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Alt 31.08.2008, 00:56
Mirijam Mirijam ist offline
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Standard AW: Diffuses großzelliges B-Zell Lymphom

Hallo nochmal,

es freut ich, dass dir/euch meine Antwort ein bisschen was gebracht hat.
Das motiviert mich doch, gleich nochmal zu schreiben:

Die Wirkung von Rituximab hängt weniger davon ab, ob ein Lymphom hoch- oder niedrigmaligne ist. Wesentlich ist die von dir erwähnte Oberflächenstruktur cd 20. Leider haben nicht alle B-Lymphozyten diese Oberflächenstruktur, so dass Rituximab sich auch nicht an jeden B-Lymphozyt "andocken" kann. (Dazu muss man wissen, das B-Lymphozyten nicht eine einheitliche Zellart sind, sondern aus den B-Lympozyten können sich ganz verschiedene lymphatische Zellen entwickeln) Dazu kommt, dass es neben den aktiven B-Lymphozyten auch immer sogenannte "Schläferzellen" gibt, die wohl nur schlecht erkannt und mit Antikörpern markiert werden können.
Grundsätzlich ist es so, dass die Vorgänge im Körper viel komplizierter sind, als es bei den Erklärungen ,(z.B. über die Wirkungsweise von Rituximab) den Anschein macht. Man muss Sachverhalte vereinfachen, damit sie für Laien einigermaßen verständlich sind. Viele Prozesse werden selbst von Wissenschaftlern nicht 100 %ig verstanden bzw. sind nicht wirklich geklärt. Es ist einfach so, dass Rituximab bei einigen Menschen sehr gut wirkt, bei anderen nur schlecht oder gar nicht. Das merkst du auch schon, wenn du hier im Forum liest. Der Malignitätsgrad eines Lymphoms spielt da nur bedingt eine Rolle.

Zu den plötzlichen Auftreten der Lähmungserscheinungen an den Beinen deiner Tante kann ich nur sagen, dass es bei mir ähnlich war. Ich konnte innerhalb von etwa 6 Stunden von vollkommener Beschwerdefreiheit über leichte bis rapide ansteigende Schmerzen in der Leiste mein rechtes Bein nicht mehr heben und hatte wirklich üble Schmerzen. Ich hab mich in meiner Not in die Notaufnahme der Klinik fahren lassen und die haben sehr rasch herausgefunden, dass ein vergrößerter Lymphknoten auf einen Nerv in der Leiste drückte, was die Beschwerden verursachte. Allerdings haben sich bei mir die Beschwerden innerhalb von 2 Tagen wieder zurückgebildet.
Mein Arzt in der Uniklinik hat mir später erklärt, dass der LK offenbar schon vergrößert war (Lymphom). Durch besondere Ereignisse, können aber die LK im Zuge ihrer normalen Tätigkeit in der Immunabwehr plötzlich weiter anschwellen und so in sehr kurzer Zeit Beschwerden verursachen. z.B. reicht eine leichte Blasenentzündung oder Geschlechtsverkehr, um Lymphknoten in der Leistengegend anschwellen zu lassen. Nach einiger Zeit geht die Schwellung meist zurück, je nachdem was die Ursache für die Schwellung war.
Vieleicht gab es bei deiner Tante ja auch so einen Anlass (den man jetzt gar nicht mehr nachvollziehen kann), der zu dem relativ raschen Eintreten der Beschwerden führte. Irgendein kleiner Enzündungsherd oä in der Nähe des betreffenden LK kann da schon reichen.

So, dass wars erstmal. Ich werd mich jetzt mal aufs Ohr hauen. Liebe Grüße!

Mirijam
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follikuläres NHL, Grad 1, Stadium 4, seit März 2008
Therapie: April/Mai 08 - Chemo abgelehnt, stattdessen Rituximab Monotherapie
Ergebnis: Rückgang der LK um 30-50%,
Jetzt "watch and wait"
Nachuntersuchung Aug.08: nur noch wenige LK zu sehen, weiter "watch and wait"

aktueller Stand 2019: keine vergrößerten LK zu finden
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