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Alt 19.01.2009, 09:57
Stefans Stefans ist offline
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Registriert seit: 27.01.2007
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Standard AW: Pflege meiner Mama

Hallo Claudia,

Zitat:
Zitat von kalei05 Beitrag anzeigen
So ...jetzt is es soweit. Ich bin stark genug um mit Sitaution meiner mama umzugehen. Stark genug um sie zu pflegen und die letzte Zeit mit ihr zu verbringen...aber ich bin nicht mehr stark genug für meine Familie...

Die machen mich kaputt...
Dann schau bitte, dass du sie im Moment soweit wie möglich "ausblendest". Klar, schwierig, wenn dein Vater dich zum Dank auch noch anpflaumt. Ich meine nur: zur Zeit geht es um deine Mutter, für die du da sein willst. Alle stehen unter extremem Stress, und viele können damit nur so umgehen, dass sie auf andere einschlagen. Vielleicht kannst du versuchen, das im Moment "einfach" als gegeben hinzunehmen. Weil es deiner Mutter nicht hilft, wenn ihr Sterben noch durch Familienstreit verschlimmert wird.

Konzentriere dich auf deine Freunde, geh zu ihnen, gehe ihnen auf die Nerven. "Immer müssen die sich nach dir richten" stimmt nicht. Das müssen sie nie - aber sie tun es, weil sie merken, dass du Hilfe brauchst. Später kannst du ihnen etwas davon zurückgeben. Aber das läuft nicht weg.

Zitat:
So Bummss..ich glaub nicht das das mein vater ist.
Geht mir mitunter auch so. Als meine Frau noch in der Klinik war (und klar, dass sie demnächst sterben muss, nur nicht, wann) rief ich meinen Vater nach seinem langem "Abtauchen" an, und nach einer pro forma Frage nach ihrem Befinden kam er dann zum Eigentlichen: Er wollte wissen, wie das Testament meiner Frau und mir aussieht. Ein "Berliner Testament", wenn einer stirbt, bekommt der andere alles. Und danach? Danach, sage ich, weiss ich nicht. Haben wir noch nicht drüber nachgedacht. Ja, dann solle ich doch bitte, wenn meine Frau tot ist, weil ich dann ja auch mal sterbe, ein Testament machen, indem meine Eltern als Erben eingesetzt sind (dass sie 30 Jahre älter sind als ich, schien meinem Erzeuger in seinen Überlegungen entgangen zu sein). Schließlich hätten sie uns ja immer finanziell unterstützt, und nicht die Familie meiner Frau, die haben ja kein Geld.

Ich war völlig fertig mit der Welt. Den kenne ich nicht, und den will ich nicht kennen. Nix Vater, nur Erzeuger. Mit seiner Kohle hat er schon recht. Aber er und meine Mutter haben meine Frau und mich menschlich völlig im Stich gelassen. Meine Mutter hat sich hier seit September nicht gemeldet. Seit klar war, dass meine Frau Metastasen hat und sie mit 90%iger Wahrscheinlichkeit am Krebs sterben wird. Nichtmal nach dem Tod meiner Frau hat meine Mutter mit mir gesprochen, nichtmal eine Beileidsbekundung konnte sie sich rausquälen. Nix Mutter, nur vor langer Zeit Gebärende.

Die Familie meiner Frau war da, als es ihr schlecht ging. Die Schwester über Wochen, ihre Mutter (die 80 ist, wahnsinnige Angst vorm Fliegen hat und nur noch mit dem Rollator gehen kann), ihr Bruder, ihr Neffe - zum Abschied nehmen. Die haben sich in den Flieger gesetzt und sind 750 km weit angereist. Meine Eltern, die mit dem Auto in 2,5 Stunden da sein könnten, sind abgetaucht. Was nicht daran liegt, dass meine Frau "nur" ihre Schwiegertochter ist. Nein, die sind so. Die würden auch bei mir nicht kommen. Und ich lege keinerlei Wert darauf legen, sie zu im Notfall zu sehen, weil ich sie genau so schon lange kenne. Verlogenes, heuchlerisches Pack.

Zitat:
Also das ist echt der Wahnsinn..meine Familie zerbricht echt an der Krankheit..und ich hab wahnsinnige Angst, keine Familie mehr nach dem Tod meiner Ma zu haben...
Wovor hast du da angst? In Krisenzeiten zeigt sich, wie wichtig sich Menschen sind und wie sie sich füreinander einsetzen. Das siehst du jetzt. Ist es so schlimm, nach dem Tod deiner Mutter Menschen nicht mehr zu "haben", auf die du dich nicht verlassen kannst und die dich im Notfall sowieso wieder im Stich lassen werden?

Home is where your heart is! Also folge deinem Herzen und wende dich an die Menschen, die dich unterstützen. Und nicht an die, die dich noch zusätzlich fertig machen. Ja, es ist bitter, wenn man in so einer schweren Zeit feststellen muss, dass es nicht die eigene Familie ist, die einem beisteht. Aber nur in solch schwierigen Zeiten kann man es merken. Und besser, du merkst es jetzt als in xx Jahren: Blut ist nicht dicker als Wasser.

Viele Grüße,
Stefan
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