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Alt 08.02.2009, 19:38
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Christa Christa ist offline
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Registriert seit: 07.12.2008
Ort: Wien
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Standard Ich will mein Leben zurück

es ist sonntag, 8.2.09, kurz nach 19.00 uhr....

mein LG ist mit seinen kindern bei den großeltern, ich bin mit unseren 2 katzen alleine hier daheim.

seit wochen quälen mich zwei dominante gedanken. der erste ist, dass ich gerne hinausgehen würde und laut schreien würde "ich will mein leben zurück". ich will, dass alles nur ein traum war, dass ich das alles gar nicht erlebt habe. ich will wieder rettungsdienste fahren dürfen als sanitäterin, will wieder meine flugambulanzdienste machen können, möchte meinen patienten in ihrem leid beistehen können und ihnen mut machen können. ich möchte wieder so unbeschwert lachen können, wie vor dem 10.10.2008. ich möchte mein leben wieder so genießen können wie vorher. ich möchte wieder nähe mit meinem partner erleben können, möchte wieder kuscheln und zärtlichkeiten erfahren. möchte andere themen als krebs und krankheit haben dürfen. ich möchte, dass die gefühle, im mittelpunkt stehen zu wollen, endlich verschwinden. ich möchte, dass meine gefühle, nach wie vor bemuttert und umhätschelt werden zu wollen, verschwinden. ich möchte, dass ich wieder so stark bin wie zuvor. ich mag nicht so schwach sein und oft weinen, das ist für mich selbst schon unerträglich. ich war so ein starker mensche!

der zweite gedanke ist, wie lange ich wohl noch habe? ich hatte jetzt unheimliches glück, keine chemo, keine strahlen, nur AHT. aber wie lange noch? wann und wo werden die ersten metas auftauchen? werde ich schmerzen haben? was kann ich noch alles erleben, was nicht mehr? wann muss ich gehen?

ich habe nicht mal sonderlich abenteuerliche pläne oder ziele in meinem leben, ich möche einfach, dass es so, wie es ist, in ruhe und gesundheit möglichst lange weiterläuft. dann wäre ich schon glücklich!

verzeiht, dass ich heute so nachdenklich bin, aber diese gedanken kreisen seit wochen in mir herum. ich darf nicht übers sterben reden, darf es nicht mal erwähnen, das will niemand hören. alle würgen diese worte gleich wieder ab. also dachte ich mir, ich schreibe sie hier einmal nieder, vielleicht tut mir das schon gut.

eine etwas nachdenkliche christa
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Leben ist das, was passiert, wenn ich eigentlich was anderes vorhatte...
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