Einzelnen Beitrag anzeigen
  #6  
Alt 17.07.2008, 18:25
Eponine1974 Eponine1974 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.07.2007
Beiträge: 35
Standard AW: Wie geht Ihr mit der Angst u. den Belastungen um? Bin so fertig!

Liebe Bibi,

erst mal: Schoen, dass Du "reinplatzt"

Mir ging es mit dem Angehoerigenforum auch so, aber ich habe mittlerweile gelernt, dass es hin und wieder ganz gut ist, auch mal die eigenen Sorgen loszuwerden. Wir sind eben alle recht "instabil", und manchmal tut es einfach gut, auch mal ueber sich reden zu duerfen und Frust abzulassen. Ich habe immer viel mehr Sorge, dass es die unmittelbar Betroffenen runterzieht, wenn sie sich mal im Angehoerigenforum umtun - denn zu allen Problemem, die die Krankeit schon bringt, muss man dann auch noch lesen, dass die Lieben eben auf ihre Art "mitleiden"
Ich bin nur froh, dass meine Ma kein Internet hat, denn das wuerde ich nicht wollen. Sie weiss z.B. auch gar nichts von meinen psychischen und koerperlichen Problemen. Gerade das Forum als "Ventil" hilft mir da aber sehr ...

Nun zum "Babyproblem"
Generell hast Du natuerlich voellig Recht. Ob man stabil genug fuer ein Baby ist oder nicht, kann sowieso nur jeder selbst entscheiden. Gerade deswegen finde ich das Forum so hilfreich (nicht nur bei dieser Frage natuerlich): Man liest verschiedene Meinungen und kann sich so mit den eigenen Problemen und Sorgen viel besser auseinandersetzen, als wenn man manchmal den Wald vor lauter Baeumen nicht sieht.

Fuer mich ganz persoenlich kann ich nur sagen: Der Kinderwunsch (und die Einstellung der Verhuetung) war schon da, bevor meine Mutter erkrankte. Anfangs ging es mir genau wie Dir, und ich habe mich gefragt, ob es zu verantworten waere, schwanger zu werden - meiner Mutter, meinem Partner, mir selbst und dem Kind gegenueber. Mittlerweile kann ich diese Frage, ganz persoenlich, mit JA beantworten. Dem ging aber viel Gruebelei und Blockade voraus - so schlimm, dass ich keinen Sex mehr hatte. Einerseits, weil ich nicht wieder verhueten wollte und der Bauch (buchstaeblich) immer noch ein Kind will, andererseits, weil mein Kopf mir permanent sagte: "Du kannst jetzt nicht schwanger werden!" Ich glaube, dass auch diese Situation entscheidend zu meiner Depression beigetragen hat. Seit ich bewusste Entscheidungen getroffen habe, geht es mir wesentlich besser. Die Psychopharmaka sind ja eh nur eine Akuthilfe (zumindest in meinem Fall) und sehr niedrig dosiert. Im Zweifelsfall wuerde ich sie ganz absetzen, obwohl mein Praeparat sogar in der Fruehschwangerschaft als recht sicher gilt.

Ich plane nicht bewusst dagegen. Es passiert oder nicht. Es war aber noetig, mir den Stress zu nehmen und eine Entscheidung zu faellen. Das war ich auch meiner Beziehung schuldig. Es geht nicht nur um mich, sondern auch um meinen Partner, der auch ein Recht auf ein glueckliches Leben hat. Denn ich frage mal ganz dumm: Kann man es verantworten, dass man aufgrund permanenten Stresses, Depression und fast kompletter Entscheidungsunfaehigkeit auch die Partnerschaft gefaehrdet? Ich wuerde sagen NEIN.

Ich wollte eigentlich nichts dazu sagen, aber da Du es schon angesprochen hast, tue ich es jetzt doch: Auch mir gab der Satz "Du kannst Dir nur selbst helfen" zu denken. Den kenne ich nur von meinem Ex-Mann (wenn auch in anderen Zusammenhaengen), und von dem bin ich mittlerweile aus gutem Grund getrennt.
Es ist zwar richtig, dass man sein Leben selbst in die Hand nehmen und Entscheidungen treffen muss. Es ist aber was ganz anderes, wenn der Partner einen nicht unterstuetzt, aus welchen Gruenden auch immer. Ob das bei Silli der Fall ist, kann sie aber nur selbst herausfinden. Ich kann nur sagen, dass ich ohne meinen Partner ueberhaupt nicht in der Lage waere, das alles duchzustehen. Er ist immer fuer mich da und hat im letzten Jahr sehr unter mir leiden muessen. Er hat allerdings nie gemurrt, mir viel abgenommen und immer ein offenes Ohr gehabt (ich fuer ihn wahrscheinlich eh weniger, und das tut mir heute noch weh). Jetzt, wo ich etwas klarer bin, sehe ich aber, wie sehr auch er unter der Situation leidet, eben vor allem, weil es mir nicht gut geht. Er hat aber immer geholfen - dass ich meine reaktive Depression in Angriff genommen und halbwegs im Griff habe, habe ich ihm zu verdanken.

Ein Kind ist kein "Heilmittel". Man muss fuer sich selbst herausfinden, warum man ein Kind will, und wann der Wunsch zum ersten Mal aufkam. Wenn es nur ein Ausweg aus der momentanen Situation sein soll (was auch immer man sich davon verspricht), ist das natuerlich unverantwortlich. Es waere aber genauso unverzeihlich, aus lauter vermeintlicher Vernunft darauf zu verzichten und dann mit ueber 40 festzustellen, dass der Zug nun abgefahren ist. Ich kann fuer meine Ma 100%ig sagen, dass sie das nicht will, und sie wuerde mir den Hintern versohlen
__________________
"Hoffnung ist eben nicht Optimismus, es ist nicht der Glaube, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat ohne Rücksicht darauf, wie es ausgeht." - Václav Havel
Mit Zitat antworten