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Alt 17.03.2008, 12:45
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Standard AW: Inoperabler Magenkrebs - Sondenernährung nicht mehr möglich

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Zitat von Finne Beitrag anzeigen
Mir geht es ähnlich!
Seit drei Wochen wissen wir von der Magenkrebserkrankung meines Vaters (79.J.) Seit 2 Wochen, dass auch die Leber zu 2/3 mit Metastasen voll ist. Er wurde aus dem KH entlassen, weil man nichts mehr für ihn tun kann.
Seit 4 Tagen kommt nun dazu, dass er recht unleidlich wird und fast allen, die es gut mit ihm meinen, ungerecht gegenüber tritt.
Er selbst hat mit dem Leben abgeschlossen und wartet nur noch! Wer hat mit diesem Verhalten irgendwelche Erfahrungen?
Hallo, Finne.
Es tut mir unendlich leid, dass dein Vater auch betroffen ist.
Ich lese hier viel mit und habe oft gelesen, dass es vielen Angehörigen so geht, dass sie wirklich aggressiv reagieren und man selbst nicht weiß, wie man handeln soll und wo sowas herkommt.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mein Papi auch eine zeitlang recht aggressiv reagierte, weil die Nerven einfach blank lagen.
Als ich im www gelesen hatte, ob es einen Grund für sowas gäbe, fand ich einen Bericht über die 5 Phasen während einer Krebserkrankung.
Diese Phasen können die Patienten erleben, müssen es aber nicht. Ich glaube, das entscheidet man nicht selbst. Das kommt einfach.
Mein Papi hat meiner Mama gegenüber so reagiert, auch mir gegenüber mal oder meinem Bruder. Aber ich habe mir das so erklärt, dass er in dieser aggressiven Phase versucht, gegen diesen blöden Kerl namens Krebs anzugehen, weil er die Nase so voll von Chemo und den ganzen Untersuchungen hatte und noch Pläne für die Zukunft machte.
Es war sehr schlimm, diesen Zustand mit anzusehen. Meine Mama baute immer mehr ab. Sie versuchte, ihm alles zu ermöglichen, aber er wollte nie viel. Sie hat ihn genervt mit Fürsorge und Fragerei (verständlich) und er hat sie angebafft, weil ihn die Fürsorge erdrückte (auch verständlich).
Aber sie haben sich auch oft genug wieder umarmt und "versöhnt".
Ich wollte meine Mama erklären, dass es zu seinem Krankheitsbild gehört, so zu reagieren und dass er sicher bald in eine andere Phase, der Akzeptanz, übergehen wird. Sie solle ihn einfach verstehen. Immerhin hätte er die Hölle in sich und muss da durch!
Ich habe meist Papas Partei ergriffen, weil ich ihm ja sonst nicht helfen konnte, außer für ihn dazusein.
Ich verstand auch die Mama, die täglich mit ihm zusammen war und eine große Geduld aufbrachte. Unser Papa hatte immer die Engels-Geduld. So kanns kommen...
Ich persönlich hätte mir alles an den Kopf knallen lassen von Papa, weil ich einfach Angst hatte vor dem, was kommt und wie sch... es ihm gehen muss, bis er so reagiert.
Vielleicht sagt ihr ihm, dass er euch verletzt mit seinem "Benehmen" oder seinen Aussagen. Wenn ihr darüber reden könnt, tut es.
Oder ihr müsst es hinnehmen, als Lauf des Lebens.
Hört sich schlimm an, aber ich denke, ich persönlich wollte mir nicht das Recht rausnehmen, jemanden zu maßregeln, der unvorstellbare Schmerzen hat und mit der Psyche ausmachen muss, was mit ihm geschieht und er nichts daran ändern kann.
Es ist eine schwere Zeit, für die ich dir ganz viel Kraft schicke. Und Mut zur Aussprache. Seid füreinander da, dass ist das allerwichtigste.
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Alles Liebe.
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Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007
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