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Alt 14.09.2008, 13:33
Rebecca80 Rebecca80 ist offline
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Standard AW: Thread für junge Angehörige von Krebskranken

Hallo zusammen,
habe diesen Thread gerade entdeckt.
Die Geschichte meiner Mom habe ich im Forum "Profil: Angehörige stellen sich vor" bereits beschrieben. Jetzt sehe ich, dass sich hier vor allem Jüngere tummeln, die noch in Ausbildung/Studium stecken. Dachte mir, da passe ich auch ganz gut rein.
Bei meiner Mom haben sie im Januar ein Weichteilsarkom im Zwölffingerdarm festgestellt. Zuvor hatte sie immer schlechte Blutwerte, wurde dann sogar ins Krankenhaus wg. Anämie (Blutarmut) eingewiesen. Da sie seit ihrem Schlaganfall ("Das ist eine kleine harmlose OP") Ärzte nicht ausstehen kann und keine lust auf schlechte Nachrichten hat, versucht sie größere Arztbesuche zu vermeiden. Sie hat auch schon seit längerem Vagianal-Blutungen mit Verdacht auf etwas schlimmerem in der Gebärmutter, aber sie geht nicht zum Arzt. Ignoriert es, will es lieber nicht wissen.
Da ihr Sarkom inoperabel ist und nicht auf Chemo oder Bestrahlung anspricht, nimmt sie seit Februar ein neuartiges Medikament. Die Nebenwirkungen sind grauenhaft, ihr geht es richtig schlecht. Letzte Woche wurde nun ein CT gemacht, um den Erfolg der Medikamente festzustellen. Die Besprechung ist in 3 Tagen. Wir sind alle sehr nervös, was dabei herauskommt. Was, wenn der Tumor weiter gewachsen ist? Was, wenn die Metastasen in der Leber größer geworden sind? Kurzum: verdrängen, bis man genaueres weiss.

Zuhause ist die Stimmung sehr angespannt. Ich wohne zum Glück nicht mehr dort, bekomme aber dank Email, TElefon und Besuche genug mit. Mein Vater unterdrückt meine Mutter total: kümmert sich um alles, lässt sie nichts machen, will alles nach seinem Kopf machen. D.h. in der Realität: zuhause sieht es immer schlimmer aus, weil mein Vater ein Sammler ist. Dort wird alles gesammelt: Plastiktüten, Kaffee-Tüten, Verpackungen vom Metzger, Verschlüsse (z.b. vom Toastbrot)... einfach alles. Ab udn an greife ich meiner Mutter unter die Arme und putze dort, wo es ein Mann meistens nicht sieht, räume manches weg und würde am liebsten das meiste einfach wegwerfen. Und dann kommt eine Mail von meiner Mom: Papa hat alles wieder zurückgeräumt, weil ich den Platz für das Toilettenpapier verstellt habe. Aber hallo? Wie unflexibel kann man mit 64 Jahren sein? Wenn ich die Eltern meines Freundes sehe, die sind Ende 50, liegen da WElten dazwischen.
Aber auch meine Mutter altert geistig gesehen sehr stark. Bei manchen Aussagen oder Behauptungen muss ich mir innerlich an den Kopf fassen.

Kennt ihr das? Dass ihr zusehen müsst, wie eure Eltern mit der Situation nicht klar kommen? Meine kommen in ihrer Partnerschaft teilweise gar nicht klar. Aber ich kann doch nciht ihr Mittelsmann sein, sie sind doch schon 25 Jahre verheiratet!
Soll / muss ich da einspringen? Oder soll ich mich da raushalten? Ich bin vollkommen ratlos und mache mir da sehr viele Gedanken. Mein Freund schimpft immer und meint, ich mache mir zuviele Gedanken. Dabei will ich doch nur, dass es den beiden gut geht, und sie in so einer schwierigen Zeit füreinander da sind, und nicht sich gegenseitig blockieren....

Bin mal gespannt, ab morgen beginnt mein Praktikum und ich werde recht selten bei meinen Eltern vorbeischauen. Ich wohne ca. 40 km von daheim weg, und als Student kann man sich die fahrerei auch nciht täglich leisten, von der Zeit mal abgesehen. Wenn dann noch 40 Stunden Arbeit dazukommen, muss ich mcih zwischen Arbeit, Liebe, Sport und Eltern ganz schön knackig organisieren....

So, jetzt hab ich mri alles mal von der Seele gesprochen. Freue mich über jegliche Rückmeldung!

Liebe Grüße
Rebecca