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Alt 06.05.2008, 15:58
hoffenhoffenhoffen hoffenhoffenhoffen ist offline
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Standard AW: Ich bin jetzt eine Hinterbliebene

liebe tanja, ich hab mich in deiner geschichte so sehr wiedergefunden.
ich bin auch 42 und gerade dabei, meinen mann, mit dem ich seit 20 jahren zusammen bin (er ist 45) zu verlieren.
lungenkrebs mit multiplen gehirnmetastasen.
er ist durch die metastasen im kopf wieder zum kind geworden, trägt eine windel, weil er oft nicht merkt, dass er aufs klo muss, kann nicht mehr mit messer und gabel essen ... aber er hat keine schmerzen, und dafür bin ich dankbar.
laut aussage des arztes ist zwischen "innerhalb von 24 stunden" bis er ins koma fällt, oder "ein paar wochen" alles möglich.
ich bin seit dezember, als wir die diagnose erfahren haben, zu hause, und habe ihn von klinik zu klinik begleitet. zuerst wurde eine metastase (9 cm) aus dem kopf entfernt, dann hatte er 12 ganzkopfbestrahlungen, dazwischen eine biopsie des tumors der lunge, und im april wurde ihm der rechte lungenflügel entfernt. es hat alles nichts genutzt und ich muss mich darauf einstellen, ihn zu verlieren. ich halte oft seine hand und denke immer wieder daran, dass diese hand, die ich so sehr liebe, irgendwann weg sein wird. es zerreisst mich.
ich kann schon seit 4 monaten nicht mehr durchschlafen, finde keine ruhe, und hab mich komplett zurückgezogen. wir haben keine kinder, ich sitze hier alleine in unserem haus und bestehe nur noch aus angst und verzweiflung. es ist eine qual für mich, einkaufen gehen zu müssen und mit jemandem zu reden.
eine nachbarin will mich diese woche besuchen kommen, und ich bin jetzt schon voller panik.

ich habe mir viele bücher über trauerbewältigung gekauft und darin gelesen, dass die trauer leichter zu ertragen ist und schneller vorbeigeht, wenn man zuvor schon trauert. ich habe gelesen, dass du deinen mann auch gepflegt hast. meinst du, dass das zutrifft, dass es leichter ist, wenn man zeit hat, sich auf das sterben eines geliebten menschen vorzubereiten? eine freundin von mir hat letztes jahr ihren mann (er war mitte 30) im urlaub beim segeln durch einen herzinfarkt verloren, und ich hab mir immer gedacht, wie entsetzlich das sein muss. jetzt denke ich mir immer wieder, ein plötzlicher, schneller tod wäre leichter zu ertragen, als dieses hinwarten auf das unvermeidbare ende.

danje für's zuhören!
ich wünsche dir und deinen kindern alle kraft der welt!
doris
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