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Alt 13.12.2008, 15:50
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: Mutter mit Lungenkrebs...

Hallo Fabio,

ich habe diesen thread erst jetzt "im nachhinein" gelesen. Aber ich denke, ich kann so halbwegs nachempfinden, wie es deiner Mutter und dir damit ergangen ist. Meinen großen Respekt dafür, wie du mit dieser schwierigen Situationen umgegangen bist! Und trotz allem Leid: deiner Mutter war es vergönnt, am Ende doch recht schnell und friedlich einschlafen zu dürfen. Eine weitere Chemo- o.a. Therapie hätte ihr Leid wahrscheinlich nur sinnlos verlängert. Wenn es Zeit ist zu gehen, dann ist es Zeit. Auch wenn es für den Sterbenden und für die Angehörigen unendlich schwer ist :-(

Meine Frau stirbt auch gerade. Nicht an Lungen-, sondern an Brustkrebs. Aber Parallelen zu deiner Mutter gibt es viele. Metastasen hier und da, wachsen unbeeindruckt von der (abgebrochenen) Chemo weiter. Sie ist abgemagert bis auf Haut und Knochen, isst und trinkt kaum noch was, wird jetzt künstlich ernährt, schläft fast nur noch bzw. dämmert so vor sich hin. Gedächtnisverlust, klar. Wie es ihr gestern ging oder was sie gestern für Behandlungen bekommen hat, weiss sie nicht mehr. Und mehr als ein paar Sätze kann man mit ihr nicht sprechen, dann macht sie die Augen zu und ist überfordert. Tabletten kann sie nicht mehr nehmen, kotzt sie gleich wieder aus. Ist alles schon umgestellt auf Infusion bzw. Spritzen.

Es gibt gute und schlechte Tage. Ein guter Tag für meine Frau ist, wenn sie schmerzfrei ist und nicht kotzen muss. Das ist inzwischen fast alles, was für sie zählt. Sterben wird sie so oder so. Nur weiss niemand, ob das noch 4 Wochen oder 4 Monate dauert.

Wie beschissen man sich da auch als Angehöriger fühlt, weiss ich nur zu genau. Man möchte doch so dringend helfen; und wissen, was man tun soll. Aber es gibt keine Hilfe mehr, und es gibt auch kaum noch was zu tun. Ausser "da sein" und begleiten.

Ein "Glück" für uns ist bei all dem Elend, dass es bei meiner Frau nicht ganz so schnell geht. Weswegen wir ihr ihren Wunsch, zu Hause zu sterben - und ihr letztes Weihnachten zu Hause zu sein, mit Hund, Katze, Ehemann - wohl hoffentlich noch erfüllen können. Wenn alles klappt wie geplant, wird sie Mitte nächster Woche nach Hause kommen. Ambulanter Pflegedienst, Hilfsmittel usw. usf. sind schon organisiert. Jetzt muss sie "nur noch" so lange durchhalten...

Alle - sie, ich, Ärzte, Familie, Freunde... - wissen, dass es vorbei ist, und nur noch eine Frage von Wochen oder Monaten. Und man nicht mehr tun kann, als es ihr in ihrer häuslichen Umgebung für die letzte Zeit so schön wie möglich zu machen. Und hoffentlich als auch Angehörige die Kraft aufbringen zu können, dieses langsame Sterben irgendwie auszuhalten.

Viele Grüße,
Stefan
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