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Alt 14.07.2008, 15:27
teich1 teich1 ist offline
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Standard AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV

Liebe Analina,

ich habe das mit Deiner Tochter gelesen und finde es auch sehr schlimm, dass sie sich nicht um Dich kümmert.

Aber ich habe das gleiche bei meinem Bruder erlebt, als mein Papa so schlimm krank war. Er hat ihn zwar besucht, aber zu Hause weit weg von dem Pflegebett gesessen und wenn er gegangen ist, hat er an der Tür tschüss gesagt, nie direkt bei meinem Papa am Bett.

Meine Mama und ich konnten das überhaupt nicht nachvollziehen, zumal es doch jeden Tag mit meinem Papa schlechter wurde und man nicht mal wußte, wie lange er uns überhaupt noch erkennt. Aber ich denke, mein Bruder brachte es einfach nicht fertig, so nahe am Bett den körperlichen Verfall seines Vaters mit anzusehen. Es war so grausam und schwer, auch ich habe darunter fürchterlich gelitten, aber für mich war es um so klarer, dass ich ihm doch jetzt besonders intensiv meine Liebe zeigen mußte. Mein Bruder konnte das absolut nicht. Ich glaube, er hatte Angst davor, dass er vor meinem Papa in Tränen ausbricht. Als mein Papa im Januar am Gehirn die Gewebeprobeentnahme hatte, hat er z.B. erst drei Tage später nachgefragt, wie die OP verlaufen ist... An dem Tag, als mein Papa starb, hat meine Mama ihn angerufen, regelrecht gezwungen zu kommen und ihn verpflichtet, sich an Papas Bett zu setzen und seine Hand zu halten. Er hat sich kurz gesträubt, es aber dann getan und ich glaube, er brauchte es, dazu regelrecht genötigt zu werden. Ich glaube, er hätte es sonst im nachhinein bitterlich bereut, denn
später hätte er Papa nicht mehr spüren lassen können, dass wir alle für ihn da sind und bei ihm sind.

Ein Arzt sagte, das wir zwei Kinder vom Verhalten so unterschiedlich wären, aber man könnte meinem Bruder keinen Vorwurf machen. Er würde es auf seiner Art verarbeiten. Vielleicht ergeht es Deiner Tochter auch so...
Es heißt nicht, dass sie sich nicht sorgt und Dich nicht lieb hat, ich denke auch, sie hat nur schreckliche Angst vor ihren Gefühlen....Vielleicht müßte sie auch von jemanden "geleitet" werden...


Liebe Mirjam,

vielleicht kannst Du auch Hilfe beim ambulanten Hospizdienst für Deine Mama bekommen. Die gab es bei uns am Ort auch, und es sind ehrenamtliche Helferinnen gewesen, die sich dann zu dem Angehörigen setzen, damit er nicht alleine ist. Diese Helferinnen dürfen nur nicht pflegen, aber so muss nicht immer ein Familienmitglied anwesend sein... Ich weiß nicht, wie oft oder wie lange die so kommen, es kostet nichts, aber meinem Papa waren sie ein paar Mal, wenn meine Mama z.B. selber zum Arzt mußte etc. .
Es war der OMEGA Hospizdienst - wie gesagt -ambulant.

Wir sind auch durch das Internet darauf gestoßen.

Weiterhin alles Liebe und Gute

Petra
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