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Alt 28.09.2008, 15:55
Minekanine Minekanine ist offline
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Beitrag AW: Profil: Angehörige stellen sich vor...

Hallo zusammen,
ich bin per Zufall hier auf das Krebsforum gestoßen. Mein richtiger Name ist Silvia und ich bin 48 Jahre alt und alleinstehend. Ich wohne seit 2006 wieder bei meinem Vater. Meine Mutter ist 2005 an einem Lungemphysem verstorben. Mein Vater ist seit dem 04.08,08 im Krankenhaus wegen Gewichtsabnahme und angeblicher Enteritis (Darmentzündung) a) weil er so abgenommen hat b) weil er Durchfall hatte c) weil er in den Volumenmangel reinrauschte, da er weder etwas gegessen noch getrunken hat. Nach 14 Tagen stellt sich heraus, dass Papa (71) an einem Bronchialkarzinom (Adenokarzinom) leidet, dass bereits Metastasen im anderen Lungenflügel gebildet hat.
Meine Schwester und ich hat das umgehauen. Papa auch. Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet. Man sagte uns nur kurz, das sei inoperabel, aber die Chemo wäre sehr gut und er hätte gute Chancen, noch einiges an Zeit "herauszuholen" die lebenswert ist. Alles blasse und graue Therorie.
Die Ärzte im Krankenhaus reden überhaupt nicht mit mir und meiner Schwester, wir erfahren alles auf den letzten Drücker. Keiner informiert uns. Jetzt ist mein Vater seit dem 15.08. wieder zu Hause, muss aber am 22.08. wieder in Krankenhaus zur nächsten Chemo. Wir wissen nicht mal, wieviel Zyklen geplant sind, weil keiner von denen redet. Alles wird wischiwaschi hingestellt und ich werde als "renitente Zicke" vom Pfegepersonal eingestuft, nur weil ich mich beschwert habe, dass niemand guckt, ob der überhaupt noch ansprechbar ist.
Er hat die erste Chemo nicht vertragen und bei der zweiten ist der so abgedriftet, dass er 6 Tage lang zeitlich und räumlich nicht orientiert war. Er hat nur geschlafen, konnte deshalb weder trinken noch essen noch die Medikamente einnehmen. An Medikamenten bekommt er neben dem Morphinpflaster 25mg noch Gabapentin 600mg 2x am Tag. Die hat man abends wieder abgeholt und ihm morgens wieder hingelegt. Ich bin sauer über die Behandlung im Krankenhaus! Und über die Ärzte, die meinen, die können uns verarschen.
Meine Schwester hält absolute Distanz und ich dreh hier durch. Ich weine nur noch, bin fix und fertig. Jetzt, wo er zu Hause ist, trinkt er genau so wenig wie in der Klinik. Er nimmt auch die Medikamente nicht, ist völlig abwesend, teilweise nicht ansprechbar, schläft fast nur. Er kann Sätze teilweise nicht mehr bilden oder ihm fehlen Wörter. Ich kann die Medikamente ihm doch nicht reinprügeln! Wenn er was sagt, schreit er rum oder - er sagt nichts. Ich bin mit den Nerven am Ende, bekomme schon Promethazin, weil ich nachts nicht schlafen kann. Die helfen aber nicht.
Meine Firma ist der Auffassung, ich soll mich gefälligst nicht so anstellen, sterben müssen wir alle mal. Und ich soll bloss nicht wieder ausfallen, so wie vor 3 Jahren bei meiner Mutter. Da hatte ich 1 Woche Krankenschein bis zur Beerdigung!
Ich fasse das alles nicht mehr. Und der Hausarzt sagt, der vage Verdacht auf dieses Karzinom hätte bereits im März diesen Jahres bestanden. Warum er nichts getan hat? Weil der Verdacht nur vage war, sonst nichts. Ich könnte vor soviel Inkompetenz und Laschheit die Wände hochgehen. Ich esse selber kaum was, weil mir das alles so auf den Magen schlägt.
Ich bin vorgestern zusammengeklappt. Aber ich muss doch letzlich hier zu Hause für Papa noch ein bisschen was tun. Ich will nicht, dass er jetzt schon in das Hospiz muss, weil ich die Pflege zu Hause nicht gewährleisten kann. Ich bin im Außendienst tätig und mit 48 Jahren als Frau, dann noch alleine, gibt es nicht so schnell mehr eine Arbeit.
Ich bin am Ende. Ehrlich. Vielleicht hat jemand von Euch eine Idee? Meine Ärztin sagt, ich soll in die Klinik. Will ich aber nicht. Aber was wird denn dann aus Papa? Der Pflegedienst wird 2x am Tag rauskommen, soviel ist schon abgemacht. Aber ich kann mich doch jetzt nicht einfach ausklinken!

Ich kenne die 5 Phasen nach Elisabeth Kübler-Ross.Selber mal in der Ausbildung zur Zahnarzthelferin gelernt. Aber in der Praxis ist alles anders.
Liebe Grüße
Silvia
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