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Alt 02.04.2008, 11:44
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Standard AW: Ich komme gerade von Papa!!!

Hi, Nina.
Schön, wieder was von dir zu lesen.
Die Zeit zu zweit lässt dich wieder Kraft schöpfen und somit hast du sogar drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: es geht dir besser, wenn du genießen und auftanken kannst – es tut deinem Freund gut, nicht alleine zu sein – und dein Dad profitiert auch davon, wenn du positiv gestimmt und „frisch“ bist.

Dass es deinem Dad zu schaffen macht, zu erleben, wie jemand stirbt im Hospiz, kann ich mir gut vorstellen. Dein Dad ist ja noch „mobil“ und kann das Zimmer verlassen und dann kann er eben nicht einfach mal „außen rum“ fahren, sondern muss mittendurch. Da wird ihm sicher noch mehr bewusst, wo er grade wohnt...
Das ist schon traurig – das muss man als „Gast“ erstmal verkraften.
Mein Dad war kraftlos und konnte nicht mehr aufstehen – ich fand das gerade diesbezüglich nicht so schlimm (dafür ohrfeige ich mich grade, aber da er nicht gläubig war, musste er auch nicht sehen, dass im Flur des Hospizes die heilige St. Elisabeth stand, mit Kerzen drumherum, die angezündet wurden, wenn jemand starb - - - obwohl ich dazu wiederum sagen muss, dass man nichts vom „Heiligtum“ mitbekommen hat).
Ich bin froh, dass es deinem Dad soweit ganz gut geht.

In den letzten Wochen kam bei mir die Trauer immer mehr durch . Ich bin beruflich sehr eingespannt, was die Situation nicht gerade verbessert hat.
Natürlich hat man Ablenkung, aber irgendwie lasse ich es nicht zu, dass mich meine Arbeit ablenkt. Ich bin zu oft unkonzentriert, träume auch mal vor mich hin, nutze die Zeit, ins Forum zu gehen, meine Gedanken zu schreiben – nichts ist wirklich von Bedeutung, nichts „hebt“ mich irgendwie an. Ich bin einfach antriebslos.
Ich hatte letzte Woche einen Termin außer Haus und bin über Nacht geblieben. Als ich vor dem Wochenende heimkam und die Sonne geschienen hat, hab ich gemerkt, dass mir ein großer Stein von der Seele gefallen ist und mich die Sonnenstrahlen innerlich gewärmt haben.
Wahrscheinlich sollte ich jetzt erstmal keine festen Termine wahrnehmen, da mich das alles sehr belastet. Ich brauche einfach meine Ruhe und suche mir Sachen aus, von denen ich denke, dass sie mich puschen.
Ich freue mich aufs Wochenende mit meinem Schatz. Hoffentlich scheint die Sonne und wir können uns in unserer neuen Wohnung auf den Balkon setzen und einfach nur genießen.

Körperlich geht’s mir gut, da gibt’s nix zu meckern.
Was auch komisch ist, dass ich mich sooo weit von Papa entfernt habe... ich kann das nicht erklären, aber wenn ich sein Bild anschaue, was hier vor mir auf dem Schreibtisch steht, empfinde ich sehr starke Gefühle für ihn - Liebe, Dankbarkeit, Freude ihn als Papa gehabt zu haben, Anerkennung, er ist einfach mein Held -, aber kein Gefühl der Nähe, weil ich wahrscheinlich zu viel verdrängt habe durch das ganze Chaos nach seinem Tod.

Ich sehne mich so sehr nach einer Auszeit und träume oft von der Ostsee, wo wir letztes Jahr im Herbst waren. Vor meinem geistigen Auge sehe ich strahlend blauen Himmel über dem Meer, angenehme Temperaturen, kleine weiße Wölkchen, das Meer, wie es sich in kleinen Wellen bis zum herrlichen Strand durchschlägt und ein sanfter Wind, der die Dünengräser zum Schwanken bringt...

Ich habe auch schon dran gedacht, zum Arzt zu gehen, damit ich vielleicht mal ne Auszeit bekomme, aber so schlimm geht’s mir dann – meines Erachtens – doch nicht und es wäre unfair anderen gegenüber.
Ich weiß selbst nicht, wie ich mich verhalten soll, was ich erwarten soll von mir, was noch kommen kann.
Ich muss es auf mich zukommen lassen und bin zuversichtlich, wenn sich der Frühling jetzt langsam mal durchschlagen würde und ich mehr Auftrieb durch die Sonne bekommen könnte.
Ich muss auch weiterhin stark sein für meine Mama, die sehr an mir und meinem Schatz hängt, da wir viel für sie machen. Sie macht sich immer gleich Sorgen, wenn’s mir mal nicht so prall geht und dann fragt sie mich 25x, obs mir wieder besser geht und ich solle doch mal zum Doc und ich müsse mich auch schonen
Naja, sie meints ja auch nur gut mit mir.

Soderle... dann wünsch ich dir weiterhin eine aufbauende und stärkende Zeit bei deinem Schatz, eine gute Nachricht für ihn (*Daumen drück*) und für deinen Daddy alles Liebe der Welt. Bis bald, ich freu mich, wieder von dir zu lesen
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Alles Liebe.
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Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007
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