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Alt 23.02.2009, 16:42
Elia Elia ist offline
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Registriert seit: 07.11.2008
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Standard Nur Rückschritte

Hallo liebe Forumsmitglieder,

ich muss mir hier einfach mal meinen Kummer von der Seele schreiben. Vielleicht habt ihr ja auch ein paar Antworten für mich?!

Ende Oktober letzten Jahres wurde bei meinem Papa Speiseröhrenkrebs diagnostiziert (Plattenepithelkarzinom T3 Nx M0, 34cm ab Zahnreihe).
Dass es keine Fernmetastasen gab war erstmal eine große Freude für uns und Anlass zu allergrößter Hoffnung.
Beschlossen wurde eine neoadjuvante Therapie (zwei Chemozyklen und Bestrahlung), nach vier Wochen Pause dann die OP.

Der erste Chemozyklus verlief noch überraschend gut. Dann wurde durch Zufall ein sog. Simultantumor am Hals festgestellt (winzig klein) und sofort operiert. Durch diese OP hatte mein Vater große Schluckbeschwerden, die durch die Bestrahlung nicht besser wurden. Die zweite Chemo gab ihm dann den Rest. Innerhalb der letzten drei Monate hat er 30 kg abgenommen. Mitte Januar kam er dann ins Krankenhaus, nur um aufgebaut und teilweise auch künstlich ernährt zu werden. Das dauerte drei Wochen, ohne dass es ihm danach deutlich besser ging.

Er ist übrigens in der Uniklinik Homburg/Saar in Behandlung. Dort wird er gut betreut, und wir haben wirklich Vertrauen in die Ärzte.

Am 16.2., also letzten Dienstag war die große Operation, in die wir so viel Hoffnung gelegt haben. Ihm wurde die komplette Speiseröhre entfernt.
Der postoperative Verlauf war zunächst gut. dann kam hinzu, dass mein Papa schon vor der OP Probleme mit Verschleimung und Husten hatte (wurde auf die Bestrahlung und eine gewisse Dehydrierung geschoben). Das war auch nach der OP nicht besser, nur, dass er sich nun überhaupt nicht traut, abzuhusten. Folge ist nun auch, dass die Stimme total "zu" ist, und man ihn kaum verstehen kann.
Am OP Tag wurde gleich der Tubus gezogen und er konnte selbständig atmen. Allerdings bekam er bei dieser einen wichtigen Atemübung mit der Maske totale Panik, sodass sie ihn ruhig stellen mussten.
Diese Panik entwickelte sich zum Dauerzustand und man diagnostizierte ein sog. Durchgangssyndrom, nach solch großen Eingriffen wohl nichts seltenes. Er ist dabei nicht aggressiv (ist wohl dabei oft der Fall) aber total unruhig, panisch und weiß nicht, was wirklich geschehen ist.
Heute sollte ein Psychater zu ihm kommen, was in solchen Fällen gute Hilfe verspricht. Außerdem sollte heute der "Schluck" stattfinden.
Allerdings war es dann so, dass sie ihm Schleim absaugen musste, er völlige Panik bekam, und sie ihn in's künstliche Koma legen mussten und auch wieder intubiert haben.

Mir sitzt der Schmerz und die Trauer wie ein Stein auf der Brust. Schlimmer kann es ja kaum kommen. Kennt jemand einen solchen Verlauf und kann mir Hoffnung machen oder, auch wenn es schlecht aussieht, zumindest Antworten geben.

Für die Ärzte ist das alles immer noch im Begriff ihrer Normalität, aber eben der Normalität der Intensivstation der Chirurgie einer Uniklinik...

Ich weiß kaum noch weiter. Zudem kommt, dass ich kaum ins Krankenhaus komme, weil ich vor vier Wochen ein Baby bekommen habe und auch noch relativ weit von Homburg entfernt wohne. Mit Kleinkind und Baby alleine so eine Fahrt ist kaum zu realisieren. Dann brauche ich in der Kinik jemanden, der auf die Kinder aufpasst. Also geht die Fahrt nur, wenn mein Mann mit kann. So bin ich auch kaum Unterstützung für meine Mama. Wir weinen abends am Telefon gemeinsam, wenn sie aus dem Krankenhaus kommt und immer schlechter werdende Nachrichten hat...

Wie soll es nur weitergehen?

Viele Grüße, Judith
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