 21:02
Kathleen Kathleen ist offline
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Standard AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen

Hallo meine Lieben,

heute morgen 7:20 Uhr bin ich benachrichtigt worden, dass meine Mama im Sterben liegt. Ich habe alles fallen lassen und bin tränenüberströmt zu ihr gerast. Sie war teilweise wach und ansprechbar. Sie erkennt uns, versteht uns und gibt uns durch Nicken Antwort. Das Sprechen fällt ich zu schwer. Mein Papa und ich haben stundenlang ihre warmen, weichen Hände gestreichelt.

Mittags bin ich schnell in den Kindergarten gerast, schnell etwas aufgewärmt und habe unsere Tochter bei Freunden untergebracht.

Beim Abschied habe ich ihr nochmals gesagt, wie sehr ich sie liebe, dass ich sie niemals vergessen werde und sie sich nicht mehr quälen muss bis ich wiederkomme.

Sie atmet immer noch, von leben möchte ich nicht mehr sprechen. Zwischenzeitlich hat man das Gefühl die Atmung setzt aus und dann nach einer kleinen Ewigkeit schnauft sie wieder ganz fest durch.

Die Pfleger sagen ihr, sie soll loslassen und wir auch. Sie lässt nicht los, sie will leben. Wer will ihr das verdenken???

Sie kämpft, sie kämpft bis zum letzten Atemzug. Das ist ihr Weg und wir werden ihn bis zum Ende mit ihr gehen.

Donnerstag und Freitag war ich krank und heute war ich wieder nicht in der Arbeit, wahrscheinlich schmeißen sie mich demnächst raus...

Irgendwie habe ich nicht mehr so viel Angst, dass sie stirbt. Ich wünsche mir eigentlich, dass dieses endlose Leiden ohne jegliche Aussicht auf Besserung zu Ende geht.

Im übrigen, Kölner Leser und Christian P. Bitte respektiert die Gefühle der hier Betroffenen, der Lebenden wie den Toten. Lasst uns doch bitte von Verstorbenen und nicht von Leichen sprechen!

Unabhängig von der Diskussion hier, bleiben wir bei unserer Entscheidung: Wir nehmen noch im Hospiz und zwar unsere ganze Familie inkl. unserer 6jährigen Tochter von meiner Mama Abschied. Danach schließt sich der Sarg für immer. Mein Papa möchte auch keine Fotos, er möchte die letzten Monate irgendwann vergessen und seine Frau wieder so in Erinnerung haben wie sie war: Lebenslustige Weiblichkeit! Nichts von dieser prallen Weiblichkeit ist mehr übrig. Auch ich möchte mich wieder an ihr strahlendes Gesicht erinnern und werde auch nur solche Fotos hervorsuchen bzw. stehen hier einige davon.

Auf Nachfrage beim Hospiz und beim Bestatter bekamen wir im übrigen die gleiche Antwort. Morphium verändert den Verstorbenen nicht schneller als alles andere...

Liebe Mama, ich bin da wenn Du mich brauchst!


Kathleen
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