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Alt 13.08.2003, 08:24
Gast
 
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Standard Diagnose Brustkrebs: Wie damit umgehen?

Hallo Andrea,
als ich meine Diagnose bekam, entschloß ich mich, offensiv mit meiner Krankheit umzugehen und es jedem zu sagen bzw. zeigen. Aus mehreren Gründen: ich muß mich nicht schämen, Krebs zu haben; wenn die Leute sehen, daß man krank ist, aber nicht wissen warum, fängt das Getuschel an; je mehr die Leute/Umwelt sich daran gewöhnt, Krebskranke zu sehen, desto weniger wird die Krankheit tabuisiert und das kann uns allen nur helfen. Ich habe es gleich am Anfang meinen Freunden und der Familie erzählt, so hatte ich diese Last von der Seele und konnte mich auf die Chemo konzentrieren. Und haben die Menschen, denen etwas an mir liegt, nicht auch ein Recht darauf zu erfahren, daß ich krank bin? Ein paar meiner Freunde wären mit Sicherheit sauer gewesen, wenn ich es ihnen nicht erzählt hätte.

Ich habe damit nur gute Erfahrungen gemacht, es ist verblüffend, wie hilfsbereit plötzlich viele Menschen sind; auch wenn die Motive für diese Hilfsbereitschaft manchmal fragwürdig sind, hat sie mir bisher das Leben erleichtert. Und auch die andere Rechnung ist auch aufgegagen - für die Leute in meiner Umgebung ist Krebs jetzt etwas "Normales", sie haben ein bißchen gelernt, damit umzugehen. Der nächste, bei dem die Diagnose kommt, wird es ein klein bißchen leichter haben.

Mach Dir keine Gedanken darüber, ob Du jemanden belastest - wenn sich damit jemand unwohl fühlt, dann ist das sein Problem, nicht Deines. Dein Problem ist der Krebs. Du solltest jetzt vorrangig an Dein eigenes seelisches Wohlbefinden denken und nicht an das anderer Leute, das ist wichtig für Deine Gesundung. Klingt egoistisch, ist aber notwendig.

Was Deinen Vater betrifft - ich weiß nicht, inwieweit Du über Co-Abhängigkeit informiert bist?! Einen Alkoholiker zu schonen bedeutet, ihn in seiner Abhängigkeit zu stützen; aber ich weiß aus eigener Erfahrung, wie hart es ist, einen Abhängigen schonungslos zu behandeln.

Zieh Dich nicht zurück aus dem Leben, schon um Deines Kindes willen. Lebe viel und lebe gern - ich wünsche Dir ganz viel Kraft dafür.
Grüße
Vera
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