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Alt 23.06.2008, 12:44
Tom2605 Tom2605 ist offline
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Standard AW: Ich verstehe gar nichts mehr

Meine Frau (nicht ich) hat von irgendwo her erfahren, dass die Prognosen nicht sehr gut sind. Nun hat sie im Kopf, dass jeder Tag den sie stationär im KH verbringt ein verlorener Tag für uns als Familie ist.
Auch wenn ich mich schon ein wenig geändert habe und versuche positiver zu denken, fällt es mir schwer ihr zu widersprechen.
Ich hab mal in die Akte geschaut auf dem Weg zur Bestrahlung und da stand was von T4 mit Einbruch in die Wirbelsäule BWK8. Inorperabel.
Auch wenn hier viele Beispiele sind, dass die Statistik sehr oft lügt, fällt es schon schwer positiv zu denken.
Sie kriegt nur Bestrahlungen und Antibiotika, d. h. es könnten jederzeit Metastasen auftauchen ... ne Chemo ist bis auf weiteres nicht geplant und ich befürchte, so hat es meine Frau jedenfalls ausgedrückt, eine OP lehnt sie rigoros ab.
Ich habe meine Gefühle extra zurück gestellt, ich habe mir das Ziel gesetzt sie gibt den Weg vor und ich gehe ihn mit. Doch das kostet so unendlich viel Kraft. Kraft, von der ich nicht weiss woher ich sie nehmen soll, noch dazu in dieser Phase, wo sie anfängt aufzugeben.
Sie steht im KH nicht auf und läuft ein wenig, obwohl ihr das die Schwestern dauernd sagen, wegen dem Kreislauf und den Muskeln (an den Waden sieht man das schon total deutlich wie die zurück gegangen sind), sie isst fast gar nichts, sie ist appetitlos und das essen dort ist aber auch wirklich gräßlich, sie liegt nur da und schläft den ganzen Tag oder schaut fern. Sie hat es mir selber gesagt, dass sie da drinnen keine Lust hat zu kämpfen und auch keine Kraft, denn Kraft kriegt sie von mir ... hier zuhause in ihrer gewohnten Umgebung.
Ich bin echt verzweifelt, nun wo ich mich besser im Griff habe, wo ich langsam beginne zu realisieren wo mein Platz ist und was ich zu tun habe (stark sein und ein Rückhalt), lässt sie sich einfach gehen.
Den Psychologen oder den Sozialdienst lehnt sie auch ab.
Da wären wir wieder beim Thema ... ich weiss nicht mehr was ich tun kann oder soll. Im Moment sehe ich nur eine totale Resignation sobald sie im KH ist und einen Kampfeswillen sobald sie hier daheim ist.
Und ich schwöre Euch ... diesmal bin nicht ich der der Druck macht sie soll heimkommen ... ich bin im Moment nur für sie da soweit es geht und hoffe, dass sie bald entweder heim darf oder den Willen zu kämpfen auch im KH wieder findet.

Meine Gefühle im Moment: Verzweiflung pur, Ratlosigkeit, Angst, Schmerz und natürlich Sehnsucht

Aber das ist alles zweitrangig ... wie soll ich meiner Frau ihre Kämpfernatur wieder geben ?

Liebe Grüße
Thomas
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