Einzelnen Beitrag anzeigen
  #77  
Alt 13.02.2009, 17:07
Benutzerbild von Luna10
Luna10 Luna10 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.03.2008
Ort: Bayern
Beiträge: 163
Standard AW: Ich will mein Leben zurück

Hallo Mädels!

"Ich will" gefällt mir, der Beitrag von Andile2412, der von Bergmädel und so viele, viele andere.

Wir ticken in einer Art und Weise gleich. Wir möchten bedauert werden, wenn es uns schlecht geht und wir möchten fröhlich sein, wenns uns gut geht.

Immer wenn ich bei irgendwelchen Ärzten (und das waren - wie bei Euch auch - in den letzten 4 Jahren sehr, sehr viele unterschiedliche) im Wartezimmer saß, konnte man den Gesprächen der anderen Patienten unfreiwillig lauschen. Was haben die meisten doch für Probleme! Nicht zu fassen! Ganz schlimm sind die Senioren dran! Ärger und schlimmer kanns niemanden treffen. An manchen Tagen kann ich sowas kaum ertragen.

Aber an den meisten Tagen (und die werden immer häufiger) lässt mich das alles ziemlich kalt. Warum? Weil ich weiss, dass der Krebs mir gezeigt hat, dass mein jetziges Leben durchaus noch lebenswert ist. Ich lebe wesentlich bewusster als vor meiner Erkrankung. Ich genieße die kleinen Dinge, denn ich war nach meiner OP geschlagene 3 Tage absolut auf fremde Hilfe angewiesen, konnte noch nicht einmal das Bett allein verstellen, geschweige denn mir das Essen selbst schneiden etc. pp. Dazu muss ich sagen, dass ich eine subkutane Mastektomie hatte, eine Woche später Brustaufbau mit Latissimus-Dorsi-Flap und Implantat. Ich lag 3 Tage auf dem Rücken wie ein Maikäfer und konnte nix, aber auch gar nix alleine.

In diesen 3 Tagen wurde mir ganz besonders klar, was es bedeutet, auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Natürlich geht es uns allen - mehr oder weniger -mit den Therapien so lala. Die AHT setzt einem ganz schön zu. Die Probleme reichen von Gewichtszunahme über Knochenschmerzen, von Schlaflosigkeit bis hin zu Libidoverlust. Und das seit fast 5 Jahren (da war ich grad mal 36, unser Sohn noch keine 5).

Trotzdem kann ich heute sagen, ich bin froh, dass es mir so geht, wie es mir geht. Die Krankheit hat mich einiges gelehrt, das wurde hier auch schon hinreichend erläutert. Meine Mom hatte ebenfalls vor 13 J. BK. Sie ist seither rezidivfrei, alle Nachsorgeuntersuchungen waren immer ok. Und das war bei mir bisher auch so. Sicherlich spukt die Angst im Hinterkopf herum, besonders vor irgendwelchen Untersuchungen. Aber sie verblasst immer mehr.

Ich will auch vieles. Aber eines will ich nicht mehr: mein altes Leben zurück. Ja, die alte Figur und die alte Frisur . Aber ich will auch die Sichtweise von heute. Ohne die wäre ich wahrscheinlich ein ganzes Stück oberflächlicher.


Ich drücke Euch alle!

Luna
__________________
Freunde sind wie Sterne, selbst wenn du sie nicht siehst, sind sie da. (aus Indien)
Mit Zitat antworten