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Alt 29.08.2008, 16:21
Gittylein Gittylein ist offline
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Standard AW: Vater hat Darmkrebs

Hallo Elli,

danke für die Nachfrage.

Also mein Vater hat das mit meiner Mutti sicher etwas verdrängt. Er ist ein sehr bodenständiger Mensch alles in allem. Man weiß echt nicht, wie es in ihm aussieht. Ich drücke es mal vorsichtig aus, er hat sicher gewisse Schuldgefühle ihr gegenüber. Er hat sie geliebt, auf seine Art. Meine Mutti war ein sehr sensibler, feinfühliger und schöngeistiger Mensch in gewisser Hinsicht. Mein Vater eher das Gegenteil. Damit hat er sicher viel kaputt gemacht bzw. aus ihr verbannt,weils keinen Platz hatte in seinem Leben. Und das war von Kind an alles andere als gut.
Nun stellt er das Grab voller Blumensträuße, so dass es nicht unbedingt schön aussieht.

Da es ein langsames Verabschieden bei meiner Mutti war, hatte er sicher Zeit, damit umzugehen. Aber er ist oft geflüchtet, hat sich falsch verhalten, ihr damit nicht unbedingt gut getan. Er konnte damit nicht umgehen.

Meine Eltern sind nie großartig weggefahren, außer zuletzt einige wenige Rentner- und Werbefahrten, nie groß zu anderen Leuten gegangen.
Mein Vater war kein Freund davon, für ihn bestand der Tag aus arbeiten und sich um Haus und Garten kümmern. Meine Mutti war oft nicht richtig fit. Mal der Kreislauf, dann konnte sie nicht weit laufen nach einem komplizierten Beinbruch etc.

Mein Vater kocht und putzt selber, ich tue das nur manchmal für ihn. Zum einen braucht er eine Aufgabe, zum anderen hat er eh eigene Vorstellungen, wann seine Fenster z.B.wiedermal dran sind. Er hat auch so absolut festgelegte Essenszeiten, auch wegen seines Diabetes, wir essen relativ spät, sehen das nicht so eng.
So lange er im Garten tun kann und etwas fit ist, sieht er einen Sinn im Leben, denke ich. Anders wäre es, wenn er nichts mit seinem Tag anzufangen wüsste, nichts vorhätte, Schmerzen hätte oder nur liegen müsste und auf andere angewiesen wäre. Denn er "bettelt" niemanden um etwas. Man muss alles riechen oder wissen, was er will.

Er sagt zwar oft, was er noch hier soll, er ist übrig und alt und stirbt sowieso bald... aber das ist so eine Masche, wenn es mal Zoff gab, damit will er uns treffen.
Er ist und war schon imemr ein kleiner Tyrann, der meint, die Welt dreht sich um ihn und seine Belange und er kann und muss überall mitmischen.
Einfach ist das Leben mit ihm zusammen nicht.
So lange er sich noch so fühlt wie jetzt, geht es ja noch. Wenn es mal anders wird weiß ich nicht, wer das aushalten kann und soll ...
Schwierig.

Also der Prof war am Mittwoch gar nicht vorbereitet. Er hatte zwar die Patientenmappe vor scih, wollte meinen Vater aber plötzlich wieder hier im Ort zur OP schicken. Obwohl alles abgesprochen war. Auch so war er nicht unbedingt auf dem Laufenden.
Er war nur erstaunt, wie auch der Onkologe, dass mein Vater fit ist, die Blutwerte 1A, trotz der Chemo. Bis auf die Schlappheit, aber das ist ja normal bei Chemo, darunter leidet ja der ganze Körper.


Ich wünsch dir ein schönes WE!
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