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Alt 27.08.2008, 14:15
derengel derengel ist offline
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Registriert seit: 18.02.2007
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Standard AW: Lungenkrebs Endstadium

Hallo alaskabear,

ich kann dir zwar nichts zu den Folgen des Lungenkrebs sagen, aber vielleicht auf deine Frage

"Macht es unter solchen Umständen noch Sinn, sie nach hause zu holen
zur Pflege oder ist das unrealistisch(wenn man den aufwand betrachtet)..."

eine winzige Antwort geben....
Mein Vater war an Darmkrebs mit Metas in der Leber erkrankt und ist im April verstorben. Er hatte zwar ein Stoma, aber verlor auch 5 Tage vor seinem Tod Unmengen Blut aus dem Darm (also in dem Sinn aus dem Stoma). Auch er war zu dem Zeitpunkt noch klar, ist sogar am nächsten Morgen noch aufgestanden - allerdings nur mit Hilfe auf wackeligen Füßen und dann auch zum letzten Mal. Auch er hatte kurz vorher im KH eine Bluttransfusion erhalten, die eigentlich nichts gerbracht hat.... Was ich dir aber sagen will, wir hatten zu dem Zeitpunkt gerade mal 2 Woche das Pflegebett da, er bekam an diesem besagten Samstag zum 3.Mal künstliche Zusatznahrung über den Port und der Pflegedienst war auch gerade zum 3."Tageseinsatz" da. Also wenn du so willst, auch ein immenser Aufwand - aber ich möchte keine Sekunde missen und möchte keinen Aufwand oder Stress rückgängig gemacht haben. Denn auch wenn wir von Samstagabend bis Donnerstagmorgen wirklich mit ihm gekämpft haben, im wahrsten Sinne des Wortes, auch wenn die Stunden und Tage für uns alle (für mich - seine große Tochter - seine Frau und meine kleine Stiefschwester) extrem anstrengend waren, so waren wir doch immer bei ihm. Stets hat einer von uns seine Hand gehalten, wir haben neben ihm im Bett gelegen und gekuschelt, mit ihm geredet (auch als er schon schwer unter Morphium stand und nicht mehr antworten konnte), wir haben ihn gestreichelt und ihm ein Gefühl von Wärme gegeben. Weißt du wir hatten ihm auch versprochen, ihn in der letzten Zeit nicht im KH zu lassen - und ich bin so froh, dass wir ihm diesen Wunsch erfüllen konnten. Ich möchte diese letzten 5 Tage nicht missen. Ich glaube, er hatte große Angst zu gehen und ich hoffe und wünsche, dass unsere Anwesenheit und unsere Fürsorge ihm zu guter Letzt doch den Weg ins Regenbogenland geebnet haben. Natürlich tut es heute noch genauso weh wie am 03.04. und die Tränen laufen noch immer, aber ich kann mir sagen - er war nicht allein und dort wo er jetzt ist, muss er nicht mehr leiden.
Ich weiß natürlich nicht, ob diese Menge Blut im Stuhl auch bei euch ein Anzeichen für das Unvermeidliche sind.... Aber glaub mir, egal wieviel Zeit euch bleibt, jeder Aufwand ist lohnenswert. Nutzt jede Stunde und wenn ihr mit Pflegedienst oder so eine machbare Möglichkeit finden könnt - dann ergreift sie. Was natürlich auch eine Variante sein könnte, damit ihr immer bei deiner Mutter sein könntet, wäre ein Hospiz. Diese Möglichkeit gab es hier bei uns leider nicht, aber das wäre ansonsten wohl auch noch eine Option gewesen. Aber die letzten Tage im KH - nein niemals.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Mut ! Du wirst Stärke zeigen können, derer du dir jetzt noch gar nicht bewusst bist. Glaub mir. Ich dachte auch immer, das ist unmöglich, das packt man nicht - doch es geht !
Ich schicke dir ein Kraftpaket und eine Umarmung - sei tapfer.

Liebe Grüße
Grit
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