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Alt 02.12.2008, 13:00
urlaub urlaub ist offline
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Standard AW: Langzeitüberlebende bei IBK

Ich gehöre zwar nicht(noch nicht) zu den Langzeitüberlebenden, aber mir ist gerade folgendes bewußt geworden. Als ich im Januar 07 an BK erkrankte, Chemo, Bestrahlung und alles drum und dran durchmachen mußte, war ich täglich im Forum und habe viel geschrieben. Auch ich habe immer nach positiven"Verläufen" gesucht und wollte etwas lesen, von Frauen, denen es wieder gut geht. Jetzt stelle ich fest, dass ich zwar oft mitlese, aber selten schreibe, da es mir wieder (meistens) gut geht. Fast sind 2 Jahre nach OP vorbei und ich traue mich kaum, näher darüber nachzudenken. Das letzte Jahr war einfach nur hart, aber heute kann ich im Rückblick sagen, dass es auch einige Sachen positiv verändert hat. Nicht, dass ich nicht gut auf die Krankheit hätte verzichten können. Aber, so abgedroschen es vielleicht klingt, heute genieße ich alles viel intensiver, habe häufiger Glücksmomente und rege mich wesentlich weniger über sogenannten Alltagsärger auf. Natürlich ist es nicht immer so, die große Anspannung und Angst vor den Nachsorgeuntersuchungen oder, wenn es mal irgendwo zwickt, ist immer wieder da. Habe vor 3 Wochen einen Expander einsetzen lassen zum Brustaufbau und schaue nach vorn. Trotzdem kommt immer wieder der Gedanke: wenn alles zu gut läuft, kommt vielleicht wieder ein Hammer. Dann versuche ich aber, diesen Gedanken sehr schnell wegzuschieben. Dank der Reha in Sch****** habe ich so einigen Entspannungsmethoden erlernt, die mir oft in schwierigen Stunden(natürlich meistens nachts) weiterhelfen. Heute lebe ich nach dem Motto: Im Moment bin ich "clean", was morgen ist, kann mir keiner sagen. Mit dem hohen Risiko muß ich leben, da viele Lymphknoten bereits befallen waren. Auf einen evtl,. weiteren Verlauf der Krankheit habe ich keinen Einfluß. Aber wie ich mit jedem neuen gesunden Tag umgehe, kann ich selbst entscheiden. Das hört sich vielleicht jetzt so einfach und fürchterlich schlau an, aber mir ist auch bewußt, dass ich morgen schon wieder eine deprimierte Phase haben kann. Zu Anfang der Erkrankung wollte ich auch überall nach Überlebensstatistiken suchen. Dann sagte mir meine Psychologin, (die mir im ersten Jahr durch die Gespräche sehr geholfen hat): Was nützen Dir die Statistiken, Du weißt doch sowieso nicht, zu welcher Seite in dieser Statistik Du gehörst.

GErade habe ich den Text noch einmal durchgelesen. Hätte ich das im letzten Jahr während meiner schlimmsten Zeiten gelesen, hätte ich gedacht: Ja, ja , schönes Gequatsche. Bei mir wird es nie wieder leichte Zeiten geben, falls ich im nächsten Jahr überhaupt noch lebe. Aber es ist wirklich so,wenn man es auch kaum glauben kann: Man kann wirklich wieder glücklich sein und sich des Lebens freuen. Anders als früher, teilweise mit anderen Freunden als früher, nie wieder völlig ohne Angst, aber oft wesentlich intensiver.
Vielleicht hilft es dem ein oder anderen, der gerade verzweifelt.
Viel Kraft an alle
Doro

Geändert von gitti2002 (01.04.2012 um 19:58 Uhr) Grund: *********
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