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Alt 09.01.2009, 17:05
Benutzerbild von Susanne85
Susanne85 Susanne85 ist offline
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Registriert seit: 20.09.2008
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Beiträge: 165
Standard AW: Pflege meiner Mama

Hallo Claudi,

fühl dich erstmal ganz lieb umarmt. Ich weiss, wie du dich fühlst. Meine Mama ist am 16.12.2008 gestorben. Auch bei ihr sagten die Ärzte zuerst, sie sei geheilt. Sie ging wieder arbeiten, hatte plötzlich Schmerzen und nach 2 Fehldiagnosen stellte man dann doch Knochenmetastasen fest. Dann auch Leber, Magen zum 6 Wochen vor ihrem Tod Hirnmetastasen. Und Mama hat auch sehr abgebaut die letzten Wochen. Das Halluzinieren ging 1 Woche vor ihrem Tod los. Ich will dir damit jetzt keine Angst machen, denn ich kenne auch andere Krankheitsverläufe.

Deine Angst, deine Verzweiflung, deine Hoffnungslosigkeit und das zugrundegehen der Nerven kann ich allzu gut nachempfinden. Du bist hin und her gerissen, denn einerseits siehst du, wie unwürdig das Dasein (Leben kann man es nicht mehr nennen) deiner Mama nun ist und andererseits willst du sie nicht verlieren. Du wirst dich aber nicht mal entscheiden können oder müssen... Versuche dir trotzdem irgendein Ruhe-Ritual zu erschaffen, in dem du dir jeden Tag Kraft holen kannst. Ich weiss nicht, wie sehr deine Mama dich braucht. Vielleicht kannst du dir mal 1 Stunde im Fernsehen irgend was anschauen. Oder wenn ne Stunde am Stück nicht geht, dir mehrmals am Tag 10 Min. für dich gönnen und einen Kaffee oder Tee trinken. Vielleicht auch jeden Abend ein Entspannungsbad? Je nachdem, was dir am meisten zusagt und bei was du am besten entspannen kannst. VERSUCHE nicht zu sehr daran zu denken. Es ganz abzustellen, wirst du wohl nicht oder sehr schwer schaffen, denn diese Situation ist ja derzeit dein Lebensmittelpunkt. So war es bei mir zumindest. Versuche, deiner Mama alles so schön wie möglich zu machen. Gib ihr Liebe, Wärme und Geborgenheit. Schüttel das Kissen hier und da mal wieder auf, kämm öfter am Tag die Haare (wenn sie wegen der Chemo noch welche hat), creme das Gesicht, die Hände ab und zu ein, etc. Ich bin irgendwann an den Punkt gekommen, an dem ich nicht mehr wusste, was ich mit ihr reden soll. Aber sie da liegen zu lassen und einfach zu schweigen tat mir auch leid. Ich habe hier von einer anderen Userin nen super Tipp bekommen: Ich habe ihr vorgelesen. Auch wenn sie nach jeden 2. Satz eingeschlafen ist oder zumindest gedöst hat, habe ich trotzdem einfach weitergelesen. Und Mama sagte, dass sei wunderschön, weil sie da richtig entspannen konnte.

Versuche deine Kraftreserven nicht zu verlieren. In solchen Zeiten haben wir sowieso mehr Kraft, als wir je dachten. Gib deiner Mama all die Liebe, die du hast. Mehr kannst du im Moment leider nicht tun.

Wenn du etwas loslassen oder darüber erzählen willst, Fragen hast, ist hier genau der richtige Ort dafür. Hier sind so viele liebe Menschen, die dich auffangen, trösten, dir Mut machen und dir aber auch viele hilfreiche Tipps geben.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und bin in Gedanken bei dir!

Viele liebe Grüße


Susanne
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Für meine geliebte Mama
13.06.1964 - 16.12.2008
http://de.youtube.com/watch?v=PP_NQPrbRvM
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