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Alt 08.12.2003, 15:27
Gast
 
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Standard ich habe schuld

Hallo ,
ich habe auch schon mal vor einem Jahr ins Forum geschrieben, da hatte mein Vater Lungenkrebs und ist im Sep. 2002daran verstorben. Letzte Montag ist meine Schwiegermutter an Krebs gestorben (oder vielmehr an den dazugehörigen Matastasen, denn der eigentliche Krebsherd ist nie entdeckt worden). Wir hatten in beiden Fällen Gelegenheit uns darauf vorzubereiten, aber man kann es nicht. Und was ich so erschreckend, es wiederholt sich alles, plötzlich steht mein Vater wieder überall, sein Gesichtsausdruck, sein schwerer Atem, sein leerer Blick, Entscheidungen die getroffen werden müssen und bei jeder fühlt man sich schlecht und hilflos. Und bei beiden waren die letzten Worte "Mama". Ich denke sie sind wieder zu ihrem Ursprung zurück. In diesen Moment sind wir wohl in der Welt des Sterbenden die "Fremden". Sie gehen in eine Welt die völlig neu ist oder vielleicht doch in eine die im Unterbewußtsein sehr vertraut.
Wir bleiben zurück voll Trauer, Fragen und Schuldgefühle. Aber auch wenn ich nicht gläubig bin, bin ich der festen Überzeugung das alles einen Sinn hat, den man nur erst nicht versteht. Unsere Aufgabe ist es mit den Erinnerungen an "unsere Verstorbenen" zu arbeiten und vor allen mit den positiven, sie haben uns ein größeres Vermächtnis hinterlassen, als nur die letzten Monate, Tage oder Stunden. Dieser Weg dorthin ist der schwierigste, aber ich denke sie alle haben es "verdient", dass man weiterlebt um sie weiterleben zu lassen. Das ist unsere größte Aufgabe, dieses Vermächtinis zu verwalten.
Im meinem Fall ist es bei meinem Vater sogar so, das meine Erinnerungen immer stärker werden, auch die vor dieser Krankheit. Ich sehe ihn plötzlich in meinen Träumen und er war neben mir in der Stunde als meine Schwiegermutter starb.

Hier noch eine kleine Anekdode, ich bin eigentlich Nichtraucher, mein Vater war starker Raucher und wenn ich heute zu seinem Grab gehe rauche ich eine "mit ihm" und wir sind uns dadurch näher als oft zu "Lebzeiten".
Ich wünsche Euch allen,dass Eurer Lieben die Möglichkeit bekommen in Euch weiterleben zu können ohne schlechtem Gewissen und sich immer zu fragen was hätte er wohl dazu gesagt, sondern aus einem Gefühl heraus aus dem man erkennt wie nah der Andere noch ist. Manchmal erkennt man es erst später, dass man etwas getan weil unsere "Lieben" es so wollten und wir sind nicht allein. Und ich denke , der eigentlich "Tod" ist so friedlich, wenn sie diesen Frieden gefunden haben, sollten wir ihn auch diesen Frieden mit uns machen. (Es hört sich hier alles so leicht an, ich weiss dass es das nicht ist, aber eine grosse Herausforderung).
Michaela
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