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Alt 16.06.2008, 07:49
Strubbel Strubbel ist offline
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Standard AW: Leberkrebs im endstadion

Liebe Sylvi,

das müssen schlimme Tage für Deine Familie und vor allem für Deinen lieben Papa sein. Es tut mir so leid, das zu lesen. Meinst Du, das die Verwirrtheit mit den Hirnmetastasen zu tun hat? Kurz vor dem Tode meines Opas (er starb an einer Lungenentzündung) hatte er ähnliche Visionen, er würde entführt, es wären Männer im Hause, man wolle ihn umbringen… Wenn wir ihm sagten, dass er das nur geträumt hat, wurde er total fuchtig, keiner würde ihm glauben. Es war so schlimm für uns, das ansehen zu müssen, und wie schlimm muss das für die Person sein, die davon ja total überzeugt ist, und die sieht, dass keiner ihm glaubt?? Ich finde das gut, dass ihr da mitspielt. Macht weiter so, auch wenn es so schwer fällt.
Vielleicht ist das normal so, wenn die Lebenslichter langsam ausgehen?!?

Mein Vater sieht auch aus wie ein Häufchen Elend, er ist im letzten Jahr um Jahrzehnte gealtert, sieht aus wie ein 100jähriges dünnes Männchen. Es zerreißt mir das Herz.
Der starke Husten, weshalb er mehrmals in der Lungenklinik war (und wo er sich den übrigens auch geholt hat), konnten die Ärzte nur mit Morphiumtabletten in den Griff kriegen, die stärksten Hustenstiller brachten kaum Linderung, erst das Morphium macht ihn ruhiger und entkrampfter, seitdem er das bekommt geht es ihm eigentlich "besser", er ist wieder besser drauf (wahrscheinlich leicht benebelt), nimmt es alles leichter. Das ständige Husten hat ihn so sehr geschwächt, dass er nicht mehr aufstehen kann, er kann nicht mehr selbständig zur Toilette, kann keinen Schritt mehr tun, liegt nur noch im Bett und hat schon die ersten Druckstellen, man muss ihn jetzt eigentlich permanent betreuen.
Letzten Mittwoch hat er wider Erwarten seine leichte Chemo mit Taxol neu begonnen, ich hatte angenommen, der Arzt würde das ablehnen, weil er körperlich so abgebaut hat, aber nein, sie machen weiter. Für einige vielleicht unverständlich, aber mein Papa hängt nach wie vor an seinem Leben, auch wenn es nur im Bett im Wohnzimmer stattfindet.
Durch die Chemo erhoffen wir uns wieder ein nachlassen des Wassers im Bauch. Hoffentlich geht unsere Rechnung auf. Wir wollen meinen Paps noch nicht gehen lassen, obwohl der Caritas, der jeden Tag nach dem Rechten sieht und kleine Hilfestellung leistet, uns gesagt hat, wir sollten jetzt langsam loslassen...

Biene und Sylvi, mein Vater war am Freitag auch wieder im KH zur Punktion. Sein Bauch wächst ständig, trotz Wassertabletten. Eine Punktion erleichtert ihm das Atmen und nimmt natürlich die Spannung vom Bauch und Rücken. Allerdings nimmt man ihm aber immer nur 2-3 Liter raus, da das weniger belastend für den Körper ist, so braucht er auch keine Eiweißinfusionen, sonder kann anschließend das KH wieder verlassen. Am Anfang hat man ihm mehrmals das ganze Wasser abgelassen (6 Liter), man konnte quasi zugucken, wie schnell es wieder da war. Aber seitdem sie ihm immer nur etwas wegnehmen, geht es besser. Vielleicht wäre das auch noch eine Option für Eure lieben Kranken?

Weiterhin viel Kraft, ich denke an Euch,
Anja
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